Das Münchener Ifo-Institut kritisiert die seit Jahresbeginn geltende, verlängerte Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld. Laut Ifo-Experte Volker Meier sollte die Politik darüber nachdenken, die maximale Dauer zu verkürzen. Derzeit beträgt die Bezugsdauer 24 Monate. Eine kürzere Bezugsdauer würde laut Meier den Strukturwandel beschleunigen und gleichzeitig den Fachkräftemangel verringern. Zudem empfiehlt er, im Falle einer längeren Bezugsdauer das Kurzarbeitergeld mit einer Weiterqualifikation der betroffenen Arbeitskräfte zu koppeln.
Hintergrund und Auswirkungen der Empfehlungen
Der Hintergrund dieser Empfehlung ist die Einschätzung, dass das längere Kurzarbeitergeld Mitarbeiter in betroffenen Branchen davon abhält, sich beruflich neu zu orientieren. "Höhere Zahlungen und längere Bezugsfristen hindern die Betroffenen daran, nach neuen Arbeitsplätzen zu suchen", erklärt Meier. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels wird dieses Argument immer relevanter.
Zum Jahresbeginn wurde die maximale Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes von 12 auf 24 Monate verlängert. Diese Regelung läuft jedoch zum Jahresende aus und gilt laut der Arbeitsagentur nur für Unternehmen, die bereits Kurzarbeit nutzen.
Das kürzere Kurzarbeitergeld sowie die Verknüpfung mit Qualifizierungsmaßnahmen gehören zu den zehn Vorschlägen, die Meier in einer Kurzeinschätzung für die IHK München und Oberbayern zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation gemacht hat. Weitere Maßnahmen umfassen unter anderem eine Absenkung oder verzögerte Erhöhung des Bürgergeldes, Änderungen beim Ehegattensplitting sowie Rentenreformen zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit.
Mögliche Nachteile der Änderungen
In ihrer Expertise weisen Meier und sein Mitautor Leander Andres auf mögliche Nachteile der vorgeschlagenen Änderungen hin: Eine Kürzung der Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld könnte dazu führen, dass "bei einer Erholung der betroffenen Branche gut ausgebildete Arbeitskräfte nicht mehr zur Verfügung stehen". Die Entscheidung hängt davon ab, ob man von einer schnellen Erholung der betroffenen Branchen ausgeht oder nicht.
Laut der Arbeitsagentur erhielten im Januar 240.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld – 51.000 mehr als ein Jahr zuvor. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor.
Manfred Gößl, Präsident der IHK für München und Oberbayern, fordert vor dem Hintergrund der Vorschläge, dass "unser Steuer- und Sozialsystem endlich wieder konsequent Erwerbstätigkeit belohnen muss". Er betont, dass es entscheidend auf jeden Beschäftigungsanreiz ankomme, sei es für eine kürzere Arbeitslosigkeit, den Einstieg in den Arbeitsmarkt, zusätzliche Wochenstunden bei Teilzeitkräften oder eine längere Lebensarbeitszeit.