Warren Buffett hat durch Value Investing in den letzten 30 Jahren Kursgewinne von rund 5.000 Prozent erzielte und ist dadurch zum Multimilliardär aufstiegen. In diesem Artikel erklären wir Ihnen, was hinter dem Begriff steht und wie auch Sie vom Value Investing profitieren können.
Langfristig investieren statt spekulieren
Das Value Investing fußt auf einer detaillierten Analyse der Fundamentaldaten eines Unternehmens. Dadurch unterscheidet sich das Value Investing von anderen Investmentstrategien, die den Fokus auf die technische Analyse legen, also nur den Kursverlauf einer Aktie betrachten, um einen günstigen Moment für den Kauf auszumachen. Diese Strategie wird oft von Börsenhändlern angewendet, die auf einen kurzfristigen Kursanstieg einer Aktie spekulieren.
Dagegen handelt es sich beim Value Investing um eine langfristige Anlagestrategie. Der Fokus liegt nicht auf historischen Kursverläufen, sondern auf der Analyse realwirtschaftlicher Kennzahlen des Unternehmens. Denn Value Investoren sind davon überzeugt, dass aktuelle Aktienkurse nicht immer repräsentativ für den tatsächlichen Wert eines Unternehmens sind. Anders gesagt: Preis und Wert sind nicht dasselbe. Der Preis einer Aktie spiegelt nur wider, was Marktteilnehmer bereit sind, für eine Beteiligung am Unternehmen zu bezahlen.
Warren Buffett fasste dies einmal wie folgt zusammen: „Auf kurze Sicht ist der Markt ein Schönheitswettbewerb, auf lange Sicht eine Waage.“ Die Teilnehmer am Aktienmarkt verhalten sich nicht immer rational und auch professionelle Broker sind nur Menschen. Dadurch kommen kurzfristige Preisverzerrungen zustande. Zu Zeiten eines Aktienbooms herrscht Euphorie an den Finanzmärkten. Die Preise sind stark übertrieben, ein Einstieg lohnt nicht. In Krisenzeiten dagegen sind Investoren durch Angst getrieben, die Preise für Aktien fallen unter den tatsächlichen Wert des Unternehmens.
Value Investoren nutzen genau diese Irrationalität aus, indem sie vielversprechende Unternehmen möglichst günstig kaufen. Wenn das gelingt, werden die Aktien langfristig gehalten, um auf Dauer von der Wertentwicklung und den Dividendenzahlungen zu profitieren. Ergeben sich weitere günstige Momente, bauen Value Investoren ihre Positionen aus. Doch sie spekulieren nicht kurzfristig mit Aktien, in der Hoffnung auf schnelle Gewinne.
In einem Brief an seine Anleger bei Berkshire Hathaway erklärte es Warren Buffett einmal so: „Bei ,Value Investing‘ und ,Investieren‘ handelt es sich um Synonyme. Denn was ist Investieren, wenn nicht die Suche nach einem Wert, der zumindest ausreicht, den Kaufpreis zu rechtfertigen? Für ein Wertpapier mehr auszugeben als es wert ist, in der Hoffnung, es bald zu einem noch höheren Preis verkaufen zu können, sollte Spekulation genannt werden, die zwar nicht illegal oder unmoralisch, aber eben auch nicht finanziell nachhaltig ist.“
Auf den Inneren Wert kommt es an
Im Zentrum des Value Investing steht der „Innere Wert“ eines Unternehmens. Der Innere Wert spiegelt den „fairen Marktpreis“ einer Aktie wider, also den Preis, den ein Investor zahlen würde, wenn er alle Information zum Unternehmen hätte. Um diesen Wert zu ermitteln, betrachtet man verschiedene Kennzahlen des Unternehmens in einer sogenannten Fundamentalanalyse. In die Fundamentanalyse fließen unter anderem Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), Kurs-Buch-Wert-Verhältnis (KBV), Dividendenrendite, Marktkapitalisierung, Umlaufvermögen, Cashflow und Verschuldungsgrad ein.
Es herrscht allerdings Uneinigkeit über die Gewichtung der einzelnen Faktoren und daher gibt es auch verschiedene Methoden zur Berechnung. Während einige wertorientierte Investoren großes Gewicht auf aktuelle Vermögenswerte und Gewinne legen, achten andere stärker auf Wachstumsraten und prognostizierte Cashflows. Daher gibt es auch keinen absoluten „Inneren Wert“, sondern es handelt sich immer nur um eine Bewertungsspanne.
Um sich gegen mögliche Fehleinschätzungen abzusichern, bauen Value Investoren einen Puffer in ihre Bewertung ein, die sogenannte Sicherheitsmarge. Je größer die Sicherheitsmarge ist, desto geringer ist das Risiko für den Investor, mit seiner Einschätzung daneben zu liegen. Hierfür gibt es eine Reihe von Kriterien, auf die Investoren achten sollten, um sich vor einer Fehlinvestition zu schützen. Wenn eine der folgenden Fälle auftritt, erhöht sich das Risiko der Investition deutlich:
- Hoher Verschuldungsgrad (mehr Fremd- als Eigenkapital)
- Hohe kurzfristige Verbindlichkeiten (Hälfte des Umlaufvermögens)
- Geringes Gewinnwachstum (weniger als 7 Prozent in den letzen 5 Jahren)
- Unzureichende Unternehmensdaten (weniger als 10 Jahre)
- Wiederholte Gewinneinbrüche (mind. 5 Prozent für zwei der letzten 10 Jahre)
- Hohes Verhältnis von Fremdkapital zu Netto-Umlaufvermögen
So identifizieren Sie ein wertvolles Unternehmen
Da es sich beim Value Investing um eine langfristige Anlagestrategie handelt, kommt es vor allem darauf an, Unternehmen auszumachen, die sich über viele Jahre hinweg positiv entwickeln werden. Ist der „Innere Wert“ größer als der aktuelle Aktienkurs, bietet sich für Value Investoren eine günstige Kaufgelegenheit. Die Bestimmung des „Inneren Wertes“ kann aufwendige Analysen mit sich bringen. Um jedoch vorher schon ein Gefühl dafür zu bekommen, ob es sich um ein vielversprechendes Unternehmen handelt, sollten Value Investoren sich vor jeder Investition die folgenden Kernfragen beantworten:
- Befindet sich das Unternehmen aktuell in einer ausgezeichneten wirtschaftlichen Lage?
- Ist das Geschäftsmodell einfach verständlich und robust auch in Krisenzeiten?
- Hat das Unternehmen einen Vorteil gegenüber seiner Konkurrenz, die eine künftige positive Entwicklung begünstigen?
- Wird das Unternehmen von kompetenten Managern geführt, die wie Eigentümer handeln?
- Bietet sich eine günstige Kaufgelegenheit durch einen derzeit niedrigen Aktienpreis?
Sind diese Kriterien erfüllt, steigen die Chancen für Investoren, langfristige Gewinne mit der Aktie zu erzielen. Das Timing ist hier besonders wichtig. Value Investoren brauchen Geduld und Disziplin, um den richtigen Moment abzupassen. Die Börse bezeichnete Warren Buffett einmal als „Baseballspiel ohne Strikeouts“. Man sollte nicht wild drauf losschlagen, sondern müsse nur einen Ball richtig treffen, um einen „Homerun“ zu erzielen.
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