Vorsorge

Negativzinsen bedrohen Spareinlagen

Lesezeit: 2 min
23.10.2020 18:55  Aktualisiert: 23.10.2020 18:55
Die Deutschen sind passionierte Sparer. Doch die Anzahl an Banken, die Negativzinsen auch auf private Einlagen erheben, steigt massiv. Aber es gibt Alternativen.
Negativzinsen bedrohen Spareinlagen
In vielen Fällen ist das Geld im Porte­mon­naie besser angelegt als beim Tagesgeld. (Foto: Pixabay)

Die Negativzins-Welle, die im Moment auf Sparer zurollt, hat in den vergangenen Wochen deutlich an Dynamik gewonnen. Allein im Oktober haben bislang mehr als 20 Banken und Sparkassen ein sogenanntes Verwahrentgelt für private Einlagen auf dem Tagesgeld- oder Girokonto eingeführt. Seit Jahresanfang sind rund 150 Geldhäuser diesem Schritt gefolgt, wie das Verbraucherportal Biallo recherchiert hat.

Insgesamt zählt biallo.de aktuell mehr als 300 Geldhäuser mit Negativzinsen auf Kundeneinlagen, 214 davon langen auch im Privatkundenbereich zu. Das ist das Ergebnis einer fortlaufenden Biallo-Untersuchung von knapp 1.300 Banken und Sparkassen. Zum Vergleich: Bei der ersten großen Erhebung Ende Juli 2019 waren es lediglich 30 Geldhäuser, die hohe Einlagen von Privatkunden mit Negativzinsen belegten. Damit hat sich die Zahl seither mehr als versiebenfacht.

Mehrheit der Banken kassiert 0,5 Prozent Strafzinsen

Meist ist der Strafzins identisch mit dem negativen Einlagensatz der EZB in Höhe von minus 0,5 Prozent pro Jahr. Es gibt aber auch eine Handvoll Banken, die mehr verlangen. Das Geldhaus mit dem höchsten Strafzins ist derzeit die Bank 1 Saar: Sie berechnet 0,75 Prozent pro Jahr - für Einlagen ab 10.000 Euro auf Tagesgeld- und Girokonten, die ab dem 27. März 2020 eröffnet wurden. Für Konten, die vor dem 27. März bestanden, beträgt der Strafzins 0,5 Prozent bei einem Freibetrag von 250.000 Euro je Konto.

„Das Beispiel der Bank 1 Saar zeigt, dass die Freibeträge bundesweit deutlich sinken“, sagt Horst Biallo, Gründer und Geschäftsführer des gleichnamigen Portals. „Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend in den nächsten Wochen noch beschleunigen wird. Auf kurz oder lang werden alle Banken Strafzinsen einführen, um sich vor einer Einlagenflut zu schützen.“

Freibeträge von 10.000 Euro und weniger

Zwar beläuft sich der Freibetrag, von dem die Strafzinsen ausgenommen sind, bei der überwiegenden Mehrheit noch auf mindestens 100.000 Euro. „Allerding gibt es schon 20 Geldhäuser, die nur noch einen Freibetrag von 10.000 Euro oder weniger einräumen. Neun Banken und Sparkassen langen unserer Erhebung zufolge bereits ab dem ersten Euro zu“, so Biallo weiter.

Der Rat des Finanzexperten: „Wer von Strafzinsen betroffen ist, sollte sich die Dividenden von Genossenschaftsbanken anschauen, denn hier winken noch Renditen von bis zu zehn Prozent.“ Wie die jüngste Recherche zu Genossenschaftsdividenden zeigt, gehen manche Banken sogar bundesweit auf Mitgliederfang - zum Beispiel die Raiffeisenbank im Hochtaunus, die kürzlich den maximalen Anlagebetrag pro Kunde auf 50.000 Euro verdoppelt hat. Für das vergangenen Geschäftsjahr hat das Geldhaus eine Dividende von 2,5 Prozent in Aussicht gestellt. Renditen, von denen klassische Zinssparer derzeit nur träumen können.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Unter 1.200 Euro Rente für jeden fünften lange Versicherten
23.07.2024

In Deutschland erhalten Menschen nach 45 Versicherungsjahren im Schnitt 1.604 Euro Rente, doch jeder Fünfte bekommt weniger als 1.200...

ANG
Börse
Börse Zielsenkung schickt Porsche gegen Rekordtief - Holding leidet mit
23.07.2024

Die Porsche-Aktien stürzen ab, nachdem das Unternehmen seine Jahresprognosen gesenkt hat. Analysten sind überrascht über die Warnung,...

ANG
Börse
Börse Bondmarkt-Analyse: Wie ein Trump-Sieg die Märkte beeinflusst
12.07.2024

Die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl verspricht ein enges Rennen zwischen Amtsinhaber Joe Biden und seinem Herausforderer Donald...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Pflege im Heim noch teurer - Druck für Reform
15.07.2024

Die Kosten für die Pflege im Heim steigen weiter an. Eine aktuelle Auswertung des Verbands der Ersatzkassen zeigt, dass trotz erhöhter...

ANG
Börse
Börse Aktien Frankfurt: Dax nach drei Gewinntagen knapp im Minus
15.07.2024

Nach einem dreitägigen Höhenflug lassen es die Anleger bei deutschen Aktien am Montag ruhiger angehen. Der DAX verlor gegen Mittag 0,09...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Goldskandal: Fälschungen und Unsicherheiten für Anleger
12.07.2024

Im aktuellen Goldskandal um die Swiss Gold Treuhand AG (SGT) stehen Anleger möglicherweise vor erheblichen Verlusten. Das Unternehmen hat...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Bundesbank-Chef: Rentenalter an Lebenserwartung anpassen
15.07.2024

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel fordert eine Anpassung des gesetzlichen Rentenalters an die steigende Lebenserwartung. Im Gespräch mit...

ANG
Geldanlage
Geldanlage 200 Millionen Euro Kosten: Sparkassen bereiten sich auf digitalen Euro vor
15.07.2024

Die Implementierung des digitalen Euro dürfte für die Sparkassen-Finanzgruppe teuer werden. Doch die Kosten sind nicht das Hauptproblem....