Vorsorge

„Große Sorge“ um Finanzmärkte: Allianz warnt vor Blase

Lesezeit: 2 min
24.02.2021 19:41  Aktualisiert: 24.02.2021 19:41
Die Corona-Pandemie hat die Realwirtschaft in die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt, doch die Aktienmärkte florieren. Europas größter Versicherungskonzern hält die Entwicklung für sehr bedenklich.
„Große Sorge“ um Finanzmärkte: Allianz warnt vor Blase
Die Corona-Krise wird nach Einschätzung der Allianz auch in diesem Jahr die wirtschaftliche Entwicklung weiter beeinträchtigen. (Foto: iStock.com/ Oleksandr Shchus)
Foto: Oleksandr Shchus

Europas größter Versicherer Allianz warnt vor einer gefährlichen Spekulationsblase an den Finanzmärkten. „Wir machen uns große Sorgen um das Thema Finanzmarktstabilität“, sagte Vorstandschef Oliver Bäte bei der Bilanzpressekonferenz in München. Die Situation insbesondere an den Aktienmärkten ähnele der Situation vor dem Crash 2008/09 und dem Crash des Jahres 2000. „Da kauft irgendeine Celebrity irgendein Bitcoin und dann explodieren die Preise für diese Assets“, sagte Bäte. „Das ist schon ziemlich verrückt, da müssen wir wirklich aufpassen.“

Der Versicherer hat nach den Worten seines Vorstandschefs den Anteil der Aktien an seinen Kapitalanlagen reduziert, um sicher zu gehen, dass mögliche Volatilität die Allianz nicht in irgendeiner Form stark beeinträchtige. „Ich kann keinen Crash vorhersagen, sonst hätte ich mir wahrscheinlich einen anderen Job, (...) sonst hätte ich wahrscheinlich was anderes vor“, sagte Bäte.

Warnungen vor einer Spekulationsblase gab es in den vergangenen Monaten immer wieder. Doch dass sich Chefs eines Dax-Konzerns so deutlich äußern, ist eher selten.

Dabei hat die Allianz im Laufe des vergangenen Jahres selbst von der Entwicklung profitiert. Ende 2020 verwaltete die Allianz den Angaben zufolge insgesamt knapp 2,4 Billionen Euro, so viel wie nie zuvor. Davon waren 1,7 Billionen Kundengelder. Nach Angaben von Finanzchef Giulio Terzariol summierte sich der Nettozufluss neuer Kundengelder 2020 auf knapp 33 Milliarden Euro. Bei ihren eigenen Kapitalanlagen in Höhe von gut 700 Milliarden Euro hatte die Allianz Ende vergangenen Jahres 58 Milliarden Euro in Aktien investiert, zehn Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Großen Druck aufgrund von Corona

Die Corona-Krise wird nach Bätes Einschätzung auch in diesem Jahr die wirtschaftliche Entwicklung weiter beeinträchtigen. „Das Thema ist überhaupt noch nicht zu Ende.“ Bei der Allianz werde es auf Umsatz- und Margenseite in vielen Ländern weiter großen Druck geben.

Obwohl Bäte sich zurückhaltend beziehungsweise warnend zur Entwicklung von Realwirtschaft und Finanzmärkten äußerte, ist die Allianz selbst bislang besser durch die Corona-Krise gekommen als von Börsenfachleuten erwartet. Für das laufende Jahr peilt der Konzern sogar ein operatives Rekordergebnis von 12 Milliarden Euro an - allerdings mit einem Vorbehalt von plusminus einer Milliarde Euro noch vorsichtiger als üblich.

Der Nettogewinn sank 2020 zwar um 14 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro, doch manche Analysten hatten größere Einbußen befürchtet. Das Unternehmen bezifferte die „negativen Covid-19-Effekte“ im operativen Ergebnis auf 1,3 Milliarden Euro. Positive Effekte gab es zwar auch – unter anderem weniger Autounfälle – doch die glichen die coronabedingten Mehrkosten nicht aus. Der Umsatz des Konzerns sank leicht um 1,3 Prozent auf 140 Milliarden Euro.

In diesem Jahr könnten weitere Corona-Schäden drohen, aber wohl in wesentlich geringerem Ausmaß als 2020. So sind im „Entertainment“-Bereich, der unter anderem die Versicherung von Veranstaltungen beinhaltet, nach Einschätzung des Allianz-Managements Belastungen von 50 bis 100 Millionen Euro möglich, inklusive der Kosten einer möglichen Absage der Olympischen Sommerspiele in Tokio. Die Allianz ist seit Anfang dieses Jahres weltweiter Versicherungspartner des IOC.

Abgesehen von der Corona-Krise sind die Dauertiefzinsen für die Versicherungsbranche eine große Belastung, weil die Erträge der Kapitalanlagen unter Druck sind. Bäte betonte deswegen, dass die Produktivität steigen müsse. „Unsere Produkte müssen günstiger werden, leistungsfähiger werden. Unsere Industrie ist nicht besonders effizient.“ Doch die mittlerweile 150.000 Mitarbeiter rund um den Globus sollen deswegen nicht unruhig werden. „Was wir vermeiden wollen, sind Restrukturierungen, betriebsbedingte Kündigungen“, sagte Bäte. Ziel sei, „dass wir über Zeit nicht schrumpfen, sondern die gesamte Mitarbeiterschaft der Allianz mit dem Unternehmen mitwächst“. Als Corona-Ausgleich gibt es für die Belegschaft in diesem Jahr einen zusätzlichen Urlaubstag.

Mehr zum Thema lesen Sie hier:

Interview: „Die Abneigung gegen Aktien wurde den Deutschen antrainiert“

Warren Buffett: 7 Investment-Tipps des Börsen-Gurus

Gewerkschaften warnen vor „Rentenkürzung durch die Hintertür“

So viel Geld brauchen Sie im Alter

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Aktivrente: Steuerfreies Arbeiten im Alter – was die Union plant und wer wirklich profitiert
30.05.2025

Immer mehr Menschen wollen oder müssen auch nach dem Renteneintritt weiterarbeiten – sei es aus finanziellen Gründen oder weil sie sich...

ANG
Immobilien
Immobilien Banken vergeben deutlich mehr Kredite für Wohnimmobilien
29.05.2025

Nach langer Flaute greifen Verbraucher wieder stärker bei Immobilienkrediten zu. Im ersten Quartal vergaben Banken neue Finanzierungen...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Stadt, Land, Sport: Wieso Stadtkinder oft fitter sind
27.05.2025

Wer als Kind nicht zum Fußball will, hat auf dem Land oftmals nicht viele andere Möglichkeiten. In der Stadt sieht das ganz anders aus....

ANG
Vorsorge
Vorsorge Die Rente reicht nicht?! Erfahrungsberichte übers Arbeiten im Alter
24.05.2025

Viele Menschen können ihre Rente genießen - doch für immer mehr Leute gilt das nicht. Sie müssen aus Geldsorgen weiter arbeiten.

ANG
Karriere
Karriere Chance auf Teilhabe junger Menschen hängt vom Wohnort ab
12.05.2025

Freizeit, Bildung, Mitbestimmung: Die Teilhabe-Chancen für junge Menschen sind sehr unterschiedlich. Wie stark der Wohnort über die...

ANG
Karriere
Karriere Familienministerin Prien befürwortet Lohnersatz für pflegende Angehörige
20.05.2025

Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) hat sich grundsätzlich dafür ausgesprochen, ein Familienpflegegeld als Lohnersatzleistung für...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Grüne warnen vor noch höheren Krankenkassenbeiträgen
20.05.2025

Die Grünen fordern angesichts der kritischen Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherungen Tempo bei Reformen für mehr Effizienz....

ANG
Vorsorge
Vorsorge Warken will mehr Kompetenzen für Pflegekräfte
12.05.2025

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken spricht sich für mehr Kompetenzen und bessere Arbeitsbedingungen für dringend benötigte...