Die Covid-19-Pandemie mit ihren weitreichenden Auswirkungen war der treibende Faktor hinter der schwachen Nachfrage der Goldkonsumenten im Jahr 2020, die um 14 Prozent auf 3.759,6 Tonnen fiel. Das vergangene Jahr war laut dem neuesten Bericht zur Entwicklung der Goldnachfrage des World Gold Council das erste Jahr seit 2009, in dem die Nachfrage unter 4.000 Tonnen lag.
Die weltweite Goldnachfrage sank in Q4 um 28 Prozent auf 783,4 Tonnen. Es handelte sich damit um das schwächste Quartal seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise in Q2 2008.
Die Goldschmucknachfrage in Q4 fiel im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf 515,9 Tonnen, was zu einem Gesamtjahreswert von 1.411,6 Tonnen führte. Dieser Wert liegt 34 Prozent niedriger als 2019 und stellt einen neuen jährlichen Tiefpunkt seit Beginn unserer Datenaufzeichnung dar. Während sich die Nachfrage gegenüber dem stark dezimierten Q2 stetig verbesserte, wirkte sich das Coronavirus weiter auf das Verbraucherverhalten aus.
Interessanterweise trieben die zunehmende Unsicherheit und die politische Reaktion auf die Pandemie die jährliche Investitionsnachfrage an, die im Jahresvergleich um 40 Prozent auf 1.773,2 Tonnen anstieg, ein neuer Höchststand in der Serie. Der größte Teil des Wachstums erfolgte in Form von goldbesicherten ETFs (Gold-ETFs), wurde aber durch den Anstieg der Barren- und Münznachfrage in der zweiten Jahreshälfte unterstützt. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass die außerbörslichen Aktivitäten, die im Datensatz des World Gold Council nicht direkt erfasst werden, ebenfalls das ganze Jahr über solide waren. In Q4 jedoch nahm die Investitionsnachfrage für Gold-ETFs bedeutend ab, was für Gesamtabflüsse von 130 Tonnen sorgte.
Das gesamte jährliche Goldangebot war ebenfalls rückläufig und sank im Jahresvergleich um 4 Prozent (4.633 Tonnen), was den größten jährlichen Rückgang seit 2013 darstellte. Der Rückgang lässt sich größtenteils durch coronavirusbedingte Unterbrechungen der Minenförderung erklären, die durch einen marginalen Anstieg des Recyclings um 1 Prozent auf 1.297,4 Tonnen für 2020 teilweise ausgeglichen wurden.
Die Zuflüsse in weltweite Gold-ETFs erzielten einen Jahresrekord von 877,1 Tonnen (47,9 Mrd. US-Dollar). Die 11-monatige Serie aufeinanderfolgender Zuflüsse, die im Dezember 2019 begann, kam im November 2020 zum Stillstand, als die Konjunkturerholung und ein Rückgang des Goldpreises zu Abflüssen von 130 Tonnen in Q4 führten.
Der Goldpreis in US-Dollar stieg 2020 um 25 Prozent, unterstützt durch die Nachfrage der Investoren. Nach dem Erreichen eines Rekordhochs im August in den meisten Währungen fiel der LBMA Goldpreis-PM Ende November auf 1.762,55 US-Dollar je Unze, bevor er sich zum Jahresabschluss auf 1.887,6 US-Dollar je Unze erholte.
Die Nachfrage nach Goldbarren und Münzen stieg in Q4 um 10 Prozent. Eine Erholung in China und Indien in der zweiten Jahreshälfte 2020 führte zusammen mit der anhaltenden Stärke der westlichen Märkte zu einem Anstieg der jährlichen Nachfrage auf 896,1 Tonnen (+3 Prozent).
2020 markierte einen Rekordtiefpunkt der Goldschmucknachfrage von 1.411,6 Tonnen. Trotz der Erholung im 4. Quartal konnte die Nachfrage die anhaltenden Herausforderungen durch Covid-19 nicht überwinden.
Auch die Goldkäufe der Zentralbanken haben sich 2020 stark verlangsamt, konkret um 59 Prozent auf 273 Tonnen. Das 4. Quartal markierte die Rückkehr zu bescheidenen Nettokäufen: Die weltweiten offiziellen Reserven wuchsen im Laufe des Quartals um 44,8 Tonnen und machten damit die 6,5 Tonnen Nettoverkäufe aus Q3 mehr als wett.
„Der gesamte Goldmarkt spürte 2020 den Einfluss der Covid-19-Pandemie, das vierte Quartal war da keine Ausnahme. Verbraucher auf der ganzen Welt sahen sich weiterhin Lockdowns, Konjunkturschwächen und einem hohen Goldpreis ausgeliefert, was zu einem neuen Jahrestief bei der Schmucknachfrage führte“, sagt Louise Street, Senior Markets Analyst im Bereich Forschung des World Gold Councils.
„Trotz der Abflüsse in Q4 verzeichneten goldgestützte ETFs im Gesamtjahr Rekordzuflüsse aufgrund der niedrigen Zinssätze und der hohen Unsicherheit, was die Rolle von Gold als sichere Anlage unterstreicht. Auch die Nachfrage nach Barren und Münzen erholte sich in der zweiten Jahreshälfte stark, was zeigt, dass die Stimmung der Privatanleger auf diesen unbeständigen Märkten relativ stabil blieb. Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Auswirkungen der Pandemie bis ins erste Quartal 2021 und möglicherweise darüber hinaus nachhallen werden“, so Street weiter.
Die wichtigsten Ergebnisse des Berichts zur Entwicklung der Goldnachfrage für das Gesamtjahr 2020 sind nachfolgend aufgeführt:
- Die jährliche Nachfrage (ausschließlich außerbörslichen Handels) sank auf 3.759,6 Tonnen (−14 Prozent) – das erste Jahr unter 4.000 Tonnen seit 2009.
- Die Rekordzuflüsse in Gold-ETF beliefen sich auf 877,1 Tonnen (47,9 Mrd. US-Dollar) und globale verwaltete Vermögen erreichten 3.751,5 Tonnen.
- Die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen stieg 2020 um 3 Prozent auf 896,1 Tonnen.
- Die globale Goldschmucknachfrage sank im Vergleich zum Vorjahr um 34 Prozent auf 1.411,6 Tonnen, was einen neuen jährlichen Tiefpunkt darstellt.
- Die Goldkäufe der Zentralbanken verlangsamten sich 2020 und lagen im Vergleich zum Vorjahr mit 273 Tonnen, also 59 Prozent niedriger.
- Die Nachfrage im Technologiesektor sank 2020 um 7 Prozent auf 307,9 Tonnen.
- Die Minenförderung sank im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent.
- Das Recycling stieg im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig um 1 Prozent.
Die wichtigsten Ergebnisse des Berichts zur Entwicklung der Goldnachfrage für das vierte Quartal 2020 sind nachfolgend aufgeführt:
- Die Gesamtnachfrage nahm in Q4 im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent auf 783,4 Tonnen ab.
- Goldgestützte ETFs verzeichneten in Q4 Zuflüsse in Höhe von 130 Tonnen.
- Goldbarren und -münzen sahen weiterhin eine starke Nachfrage und stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent.
- Die globale Schmucknachfrage erholte sich weiterhin vom Rekordtiefpunkt in Q2, lag mit 515,9 Tonnen aber trotzdem 13 Prozent niedriger als im Vorjahr.
- Zentralbanken haben die Nettokäufe wieder aufgenommen und die globalen Bestände um 44,8 Tonnen erweitert.
- Die Nachfrage im Technologiesektor ist nur geringfügig gestiegen, auf 84 Tonnen.