Bank of America: Investoren ziehen Kapital aus den USA ab
Eine jüngste Analyse der Bank of America zeigt, dass sich Investoren in rasantem Tempo aus US-Aktien zurückziehen und vermehrt in europäische sowie chinesische Werte investieren. Laut einer Umfrage unter Fondsmanagern erreichte die Aktienallokation in Portfolios dennoch den höchsten Stand des Jahres. In der Woche bis Mittwoch flossen weltweit 43,4 Milliarden US-Dollar in Aktienfonds – der höchste Wert des Jahres.
Michael Hartnett, Chefstratege der Bank of America, sieht in diesen Kapitalströmen ein klares Zeichen dafür, dass die Risiken des Handelskriegs unterschätzt werden. "Die weltweiten Investoren sind noch nicht bereit, US- oder Weltaktien leerzuverkaufen", betont Hartnett. Besonders auffällig ist, dass der deutsche und der chinesische Markt florieren, während Donald Trump Handelszölle verhängt.
Steigende Rezessionsrisiken: Experten schlagen Alarm
Jeffrey Gundlach, CEO von DoubleLine Capital, rechnet mit einer weiteren Welle der Volatilität an der Wall Street. "Ich denke, wir werden eine weitere Risikowelle erleben", sagte er gegenüber CNBC. Seiner Einschätzung nach liegt die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession zwischen 50 und 60 Prozent. Sein Unternehmen hat deshalb den Einsatz geliehener Mittel auf das niedrigste Niveau in der 16-jährigen Geschichte von DoubleLine Capital gesenkt.
Dagegen gibt sich Brian Moynihan, CEO der Bank of America, optimistisch. Seiner Ansicht nach bleibe das US-Wirtschaftswachstum solide, da die Verbraucher weiterhin Geld ausgeben. "Wir sehen den klassischen Moment, in dem der Verbraucher laut Umfragen pessimistischer wird. Doch tatsächlich geben die Menschen weiterhin Geld aus", erklärt Moynihan.
Technologiemarkt unter Druck: Wall-Street-Experten warnen vor Handelsstreit
Der Abverkauf von Technologieaktien ist laut Wall-Street-Veteran Rob Arnott noch nicht vorbei. Besonders die großen Namen der Branche seien betroffen. "Ich denke, wir sehen das Platzen einer Blase", sagte er gegenüber Business Insider. Arnott zieht Parallelen zur Dotcom-Blase im Jahr 2000. "Der aktuelle Markt ist nicht nur konzentrierter als damals, sondern so konzentriert wie nie zuvor in der US-Börsengeschichte." Als Alternativen sieht er Chancen in US-Nebenwerten, internationalen Aktien und Schwellenländern.
Die anhaltenden Unklarheiten über die US-Zollpolitik setzen die Wall Street unter Druck. Nach einem kurzen Plus zu Wochenbeginn verloren die US-Märkte an Dynamik und bewegten sich zwischen minimalen Gewinnen und Verlusten. Charles Ashley, Portfoliomanager bei Catalyst Funds, beschreibt die Marktteilnehmer als "wie gelähmt", da unklar sei, welche Maßnahmen letztlich umgesetzt würden. Diese Unsicherheit führt dazu, dass sich Anleger einerseits absichern wollen, aber dennoch nach Chancen suchen.
Konsumlaune in den USA auf Tiefstand
Die wirtschaftlichen Unsicherheiten beeinträchtigen zunehmend die Stimmung der Verbraucher. Der Konsumindikator in den USA fiel um 7,2 Punkte auf 92,9 Punkte – den niedrigsten Stand seit Anfang 2021. Daniela Hathorn, Analystin bei Capital.com, betont: "Nur weil ein Biss weniger heftig ist, heißt das nicht, dass er nicht wehtut." Besonders die erratische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump trägt zur Verunsicherung bei.
Eurokurs schwächelt, Gold gewinnt
Am Devisenmarkt zeigte sich der Euro im US-Handel schwächer. Rund eine Stunde vor Börsenschluss an der Wall Street notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0802 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0825 US-Dollar fest.
Gold konnte hingegen seine früheren Gewinne weiter ausbauen. Die Feinunze Gold kostet aktuell 3.023 Dollar. Damit bleibt das Edelmetall nahe seines jüngsten Rekordhochs von 3.057,51 Dollar.
Blick nach vorne: Wie geht es an der Wall Street weiter?
Angesichts der anhaltenden Unsicherheit bleibt die Wall Street auf Richtungssuche. Die Investoren spekulieren darauf, dass die US-Zölle weniger drastisch ausfallen als bislang befürchtet. Dennoch bleibt das Enttäuschungspotenzial hoch. Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets, warnt vor den Auswirkungen der nächsten US-Zollrunde in der kommenden Woche. Bis dahin bleibt die Wall Street anfällig für plötzliche Kursbewegungen.