Während der Dax sein Rekordhoch in der vergangenen Woche Donnerstag auf fast 24.500 Punkte hochgeschraubt hat, kann der US-Leitindex Dow Jones Industrial in diesem Jahr noch nicht einmal Gewinne aufweisen. Am letzten Freitag gab der Dax zwar minimal um 0,08 Prozent auf 24.304,46 Punkte nach, blieb aber damit in Schlagdistanz zu seinem jüngsten Höchststand.
„Der Dax ist seit einigen Monaten außer Rand und Band“, schrieb am Freitag der DZ-Bank-Analyst Sören Hettler in einem Strategiepapier. Der Index bewege sich mittlerweile im „teuren“ Bereich und berge daher zunehmende Rückschlagrisiken. Stolpersteine gebe es reichlich, allen voran ausgehend von der Politik des US-Präsidenten Donald Trump.
Zweifel an der Dax-Rally
Bank of America erneuerte ihre Skepsis, ob sich die Stärke des Dax fortsetzen könne. Investmentstratege Sebastian Raedler wies darauf hin, dass die zyklische deutsche Wirtschaft besonders anfällig sei für ein sich abschwächendes globales Wachstum.
Die neue Woche begann mit Pfingstmontag, an dem an der Frankfurter Börse gehandelt wird. Wie es weitergeht, darüber dürften die fortschreitenden Gespräche mit der US-Regierung über die Beseitigung von Zollschranken mitentscheiden.
Kanzler Friedrich Merz hatte am Donnerstag seinen Antrittsbesuch beim US-Präsidenten „unfallfrei“ absolviert, hieß es von Helaba. Trump hatte ihn bei dessen Antrittsbesuch im Weißen Haus überraschend freundschaftlich empfangen. Merz sieht nach dem Besuch in Washington eine gute Basis für anstehende internationale Gipfeltreffen. In Handelsfragen sei eine engere Kooperation vereinbart worden.
Risiko Trump
Final erreicht ist damit aber noch nichts, genauso wie in den Gesprächen zwischen den USA und China. „Die Zuckungen von Donald Trump werden auch in Zukunft die Finanzmärkte bewegen“, befürchtet daher Marktexperte Christian Apelt von der Helaba. „Nach Chaos und Panik im April hat sich zuletzt so etwas wie Wohlgefälligkeit breit gemacht“, ergänzte sein Kollege Patrick Franke. Damit steige aber das Risiko von negativen Überraschungen und Rückschlägen.
Geldpolitisch dauert es wohl noch, bis Anleger neue Erkenntnisse bekommen. Seit Donnerstag ist bekannt, dass die EZB den Zinssenkungszyklus nach der achten Senkung seit Juni 2024 am Ende sieht. Das nächste Mal spannend wird es am 18. Juni, wenn die Kollegen aus den USA am Zug sind. Indikationen für Entscheid der USNotenbank Fed könnten am Mittwoch die aktuellen Zahlen zu den US-Verbraucherpreisen liefern.
Robert Greil von Merck Finck sieht in der Inflation derzeit aber auch „nicht den springenden Punkt“ für die Geldpolitik der Fed. Er rechnet mit einer weiter abwartenden Haltung der US-Währungshüter, da die geldpolitische Zukunft wohl mehr von der offenen Zollsituation abhänge.