Vorsorge

Parteien streiten nach CDU-Vorstoß zur Streichung des einheitlichen Rentenalters

Lesezeit: 2 min
10.12.2020 17:14  Aktualisiert: 10.12.2020 17:14
Ein CDU-Vorstoß für eine Streichung des festen Rentenalters stößt bei SPD, Grünen und Linken auf Ablehnung. Die FDP verweist darauf, dass sie das schon lange will. Die SPD-Chefin Saskia Esken sagte der dpa: „Mit dem Rentenkonzept der CDU werden die Corona-Helden von heute zu Almosenempfängern von morgen.“
Parteien streiten nach CDU-Vorstoß zur Streichung des einheitlichen Rentenalters
Die Parteien sind über die Zukunft der Rente uneinig. (Foto: Pixabay)

Der CDU-Bundesfachausschusses Soziale Sicherung und Arbeitswelt hatte vor wenigen Tagen Pläne für eine große Rentenreform beschlossen. Gedacht sind sie für das CDU-Wahlprogramm für den Bundestagswahlkampf 2021. Die nach offiziellen Prognosen weiter steigende Lebenserwartung müsse so genutzt werden, dass gewonnene Lebenszeit teils in Erwerbstätigkeit verbracht werde.

Statt eines „fixen gesetzlichen Renteneintrittsalters für alle“ solle es künftig einen individuellen Übergang in die Rente geben, so die von Dutzenden CDU-Politikern strömungsübergreifend getragene Forderung. Längerfristig wollen die CDU-Experten damit folglich die geltende Regelung abschaffen, nach der das reguläre Rentenalter schrittweise von 65 auf 67 Jahre steigt.

Esken hielt dem entgegen, etwa Altenpflegerinnen, Erzieherinnen und Busfahrer erreichten oft nicht das reguläre Rentenalter und damit auch nicht die volle Rente. Der Grund: Nach oft Jahrzehnten harter Arbeit müssten viele von ihnen vorzeitig aufhören zu arbeiten.

Esken sagte, eine noch längere Lebensarbeitszeit würde für viele zu noch schmerzhafteren Rentenkürzungen führen. Diese neuerdings als systemrelevant erkannten Erwerbstätigen bräuchten eine gesetzliche Rente, von der man leben kann. „Eine Aushöhlung der Alterssicherung wird es mit uns nicht geben“, sagte Esken.

Der Grünen-Experte Markus Kurth nannte eine Konzentration auf die Frage des Rentenalters „nicht sinnvoll“. Kurth sagte der dpa: „Zur Stabilisierung des Rentenniveaus stehen verschiedene Finanzierungswege zur Verfügung.“ Er nannte die Ausweitung der Erwerbstätigkeit von Frauen oder einen höheren Steuerzuschuss.

Der Linke-Rentenexperte Matthias Birkwald sagte, eine breite Front aus Arbeitgeberverbänden, Union, FDP, der OECD und sogenannten Rentenpäpsten fordere unter verschiedenen Etiketten immer wieder, dass die Beschäftigten länger arbeiten, um die Rentenfinanzen zu entlasten. „Die Politik der Rente erst ab 67 – und auch der CDU-Vorschlag für einen individuellen Rentenübergang – sind nichts anderes als eine unsoziale Rentenkürzung nach dem Motto „Länger einzahlen und kürzer Rente erhalten“.“

Stattdessen sollten alle Versicherten wieder ab 65 Jahren ohne Abschläge in Rentegehen dürfen, nach 40 Beitragsjahren sogar schon ab 60 Jahren, sagte Birkwald der dpa.

Die CDU-Experten fordern auch den Aufbau eines Fonds für eine Kapitalanlage innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung. Selbstständige sollen zudem wie Arbeitnehmer, Beamte oder Minijobber ein Standardvorsorgeprodukt abschließen können. Dieses soll schwerpunktmäßig auf Aktienanlagen basieren. Der Staat soll Kriterien für das Produkt festlegen.

Zustimmung zur Forderung nach einem flexiblen Renteneintrittsalter kam von der FDP. Ihr Rentenexperte Johannes Vogel sagte der dpa: „2017 hat die CDU unseren Vorschlag eines flexiblen Renteneintritts noch strikt abgelehnt.“ Er meinte: „Sollte die Union umdenken, wäre das ein spätes, aber richtiges Einlenken.“ Um Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, brauche es aber mehr als ein buntes Sammelsurium von Vorschlägen eines Fachausschusses voller Prüfaufträge an die eigene Bundesregierung.

SPD-Fraktionsvize Katja Mast warf der CDU viel Lärm um nichts vor. „Sie ist innerlich zerstritten und drückt sich vor den entscheidenden Fragen. Wie immer“, sagte sie der dpa. Die Vorschläge verschärften die Umverteilung von arm zu reich.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Mit ABC den Schmerz bekämpfen – Kongress berät Möglichkeiten
22.10.2024

Viele Menschen leiden unter chronischen Schmerzen, doch es gibt nur wenige Therapiemöglichkeiten. Welche Rolle könnte ABC spielen? Auf...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Finanzhaie im Gesundheitssystem: Private-Equity-Fonds auf dem Vormarsch
22.10.2024

Profit über Patientenwohl: Wie Investoren die Gesundheitsversorgung in Deutschland auf Kosten der Qualität umkrempeln – und was die...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Revolution im Krankenhaus: Lauterbachs Plan für die Kliniken
22.10.2024

Größte Reform seit 20 Jahren: Wie die Neuausrichtung des Gesundheitssystems Patienten und Kliniken verändern wird – und warum sie so...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Die SPD und die Reichensteuer: Neue Pläne zur Steuerreform und Vermögensabgabe
15.10.2024

Die SPD will sehr reiche Menschen stärker belasten, sowohl beim Einkommen als auch beim Vermögen. Dazu plant die Partei eine höhere...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Rentensinkflug in Deutschland? Warum die Rentenreform jetzt entscheidend ist
14.10.2024

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) warnt vor einem finanziellen Abstieg zukünftiger Rentnerinnen und Rentner, sollte die geplante...

ANG
Immobilien
Immobilien Immobilienbesitzer im Fokus: Umfrage zu Energiesanierungskosten und Förderungen
09.10.2024

Eine Umfrage zeigt, dass Immobilienbesitzer im Jahr 2024 durchschnittlich 37.000 Euro in Energiesanierungen investieren. Dies ist eine...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Krankenversicherung ins Grundgesetz? Peter Weiß fordert Verfassungsreform
07.10.2024

Peter Weiß, Bundesbeauftragter für die Sozialwahlen, fordert die Verankerung der Sozialversicherung im Grundgesetz. Er will, dass...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Keine Panik bei sinkenden Zinsen: So bleiben Sie als Anleger auf Kurs
07.10.2024

Die großen Notenbanken senken die Zinsen: Die EZB reduzierte den Leitzins auf 3,5 Prozent, während die Fed den Zinskorridor auf 4,75 bis...