Vorsorge

Auswandern: Was Rentner beachten sollten

Lesezeit: 3 min
16.02.2023 14:56  Aktualisiert: 16.02.2023 14:56
Immer mehr deutsche Rentner wandern aus. Auf was Rentner achten sollten und welche Länder für den Ruhestand attraktiv sind.
Auswandern: Was Rentner beachten sollten
Ruhestand am Strand: Davon träumen viele Rentner. (Foto: iStock.com/Ljupco)
Foto: Ljupco

Immer mehr deutsche Rentner kehren Deutschland den Rücken. Laut den Zahlen der Deutschen Rentenversicherung fließen rund 250.000 gesetzliche Renten an deutsche Staatsbürger im Ausland. Das ist fast eine Verdopplung zum Jahr 1996, obwohl die Zahl der Renten im gleichen Zeitraum bloß um 20 Prozent gestiegen ist.

Auch der Auswanderer-Berater Christoph Heuermann beobachtet, dass deutlich mehr Rentner auswandern. „Einerseits liegt das an der angespannten politischen und wirtschaftlichen Situation in Deutschland, andererseits ist die deutsche Rente noch immer sehr hoch im internationalen Vergleich“, erklärt er auf ANG-Anfrage.

Die deutsche Rente bietet Heuermann zufolge im Ausland viele Möglichkeiten. „Fast jedes Land der Welt hat ein Rentenvisum, das einem Rentner die Einwanderung ab einer gewissen Mindestrente oder einem gewissen Alter ermöglicht“, sagt Heuermann.

Überweisung der Rente weltweit

Die Anforderungen für eine Daueraufenthaltsgenehmigung könnten die meisten Rentner problemlos erfüllen. Häufig werde eine Mindestrente von 1000 US-Dollar pro Monat gefordert, teils auch von 500 US-Dollar oder von Beträgen über 1000 US-Dollar.

Bei einer Auswanderung in ein EU-Land oder nach Norwegen, Schweiz, Island oder Liechtenstein entstehen deutschen Rentnern meist keine Nachteile. „Wir überweisen Ihre Rente in der bisherigen Höhe auf ein Konto Ihrer Wahl“, schreibt die Deutsche Rentenversicherung auf der Internetseite. Rentner müssen lediglich eine sogenannte Lebensbescheinigung einmal jährlich an die Rentenversicherung schicken. Diese stellen etwa deutsche Auslandsvertretungen oder Geldinstitute aus, schreibt die Rentenversicherung.

Wer in ein Nicht-EU-Land auswandert, sollte prüfen, ob ein Sozialversicherungsabkommen besteht. Derzeit gibt es mit 20 Ländern entsprechende Vereinbarungen über die Zahlung der Rente, unter anderem mit der USA, Türkei, Australien und Japan. Die Deutsche Rentenversicherung hat eine Liste auf ihrer Internetseite veröffentlicht.

Wer in ein Land ohne Sozialversicherungsabkommen ziehen will, kann sich von der Rentenversicherung kostenlos beraten lassen, ob Nachteile entstehen würden.

Krankenversicherung ist vielfach erschwinglich

Schwieriger wird es mit der Krankenversicherung. Wer über eine kleine Rente und wenig Vermögen verfüge, für den sei die deutsche gesetzliche Krankenkasse der Rentner „relativ gut“, erklärt Heuermann. Hier mache es möglicherweise Sinn, den Lebensmittelpunkt weiter in Deutschland zu belassen und weniger als 183 Tage pro Jahr im Ausland zu leben.

Für finanzstärkere Rentner seien internationale private Krankenversicherungen erschwinglich. „Wenn man Arztkosten ausschließt und einen Selbstbehalt übernimmt, so dass nur teure Behandlungen wie OPs oder Krankenhausaufenthalte bezahlt werden, sind die Preise fair“, sagt Heuermann. Außerdem seien die ausländischen Gesundheitssysteme weniger überlastet als das deutsche.

Generell würden sich die Beiträge nach dem Alter richten. „Pro Lebensjahr steigen die Beiträge“, erklärt Heuermann. Bei Vorerkrankungen würde die Krankheit entweder ganz von den Leistungen ausgeschlossen oder es würde für eine bestimmte Zahl an Jahren keine Behandlungskosten für die Vorerkrankung übernommen. Trete danach ein Vorfall ein, springe die Versicherung wieder ein, erklärt Heuermann.

Rentner sollten also vor einer Auswanderung die Kosten einer privaten Versicherung genau recherchieren. Dies können sie über eine anonyme Voranfrage bei einem Versicherungsvermittler tun. Auf keinen Fall sollten Rentner eine Vorerkrankung gegenüber dem Versicherer verschweigen, weil sie ansonsten den Versicherungsschutz riskieren.

Italien und Griechenland

Ein wichtiger Entscheidungsfaktor ist das Zielland. Laut der Deutschen Rentenversicherung sind vor allem die deutschen Nachbarländer beliebt. Die meisten Zahlungen an Rentner mit deutscher Staatsbürgerschaft floßen nämlich im Jahr 2021 nach Österreich (28.400 Zahlungen) und in die Schweiz (27.100), wie aus dem Rentenatlas 2022 hervorgeht.

Danach folgen Spanien und knapp dahinter die USA (je 22.500), Frankreich (18.300), die Niederlande (11.100), Kanada (8700) und Italien (7800). Im vierstelligen Bereich liegen außerdem die Türkei (3900), Griechenland (2500) und Kroatien (1700).

Heuermann rät aus steuerlicher Sicht aber von Spanien ab und empfiehlt Griechenland oder Italien. „Beide Länder buhlen aktuell sehr um Rentner“, sagt er. Etwa müssten Rentner in Griechenland bloß 7 Prozent Steuern bezahlen – und zwar auf die Rente und auf Kapitalerträge.

Außerdem sei im Doppelbesteuerungsabkommen festgelegt, dass Deutschland die deutsche Rente nicht besteuern dürfe. Aktuell besteuere Deutschland die gesetzliche Rente bloß zum Teil, aber ab dem Jahr 2040 würden auch Rentenzahlungen ins Ausland voll besteuert, erklärt Heuermann. Allerdings bestünden für manche Länder wie etwa Griechenland Ausnahmeregelungen.

Laut Heuermann lohnt sich ein Wegzug aus steuerlicher Sicht erst bei einer hohen Rente und substanziellen Kapitalerträgen. Wer bloß von seiner gesetzlichen Rente lebe, solle besser in Deutschland steuerlich gemeldet bleiben. „Die Rente bleibt in Deutschland steuerfrei, wenn sie etwa 1000 Euro beträgt“, erklärt er.

Auch Panama und Thailand seien steuerlich sehr attraktiv, weil sie Auslandseinkommen nicht besteuerten. Thailand gewähre Rentnern sehr leicht eine Daueraufenthaltsgenehmigung. Panama habe ein staatliches Sonderprogramm für Rentner aufgelegt, bei dem sehr viele Vergünstigungen in praktisch allen Lebensbereichen gewährt würden, berichtet Heuermann. Diese würden zwischen 25 und 50 Prozent betragen.

Elias Huber arbeitet als freier Journalist und Honorar-Finanzanlagenberater. Der studierte Volkswirt schreibt vor allem über die Themen Wirtschaft und Geldanlage. 

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