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Bitcoin: Lohnt sich der Einstieg noch oder ist es schon zu spät?

Lesezeit: 5 min
15.01.2021 16:15  Aktualisiert: 15.01.2021 16:15
Wer in Bitcoin investieren will, braucht wegen der extremen Kurssprünge starke Nerven. Wer die hat, erfährt hier, wie man bei Bitcoin einsteigen kann.
Bitcoin: Lohnt sich der Einstieg noch oder ist es schon zu spät?
Steigende Nachfrage und ein verringertes Angebot hat den Bitcoin-Preise nach oben getrieben. (Foto: iStock.com/Bet_Noire)
Foto: Bet_Noire

Im Verlauf des Jahres 2020 hat sich der Bitcoin-Kurs mehr als verdreifacht, und seit Jahresbeginn ist er weiter stark gestiegen. Er durchbrach zunächst die Marke von 30.000 Dollar, dann die Marke von 40.000 Dollar, und vorübergehend kostete ein Bitcoin sogar rund 42.000 Dollar. Doch dann brach der Kurs am vergangenen Wochenende plötzlich um mehr als ein Viertel ein. Mancher Anleger, der bisher noch nicht investiert hat, steht nun wieder vor der Frage, ob sich der Einstieg in Bitcoin möglicherweise noch lohnt oder ob es (zumindest vorerst) zu spät ist.

Sicherlich ist der Preissturz vom letzten Wochenende um 28 Prozent allein wenig aussagekräftig. So gab es während des letzten Bitcoin-Bullenmarktes von 2016 bis 2017 insgesamt sechs Korrekturen, bei denen der Preis stärker einbrach. Bei drei dieser Korrekturen brach der Bitcoin-Kurs damals sogar um rund 38 Prozent ein. In der Folge dauerte es dann immer etwa einen Tag bis einen Monat, bis er sich wieder erholte und dann weiter auf ein neues Rekordhoch anstieg.

Trotz der wiederholten Einbrüche stieg der Kurs in diesem Zeitraum um mehr als 1000 Prozent pro Jahr und erreichte Ende 2017 sein vorheriges Allzeithoch von knapp 20.000 Dollar. Für Investoren, die schon länger Bitcoin halten, ist der Preissturz vom Wochenende also nichts Neues. Und wer darüber nachdenkt, in Bitcoin zu investieren, sollte sich darauf gefasst machen, dass starke Preisschwankungen mit großer Wahrscheinlichkeit auch für die Zukunft zu erwarten sind.

Bei vielen Investoren führen diese Kursstürze zu schlaflosen Nächten und selbst starke Kursanstiege beanspruchen die Nerven der Anleger, da sie fürchten, möglicherweise gerade den Zeitpunkt zum Verkauf zu verpassen. Wer diese Volatilität vermeiden will, der sollte sich möglicherweise andere Anlageformen anschauen. So ist zum Beispiel Gold im Vergleich zu Bitcoin und den anderen Kryptowährungen äußerst stabil. Im gesamten letzten Bärenmarkt von 2011 bis 2016 fiel der Goldpreis um weniger als 50 Prozent.

Wenn der aktuelle Bitcoin-Bullenmarkt ähnlich verlaufen sollte wie die vergangenen Bullenmärkte, so sollte der Preis noch deutlich höher steigen, bevor er wieder in einen Bärenmarkt eintritt. Denn in den letzten beiden Bullenmärkte stieg der Kurs 37 mal so hoch wie der vorherige Rekord (bis rund 1.150 Dollar im Jahr 2013) beziehungsweise etwa 17 mal so hoch der vorherige Rekord (bis rund 20.000 Dollar im Jahr 2017). Im aktuellen Bullenmarkt hat sich der Preis vom letzten Rekord bisher nur etwa verdoppelt.

Was treibt den Bitcoin-Markt?

Der Preis aller Vermögenswerte ist abhängig von Angebot und Nachfrage. Im Fall von Bitcoin gab es in den letzten Monaten eine enorme Nachfrage. Nicht nur große und kleine Privatanleger damit spekulieren, sondern nun auch im großen Stil institutionelle Investoren. Wie bereits in den letzten Bitcoin-Bullenmärkten hat sich wieder die Furcht verbreitet, den großen Preisanstieg zu verpassen.

Zu den institutionellen Investoren, die für die starke Nachfrage verantwortlich sind, gehört der Grayscale Bitcoin Trust, der seine Bestände im letzten Jahr auf über 607.000 Bitcoins mehr als verdoppelt hat (aktueller Marktwert rund 23 Milliarden Dollar). Allein im November kaufte Grayscale etwa doppelt so viele Bitcoins, wie in diesem Monat durch das Mining neu geschaffen wurden.

Im November hat PayPal damit begonnen, seinen Kunden den Kauf, Verkauf und das Halten von Kryptowährungen zu ermöglichen. Auf diese Weise sollen die über 300 Millionen Nutzer des Online-Zahlungsdienstleisters Zugang zu Bitcoin und anderen Kryptowährungen erhalten, die von dem Unternehmen verwahrt werden.

Einige große Unternehmen, darunter der an der Nasdaq notierte US-Softwarehersteller Microstrategy und der US-Finanzdienstleister Square, halten inzwischen erhebliche Mengen Bitcoin als Teil ihrer Finanzbestände. Die Gewinne, die sie auf diese Weise erzielen, könnten bald alle Investmentfonds und Investmentbanken weltweit unter Druck setzen, ebenfalls Bitcoin zu kaufen.

Doch während die Nachfrage zuletzt stark gestiegen ist, hat sich zugleich das Angebot verringert, was zusammengenommen den Preis nach oben getrieben hat. Würde es eine vergleichbare Situation auf dem Goldmarkt geben, so würden die Bergbauunternehmen die Produktion sowie die Erkundung neuer Fundstätten vorantreiben. Doch bei Bitcoin ist dies schlicht nicht möglich. Eine entscheidende Besonderheit von Bitcoin gegenüber den meisten herkömmlichen Vermögenswerten besteht darin, dass das Angebot unelastisch ist.

Denn die Schaffung neuer Bitcoin ist durch das Mining festgelegt. So wurde im Mai letzten Jahres die Schaffung neuer Bitcoin von im Schnitt 12,5 Bitcoin etwa alle zehn Minuten auf 6,25 Bitcoin pro zehn Minuten abgesenkt. Voraussichtlich Anfang 2024 wird die Schaffung erneut halbiert, auf nur noch 3,125 Bitcoin etwa alle zehn Minuten. Die Inflation fällt immer weiter ab. Es wird niemals mehr als 21 Millionen Bitcoin gegeben, und davon sind bereits 18,6 Millionen geschaffen worden, also fast 89 Prozent.

Was spricht gegen Bitcoin?

Das größte Preisrisiko für Bitcoin sind mögliche strengere staatliche Regulierungen oder gar rigorose Verbote. Dies zeigte kürzlich das Vorgehen der US-Behörden gegen den großen Bitcoin-Rivalen Ripple, dessen Kurs in der Folge innerhalb nur einer Woche um mehr als 50 Prozent einbrach. Hier ist Vorsicht geboten. So hat gerade EZB-Chefin Christine Lagarde Bitcoin als „verwerflich“ bezeichnet.

Auch die letzten Bitcoin-Blasen sind letztlich auch durch staatliche Eingriffe zum Platzen gebracht worden. Der Crash im Jahr 2013 war auch darauf zurückzuführen, dass die US-Behörden gegen den Darknet-Markt Silk Road zerschlugen, wo Bitcoin zum Bezahlen verwendet wurde. Und der Crash im Jahr 2017 ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Behörden gegen Initial Coin Offerings (ICOs) vorgingen.

Was langfristig auch gegen Bitcoin spricht, ist die Tatsache, dass es - anders als etwa Gold - seit vielen Jahren fast ausschließlich zum Spekulieren taugt. Ursprünglich wurde Bitcoin als unabhängiges Internet-Geld konzipiert, was in der Bezeichnung „Kryptowährung“ noch anklingt. Doch wenn man Bitcoin heute zum Bezahlen nutzen will, so muss man für eine einzige Überweisung im Schnitt mehr als 10 Dollar bezahlen, was in der Regel nur bei großen Beträgen sinnvoll ist.

Wie investiert man in Bitcoin?

Wen die möglichen erheblichen Preissteigerungen locken und wer die nötigen Nerven zur Spekulation mit einem sehr volatilen und eigentlich nutzlosen Vermögenswert mitbringt, der hat heute die Wahl zwischen einer ganzen Reihe seriöser Anbieter, darunter Kraken, Coinbase oder bitcoin.de, um nur drei Beispiele zu nennen. Auf all diesen regulierten Krypto-Handelsplätzen muss man seine Identität nachweisen, so wie es bei auch bei herkömmlichen Banken der Fall ist.

Die Gebühren der meisten Plattformen für den Kauf unterscheiden sich in der Regel nur geringfügig, wenn man Geld per Banküberweisung dorthin überweist. Nur der Kauf mithilfe von Kreditkarten kostet meist etwas mehr, da die Kreditkartenunternehmen Gebühren erheben. Wenn man Bitcoin über einen der großen Handelsplätze gekauft hat, darunter die drei erwähnten, so kann man seine digitalen Münzen von diesem Anbieter kostenfrei verwahren lassen.

Zwar sind in der Vergangenheit zum Teil auch größere Kryptowährungsbörsen gehackt worden, was in einigen Fällen auch Pleiten verursacht hat mit hohen Verlusten für die Nutzer. Doch wenn man seine Bitcoin von der Börse auf eine eigene digitale Brieftasche (Wallet) transferiert (was aktuell wie gesagt mehr als 10 Dollar kostet), so ergeben sich daraus ebenfalls erhebliche Risiken. Wenn man die Passphrase (den sogenannten Seed) seines Wallet nicht gut sichert, so kann man seine gesamte digitalen Münzen unwiederbringlich verlieren.

Wer seine eigene digitale Brieftasche verwenden will, hat heute ebenfalls eine riesige Auswahl. Die meisten Wallets sind heute als Handy-Apps kostenfrei erhältlich, darunter zum Beispiel die weit verbreiteten Wallets BRD, Edge und Coinomi, die zudem noch eine ganze Reihe weiterer Kryptowährungen unterstützen, wenn der Nutzer dies wünschen sollte. Interessierte finden auf der empfehlenswerten Webseite bitcoin.org eine übersichtliche Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Investieren in Bitcoin.

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