Vorsorge

Bundesbank: Banken fürchten Kreditausfälle

Lesezeit: 2 min
26.10.2020 17:08  Aktualisiert: 26.10.2020 17:08
Die Banken legen wieder deutlich mehr Geld für mögliche Kreditausfälle zurück. Die Bundesbank vermutet, dass die Kreditvergabe aufgrund der Corona-Krise beschränkt werden könnte und die Negativzinsen ihre Wirkung verlieren.
Bundesbank: Banken fürchten Kreditausfälle
Seit Mitte Juni 2014 müssen Geschäftsbanken Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank parken. (Foto: Pixabay)

Bei der Kreditvergabe könnten Banken nach Einschätzung der Bundesbank infolge der Corona-Krise restriktiver werden. Durch den konjunkturellen Einbruch aufgrund der Pandemie sei „mit einer Eintrübung der Ertragslage der deutschen Banken zu rechnen“, schreibt die Notenbank in ihrem Monatsbericht Oktober. Zudem legen die Institute wieder deutlich mehr Geld für mögliche Kreditausfälle zurück.

„Bei steigender Risikovorsorge im Kreditgeschäft wird der Ertragsdruck aus rückläufigen Zinsmargen für die Banken schwerer zu kompensieren sein. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Margendruck eine Verknappung des Kreditangebots bedingt“, folgern die Experten der Bundesbank in dem am 26.10.2020 veröffentlichten Bericht.

Bislang seien Deutschlands Banken relativ gut durch das Umfeld aus Niedrig- und Negativzinsen gekommen. Es gebe hierzulande bisher „keine Hinweise darauf, dass die Kreditvergabebereitschaft der Banken gesunken sein könnte“, stellt die Bundesbank fest. „Vielmehr weiteten die Banken ihr Kredit- und Einlagengeschäft weiter aus.“

Seit Mitte Juni 2014 müssen Geschäftsbanken Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Aktuell liegt dieser Einlagenzins – im Fachjargon Einlagefazilität – bei minus 0,5 Prozent. Auch wenn es inzwischen Freibeträge für bestimmte Summen gibt, bleibt dies aus Sicht der Branche eine Milliardenbelastung. Die Kosten dafür geben immer mehr Geldhäuser an ihre Kunden weiter: in Form negativer Zinsen und steigender Gebühren.

Negativzins könnte Wirkung einbüßen

Die EZB will mit dem Negativzins erreichen, dass Geschäftsbanken das viele billige Geld an Unternehmen und Verbraucher weiterreichen, das die EZB ihnen beispielsweise über besonders günstige Sonderkredite zur Verfügung stellt. So sollen Investitionen und Konsum angekurbelt, die Konjunktur angeschoben und der Preisauftrieb verstärkt werden.

Nach Einschätzung der Bundesbank hat sich der Negativzins als sehr wirksames geldpolitische Instrument erwiesen, in der Summe seien die Effekte auf das gesamte Bankensystem positiv: „Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass die geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems – darunter die Absenkung des Zinssatzes der Einlagefazilität in den negativen Bereich – bis zur Corona-Krise ihre intendierte Wirkung im deutschen Bankensystem entfalteten.“

Allerdings nehme die Wahrscheinlichkeit zu, dass in einer Gemengelage aus Konjunkturabschwung, steigender Risikovorsorge und schrumpfenden Eigenkapitalpuffern ein Punkt erreicht werde, an dem Negativzinsen ihre Wirkung einbüßen oder sich diese in ihr Gegenteil verkehre.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Wahlkampf und Rente: Diese Rentenkonzepte schlagen die Parteien vor
24.01.2025

Vor der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 konkurrieren die Parteien mit verschiedenen Rentenkonzepten, die teils drastische Unterschiede...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Neue Trends bei der Altersvorsorge: Junge Generationen setzen auf Kryptowährungen
21.01.2025

Die Altersvorsorge junger Menschen verändert sich grundlegend: Eine neue Studie von Bitget Research zeigt, dass rund 20 Prozent der...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Goldpreis im Aufwind: Was Anleger jetzt wissen müssen
17.01.2025

Steigende Preise, starke Nachfrage und geopolitische Faktoren: Warum der Goldmarkt 2025 trotzt widriger Umstände glänzt und welche...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Streit um Habeck-Vorstoß zu Sozialabgaben auf Kapitalerträge
14.01.2025

Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck möchte Kapitalerträge zur Finanzierung der Sozialversicherung heranziehen. Während der Vorstoß...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Leibrente, Umkehrhypothek und Teilverkauf: Chancen und Risiken im Alter
20.01.2025

Immer mehr Senioren in Deutschland kämpfen mit finanziellen Engpässen im Ruhestand. Modelle wie Leibrente, Umkehrhypothek oder...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Immobilien, Gold und Tagesgeld: Beliebteste Anlageformen 2025
11.01.2025

Die Sicherheit steht bei deutschen Anlegern hoch im Kurs. Nur 19 Prozent sind bereit, ein höheres Risiko für mehr Rendite einzugehen –...

ANG
Geldanlage
Geldanlage J.P. Morgan Asset Management: 10 Thesen zu Zinsen und Zöllen im Jahr 2025
07.01.2025

Die Kapitalmärkte stehen 2025 vor entscheidenden Weichenstellungen: Zinsen und Zölle könnten globale Handelsströme und...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Giropay-Aus: Wero tritt gegen PayPal und andere US-Anbieter an
03.01.2025

Giropay wird zum Jahresende 2024 eingestellt, doch mit Wero soll ein neues Kapitel beginnen. Der europäische Bezahldienst will eine...