Börse

US-Notenbank vollzieht Wandel: Zinserhöhungen kommen früher als gedacht

Lesezeit: 4 min
17.06.2021 12:04
Die Fed kündigt an, die geplanten Zinserhöhungen früher zu vollziehen als ursprünglich angekündigt. Grund ist die rasant ansteigende Inflation. Die Fed sieht diese noch als vorrübergehendes Phänomen. Sollte sich das als Fehleinschätzung erweisen, dürften die Eingriffe noch drastischer ausfallen.
US-Notenbank vollzieht Wandel: Zinserhöhungen kommen früher als gedacht
Die US-Notenbank Fed weicht von ihrem ursprünglichen Plan zu den Zinserhöhungen ab. (Foto: iStock.com/Veni)
Foto: Veni

Trotz hoher Inflation und einer starken Erholung der US-Wirtschaft von der Corona-Krise setzt die Notenbank Fed ihre extrem lockere Geldpolitik voerst fort. Die Währungshüter beließen die US-Leitzinsen am Mittwoch in einer rekordniedrigen Spanne von null bis 0,25 Prozent. Auch ihre konjunkturstützenden Wertpapierkäufe im Wert von 120 Milliarden Dollar pro Monat setzt die Fed vorerst unverändert vor. Doch die Notenbank beginnt langsam, die Finanzmärkte auf ein absehbares Ende der Geldflut einzustellen.

So signalisieren die Prognosen der Währungshüter die Zinswende nun schon für 2023 – bislang hatten die Notenbanker erst im Jahr darauf damit gerechnet. Die Fed-Vertreter haben zudem die Diskussion über eine Anpassung der milliardenschweren Anleihekäufe begonnen, mit denen sie versuchen, das Wirtschaftswachstum zusätzlich anzuschieben. Bei Anlegern kam die Aussicht auf eine Drosselung dieser Geldspritzen und steigende Zinsen nicht gut an. US-Staatsanleihen gerieten erheblich unter Druck und der Aktienmarkt rutschte weiter ins Minus.

Wandel vollzogen

„Die Fed vollzog heute einen Wandel“, kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Es sei klar, dass die Notenbank den Weg aus der expansiven Geldpolitik suche. „Die Inflationsraten klettern höher als ursprünglich zu erwarten war.“ Tatsächlich legte die Teuerung in den USA zuletzt rasant zu. Im April lag die Inflationsrate bei 4,2 Prozent und im Mai bei 5,0 Prozent. Die Notenbanker sehen aber weiter kein Risiko, dass die Teuerung ausufert und betrachten den Preisauftrieb als vorübergehendes Phänomen.

Fed-Chef Jerome Powell machte bei einer Pressekonferenz deutlich, dass sich aus den Prognosen der Notenbanker kein fester Zeitplan für Zinserhöhungen ableiten lasse. Auch beim Anleihekaufprogramm gebe es kein klares Timing. Die Fed werde die Märkte so gut und behutsam wie möglich auf Anpassungen vorbereiten. Trotz des starken Jobaufbaus seit dem Einbruch des Arbeitsmarkts zu Beginn der Pandemie seien die USA noch deutlich vom Ziel der Vollbeschäftigung entfernt. Die Fed wolle weitere Fortschritte sehen, bevor sie die Zügel anziehe.

Hoffen auf Wachstum

Trotz der sich abzeichnenden Straffung des Zeitplans für den Exit setzt die Fed weiterhin darauf, dass sie es doch relativ langsam angehen kann“, erklärte Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner. Dies sei aber nur dann realistisch, wenn die Notenbank mit ihrer Einschätzung Recht behalte, dass die aktuell höhere Inflation von Sonderfaktoren getrieben werde und sich im nächsten Jahr wieder beruhige. „Dieser Ausblick ist damit die große Wette der Fed.“

Die Notenbanker hoben nicht nur ihre Zinsprognosen an, auch ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum und die Inflation fielen teilweise höher aus. So rechnet die Fed für dieses Jahr jetzt mit einem Wirtschaftswachstum um 7,0 Prozent anstatt der bisher angenommenen 6,5 Prozent. Die fortschreitende Impfkampagne habe die Ausbreitung der Corona-Pandemie gebremst. Der Inflationsausblick für 2021 stieg kräftig von 2,4 Prozent auf 3,4 Prozent. Im kommenden Jahr erwartet die Fed aber eine starke Abschwächung auf 2,1 Prozent.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Geldanlage
Geldanlage Deka verfehlt Gewinnziel und erwartet Ergebniseinbruch
26.03.2024

Die Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka verfehlt ihr Gewinnziel aufgrund einer drastischen Erhöhung der Risikovorsorge im vergangenen Jahr....

ANG
Vorsorge
Vorsorge Renten steigen zum 1. Juli um 4,57 Prozent
25.03.2024

Kräftiges Plus für Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland: Ihre Bezüge steigen im Sommer deutlicher als erwartet. Doch die...

ANG
Börse
Börse Altersvorsorge an der Börse - so geht's!
25.03.2024

81 Milliarden Euro aus Steuergeldern fließen 2022 in die Rentenkasse. Der demografische Wandel verschärft die Situation, daher gewinnt...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Investition in Edelmetalle - wichtige Punkte beim Kauf von Gold, Silber und Platin
25.03.2024

In Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin zu investieren ist eine vernünftige Option, um das Portfolio zu diversifizieren und sich vor...

ANG
Karriere
Karriere Babyboomer-Generation verlässt den Arbeitsmarkt - welchen Einfluss hat es auf das Rentensystem?
25.03.2024

Die bevorstehende Pensionierung der Babyboomer-Generation stellt Unternehmen und das Rentensystem in Deutschland vor neue...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Rente: Gemessen an der Wirtschaftskraft gehen die Kosten zurück
25.03.2024

Die Ausgaben für die gesetzliche Rente erreichen immer höhere Milliardenbeträge, der Bund schießt viel Steuergeld zu. Das...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Bitcoin weiter auf Rekordhoch - Der Gesamtwert übertrifft den Wert aller Silberbestände
11.03.2024

Die Rallye von Bitcoin setzt sich fort, erreicht ein neues Rekordhoch von 72.259 Dollar und legt seit Jahresbeginn um 70 Prozent zu. Der...