Geldanlage

Rekordnachfrage der Deutschen nach Gold

Lesezeit: 4 min
07.12.2020 19:20  Aktualisiert: 07.12.2020 19:20
Die deutschen Privatanleger haben eine große Affinität zu Gold. Sie verbinden damit Schutz vor Inflation und Währungsschwankungen. Dennoch gibt es auch einige Unsicherheiten beim Kauf.
 Rekordnachfrage der Deutschen nach Gold
Jedes Jahr generiert Deutschland rund 10 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Goldbarren und -münzen. (Foto: Pixabay)

Mehr als ein Drittel aller aktiven Privatanleger in Deutschland hält Gold bereits im Portfolio und ein weiteres Drittel gibt an, offen für eine Investition zu sein. Gemäß der umfassenden Marktumfrage unter Privatanlegern in Deutschland, die der World Gold Council mit dem Marktforschungsinstitut Hall & Partners unter mehr als 2.000 deutschen Anlegern bundesweit vorgenommen hat, verbinden Anleger Gold stark mit der Absicherung gegen Inflation und Währungsschwankungen und vertrauen Gold als langfristig sichere Anlageform.

Deutschland spielt im globalen Goldanlagemarkt eine wichtige Rolle. Jedes Jahr generiert das Land rund 10 % der weltweiten Nachfrage nach Barren und Münzen. Bei goldgedeckten Exchange Traded Commodities (ETCs) hat sich Deutschland bereits zum drittgrößten Markt weltweit entwickelt.

Deutsche Anleger investieren fast 18 % ihres Einkommens, entscheiden sich dabei jedoch für eine begrenzte Produktpalette. Im Durchschnitt enthalten die Portfolios 2,9 Anlageformen, wobei sich Gold auf dem dritten Platz einer hohen Beliebtheit erfreut. Die Bereitschaft zum Golderwerb ist in allen Altersgruppen vorhanden. Besonders auffällig ist sie jedoch bei den 18- bis 24-jährigen, von denen 38 % angeben, künftig auf jeden Fall in Gold investieren zu wollen. Frauen sind einer zukünftigen Goldanlage etwas aufgeschlossener (38 %) als Männer (34 %).

Gold wird als risikoarm betrachtet. Deutsche Anleger sehen es als Möglichkeit, ihr Vermögen gegen Inflation und Währungsschwankungen (64 %) abzusichern. Tatsächlich begründet fast die Hälfte der Investoren (47 %), die in den vorangegangenen zwölf Monaten Gold gekauft hat, dies mit dem Wunsch nach Risikoreduzierung.

Einfaches Anlegen ist ein Bedürfnis, das Anleger in aller Welt teilen. So nennen auch die deutschen Befragten Einfachheit und Sicherheit als Hauptgründe für ihre Entscheidung, in Gold zu investieren. Sie geben ebenfalls an, dass „einfacher Erwerb“ das wichtigste Merkmal bei der Erwägung einer Anlage in Goldmünzen (48 %), Goldbarren (44 %) und goldbesicherte ETCs (39 %) ist. Weniger verbreitet scheint das Wissen zu sein, dass Gold langfristige Rendite erwirtschaften kann.

„Gold hat einen festen Platz in deutschen Portfolios. Seine breite Akzeptanz als Instrument zum Vermögensschutz und zur Absicherung gegen Inflation ist den deutschen Anlegern sehr bewusst. Diese Bedeutung wurde in diesem Jahr besonders deutlich. Das unsichere Umfeld im Zuge der Pandemie und die extrem niedrigen Zinsen, die langfristig ein erhöhtes Inflationsrisiko bergen, haben zu einer Rekordnachfrage der Deutschen nach Goldanlageprodukten geführt“, sagt Louise Street, Senior Market Analyst beim World Gold Council.

Diejenigen Anleger, die noch keine Goldanlage besitzen, führen einige zentrale Faktoren an, die sie bislang davon abgehalten haben. Mangelndes Wissen über erschwingliche Optionen des Golderwerbs und eingeschränkte Kenntnisse über Anlagemöglichkeiten werden am häufigsten (59 %) als Hürde genannt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist mangelndes Vertrauen in die Echtheit und Reinheit von Gold sowie in die Unternehmen, die es verkaufen (44 %). Auch ESG-Bedenken sind für viele potenzielle Goldanleger (43 %) eine Herausforderung.

„Wir wissen, dass Vertrauen eine Hürde für deutsche Investoren ist. Deshalb arbeiten wir eng mit den Branchenführern zusammen, um Grundsätze für Goldanlageprodukte für Privatanleger zu entwickeln und umzusetzen. Diese Grundsätze sollen eine Best-Practice-Anleitung für Anbieter bieten, um die aktuellen Probleme auf dem Markt hinsichtlich Transparenz und Vertrauen anzugehen. Die Initiative basiert auf unseren Forschungsergebnissen und zielt darauf ab, das Vertrauen in Goldanlagen für Privatanleger weiter zu stärken, insbesondere bei denjenigen, die zum ersten Mal in Gold investieren. Wir glauben, dass dies zu einer wachsenden Nachfrage nach Goldanlageprodukten und einer größeren Vielfalt führen könnte, was den Anlegern und der gesamten Branche zugutekommen wird", sagt Louise Street.

Die wichtigsten Ergebnisse des Markteinblicks über Goldinvestments von Privatanlegern in Deutschland sind nachfolgend aufgeführt:

  • Mehr als ein Drittel der deutschen Anleger besitzen bereits Gold. Ein weiteres Drittel (36 %) gibt an, dass sie eine Investition in Erwägung ziehen würden, obwohl sie zuvor noch nie in Gold angelegt haben.
  • Im Jahr 2019 haben aktive deutsche Anleger im Schnitt 18 % ihres Einkommens investiert oder gespart. Nur 26 % der Deutschen besitzen mehr als drei Formen von Anlageprodukten und nur 9 % besitzen sechs oder mehr. Das durchschnittliche Portfolio enthält 2,9 Produkte, wobei Gold auf Platz drei der populärsten Anlageformen liegt.
  • Top-5-Einstellungen zu Gold: Absicherung gegen Inflation und Währungsschwankungen (64 %), verliert langfristig nie seinen Wert (61 %), mehr Vertrauen als in Währungen (57 %), vermittelt langfristig ein sicheres Gefühl (53 %), in den Medien bislang nicht wirklich davon gehört (50 %).
  • Die häufigsten Anlageformen im Besitz sind Barren und Münzen, gefolgt von ETCs.
  • Für deutsche Anleger ist der „einfache Erwerb“ der wichtigste Faktor bei der Erwägung einer Anlage in Goldmünzen (48 %), Goldbarren (44 %) und goldbesicherte ETCs (39 %).
  • Die größten Hürden unter potenziell interessierten Goldanlegern sind mangelndes Wissen darüber, wie man in Gold investieren kann (59 %), Vertrauensdefizite in die Authentizität von Goldprodukten und die sichere Lagerform (44 %) sowie ESG-Bedenken (43 %).

Der Report „Goldinvestments für Privatanleger: Markteinblick in Deutschland“ mit umfangreichen Daten von Hall & Partners kann unter retailinsights.gold/de/regional-spotlights/germany/investment.html abgerufen werden.

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