Nach einem eher besinnlichen Jahresausklang scheint das neue Jahr zumindest für Trendwerte nahtlos an 2020 anzuschließen. Anleger greifen derzeit laut Andreas Schröer von Lang & Schwarz besonders häufig zu ETFs mit Bezug zum S&P Global Clean Energy (ISIN: IE00B1XNHC34), S&P Global Water (ISIN: IE00B1TXK627) und Elwood Blockchain Global Equity (ISIN: IE00BGBN6P67). „Sehr stark gefragt sind auch Bitcoin-Tracker (ISIN: DE000A28M8D0).“ Die Kryptowährung erreichte in den vergangen Tagen erneut Rekordwerte.
Britische Aktien gefragt
„In der verkürzten Handelswoche zum Jahresende hatten wir insgesamt einen Kaufüberhang von 56 Prozent“, beschreibt Carsten Schröder das ETF-Geschäft. Auf der Zielgeraden zum endgültigen EU-Austritt Großbritanniens verbuchte der „Société Générale“-Händler auffällig großes Interesse an FTSE 100-Produkten (ISIN: IE00B810Q511). "Es gab viele Käufe und Verkäufe, wobei die Zuflüsse überwogen." Ansonsten positionierten sich Anleger unterm Strich in MSCI World-ETFs (ISIN: IE00B4X9L533). Hinter der tendenziellen Abkehr von DAX-Werten (ISIN: LU0378438732) vermutet Schröder Gewinnmitnahmen.
Nachhaltigkeit bleibt Wachstumstreiber
Welche Themen in diesem Jahr an den Finanzmärkten in den Vordergrund rücken, wird sich Schröder zufolge erst im Laufe der Zeit herauskristallisieren. Ob Investoren wie im vergangenen Jahr Value-Aktien den Vorzug geben, werde sich noch zeigen. Fest stehe aber, dass Nachhaltigkeit nicht mehr wegzudenken sei. Ganz im Gegenteil: „Vermutlich werden ESG-Kriterien auch im Fixed-Income-Bereich an Bedeutung gewinnen.“
Nach Ansicht Andrew Peases von Russell Investments sollte die konjunkturelle Erholung unter anderem unterbewerteten zyklischen Aktien zugutekommen.
Gezeitenwechsel?
Nach zehn Jahren hervorragender Renditen mit US-Investments hält Tilmann Galler von J.P. Morgan eine Verschiebung hin zu asiatischen Emerging Markets für wahrscheinlich. China, Korea und Taiwan hätten die Pandemie erfolgreicher eingedämmt als der Rest der Welt. Während Europa und die USA immer noch erheblichen Einschränkungen unterliegen, befinde sich die Wirtschaftsaktivität etwa in China bereits wieder auf dem Vorkrisenniveau. Die nordasiatischen Aktienmärkte hätten 2020 viele Industrieländer-Indizes übertroffen. Auch für 2021 rechnet Galler mit einer Outperformance.
Chinesische Aktien ein Blick wert
Die Märkte außerhalb der USA – insbesondere in Asien – werden auf mittlere Sicht von einem schwächeren US-Dollar profitieren, wie Carsten Roemheld von Fidelity International erwartet. Solange die US-Notenbank an ihrer lockeren Geldpolitik festhalte bleibe der Greenback schwach. Dem gegenüber fahre die chinesische Regierung eine neutrale Geldpolitik. Peking treibe zudem inländische Reformen voran. Das werde vermutlich die Erträge der Unternehmen stabilisieren, weshalb chinesische Aktien ein gewisses Maß an Diversifizierung böten
Realitätscheck steht noch aus
Die Mehrheit der Prognosen für das neue Jahr geht von steigenden Aktienkursen aus. Inwieweit der Optimismus trägt, wird nach Meinung Roemhelds von Faktoren wie der Bereitstellung von Impfstoffen, den Folgen der geld- und fiskalpolitischen Anreize und dem Gewinnwachstum der Unternehmen beeinflusst. Klar sei, wo eine Krise herrsche, entstünden auch Chancen. Anleger sollten dennoch wachsam bleiben.
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