Immobilien

„Deutlicher Anstieg“: Immo-Experten warnen vor mehr Zwangsversteigerungen

Lesezeit: 3 min
01.08.2022 08:56  Aktualisiert: 01.08.2022 08:56
Immer weniger Immobilien wurden in den vergangenen Jahren zwangsversteigert. Doch das dürfte sich aufgrund der steigenden Zinsen bald ändern, vermuten Experten.
„Deutlicher Anstieg“: Immo-Experten warnen vor mehr Zwangsversteigerungen
Wenn ein Schuldner seinen Immobilienkredit nicht mehr bedienen kann, lässt die Bank das Haus zwangsversteigern (Foto: iStock.com/AndreyPopov).
Foto: AndreyPopov

Der Immobilien-Fachverlag Argetra rechnet mit einer Trendwende bei den Zwangsversteigerungen. „Eine schwache Konjunktur, sinkende Kaufkraft und hohe Inflation mit insbesondere stark steigenden Energie- und Mietpreisen werden im laufenden Jahr zu einem deutlichen Anstieg von Privatinsolvenzen führen“, schreibt Argetra in einem Bericht. Die Zahl der Zwangsversteigerungen dürfte im kommenden Jahr deutlich wachsen, weil die Bearbeitungszeiten lang seien und die schwache Wirtschaft sich erst verzögert auswirke. Argetra analysierte im Bericht die Termine für Zwangsversteigerungen an allen knapp 500 deutschen Amtsgerichten.

Verschärfend wirken laut dem Verlag die gestiegenen Zinsen. Viele Menschen schafften es nicht, ihren kompletten Immobilienkredit zur vereinbarten Zinsbindung in der Vertragslaufzeit abzubezahlen. „Die Anschlussfinanzierung durch einen neuen Kredit wird dann deutlich teurer. Viele Häuslebauer könnte das überfordern.“ Die Bauzinsen haben sich seit Januar von 0,8 Prozent auf zuletzt rund 3 Prozent mehr als verdreifacht. Kürzlich hatten schon Forscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung vor mehr Zwangsversteigerungen wegen der gestiegenen Zinsen gewarnt.

Weniger Zwangsversteierungen wegen EZB-Niedrigzinsen

Seit Jahren kommen immer weniger Immobilien in Deutschland zwangsweise unter den Hammer. Als Gründe gelten die lange Zeit gute Konjunktur und die Minizinsen, die die Zinslast für Schuldner niedrig gehalten und die Nachfrage nach Immobilien angetrieben haben. Zudem boten Banken Kreditnehmern wegen der Corona-Pandemie an, Zahlungen zu stunden, statt Darlehen zu kündigen und Zwangsversteigerungen einzuleiten.

Im ersten Halbjahr ist die Zahl der Zwangsversteigerungen denn auch weiter gefallen. Laut den Zahlen von Argetra wurden Verfahren für 6248 Objekte eröffnet. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 6432 Häuser, Wohnungen und Grundstücke. Jedoch stieg der Verkehrswert der Immobilien wegen höherer Preise von 1,42 auf 1,66 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr seien viele Objekte mit Verkehrswerten von über einer Million Euro unter den Hammer gekommen, besonders in Berlin.

Objekte aus Zwangsversteigerungen gelten als begehrt, weil auf dem normalen Markt kaum noch bezahlbare Immobilien zu finden sind. Nur etwa die Hälfte der eröffneten Zwangsversteigerungsverfahren endet Argetra zufolge im Gericht. Die anderen Immobilien würden schon vorher verkauft. Zwangsversteigert wurden laut Argetra vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen. Durchschnittlich waren bundesweit im ersten Halbjahr 15 von 100 000 Haushalten in Deutschland von Zwangsversteigerungen betroffen. Seit Jahren vorne bei der Zahl der Zwangsversteigerungen liegt Nordrhein-Westfalen. (dpa/eli)

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Börse
Börse Rekordhoch oder Absturz: Wie geht es mit dem Bitcoin weiter?
22.04.2024

Der Bitcoin erlebt derzeit eine bemerkenswerte Phase mit rekordverdächtigen Kursen. Doch trotz dieser positiven Entwicklung sorgten...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Linke kritisiert höhere Steuern bei Ost-Renten
22.04.2024

Die Linke im Bundestag kritisiert erneut die Unterschiede in der Steuerbelastung von Renten in Ost und West. Die aktuellen Zahlen des...

ANG
Karriere
Karriere Drei Viertel finanzieren Lebensunterhalt aus eigener Erwerbstätigkeit
22.04.2024

Die meisten Erwachsenen in Deutschland verdienen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch eigene Arbeit. Doch Unterschiede zwischen...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Lohnlücke zwischen Ost und West schließt laut Statistik nur leicht
22.04.2024

Vorabberichte des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) enthüllen weiterhin große Lohnunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland....

ANG
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
22.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

ANG
Börse
Börse Comeback von Japan-Aktien: Neue Ära für Investoren?
22.04.2024

Der japanische Aktienmarkt erlebt derzeit ein erstaunliches Comeback. Doch hinter dem jüngsten Rekordhoch des Nikkei von 40.000 Punkten...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Bundesbank - Vermögensungleichheit hat seit Ende 2022 leicht zugenommen
17.04.2024

Die Vermögensungleichheit in Deutschland nimmt laut einem vorab veröffentlichten Auszug aus dem Monatsbericht der Bundesbank seit Ende...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Investieren in ETFs - eine sichere Option ohne Risiken?
09.04.2024

Investieren in ETFs gilt oft als einfacher und sicherer Weg, um ein diversifiziertes Portfolio aufzubauen. Doch ist diese Anlageform...