Immobilien

Wegen Corona: Büros könnten zu Wohnungen werden

Lesezeit: 2 min
05.02.2021 17:15  Aktualisiert: 05.02.2021 17:15
Wer kann, soll Abstand halten in Corona-Zeiten. Und so arbeiten viele Menschen aktuell von zuhause. Nach der Pandemie dürfte das Homeoffice zumindest eine größere Rolle spielen als vorher. Das schafft Platz für Wohnungen, meinen Verbände.
Wegen Corona: Büros könnten zu Wohnungen werden
Während der Corona-Pandemie bleiben die Konferenzsäle leer. Doch werden daraus künftig Wohnungen entstehen? (Foto: Pixabay)

Zur Linderung der Wohnungsnot plädiert ein Verbändebündnis für die Umwidmung von Büroflächen: Etwa 235.000 Wohnungen in innerstädtischen Bereichen könnten so bis 2025 aus bisherigen Büroflächen entstehen, wie das Kieler Bau-Beratungsinstitut Arge für das Bündnis „Soziales Wohnen“ errechnet hat. „Auch nach dem Ende der Corona-Pandemie werden viele Menschen und Unternehmen zumindest für einen Teil der Arbeitszeit auf das Homeoffice umstellen“, sagte der Vorstand des Pestel Instituts in Hannover, Matthias Günther.

Für neu entstehende Wohnungen müsse es dabei aber eine „Sozialquote“ für bezahlbare Wohnungen geben, verlangte das Bündnis „Soziales Wohnen“, in dem sich die Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie, der Deutsche Mieterbund und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) sowie die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) und der Deutsche Baustoff-Fachhandel (BDB) zusammengeschlossen haben. Die Umwidmung von Büroflächen könne helfen, die „entscheidenden Fehler in der Wohnungsbaupolitik“ von Bund und Ländern auszubügeln, so das Bündnis.

„Auch nach dem Ende der Corona-Pandemie werden viele Menschen und Unternehmen zumindest für einen Teil der Arbeitszeit auf das Homeoffice umstellen“, sagte Pestel-Vorstand Günther der dpa. Der Trend zur Abwanderung ins Umland werde sich noch verstärken. „Gerade für Familien wird das Leben außerhalb der Stadt attraktiver, wenn Eltern nur noch an einigen Wochentagen ins Büro pendeln müssen.“

Ein Arbeitsplatz daheim verbraucht nach Berechnungen des Arge-Instituts auch weniger Fläche als im Büro. 14,8 Millionen Menschen in Deutschland arbeiteten in Büros. Der Platzbedarf im Homeoffice – der bei Neubauten auch gesondert berücksichtigt werden solle – liege bei 5 bis 10 Quadratmetern, schreibt das Institut. Im Büro fielen hingegen eher zwischen 23 und 45 Quadratmeter an.

Verschärfte soziale Wohnungsnot

Nicht jede Gewerbeimmobilie sei für die Umnutzung zu Wohnraum geeignet, sagte Arge-Institutsleiter Dietmar Walberg. Es gebe aber viele Vorteile, die Kosten sparen hülfen: So gebe es Treppenhäuser, häufig auch Aufzüge oder Fassaden. Teure Installationsschächte gebe es bereits, zudem oft höhere Räume was Platz für weitere Leitungen biete.

Der Bundesregierung warf das Bündnis wohnungspolitisches Versagen vor. CDU, CSU und SPD hatten sich bereits im Koalitionsvertrag das Ziel von 1,5 Millionen neuen Wohnungen gesetzt und das im Herbst 2018 bei einem „Wohngipfel“ bestätigt. Eine eigene Bilanz dieser „Wohnraumoffensive“ von Bund, Ländern und Kommunen will die Regierung am 23. Februar präsentieren. Zum 1,5-Millionen-Ziel erklärte der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten: „Das werden wir auf keinen Fall schaffen, wir werden deutlich drunter bleiben.“

Bundesbauminister Horst Seehofer (CSU) hatte der dpa gesagt, die Regierung sorge dafür, dass Wohnraum bezahlbar bleibe. „Innerhalb von vier Jahren werden 1,5 Millionen neue Wohnungen im Bau oder fertig gestellt sein. Außerdem stehen Fördermittel für 100.000 neue Sozialwohnungen bereit“. Die Vereinbarungen der „Wohnraumoffensive“ seien umgesetzt worden. Seehofer habe Wohnungen im Rohbau mitgerechnet und jene, für die lediglich eine Genehmigung erteilt sei, hielt Siebenkotten dagegen. „Verehrter Herr Minister, im Rohbau kann man nicht wohnen und auf einer Baugenehmigung erst recht nicht.“

Der Bundesvorsitzende der IG Bau, Robert Feiger, warnte: „Uns droht eine verschärfte soziale Wohnungsnot infolge dieser Pandemie.“ Zudem gebe es einen enormen Schwund an Sozialwohnungen. „43.000 Sozialwohnungen sind bundesweit in den vergangenen fünf Jahren vom Markt verschwunden – und zwar Jahr für Jahr.“ Rechnerisch gehe alle zwölf Minuten in Deutschland eine Sozialwohnung verloren.

Bis 2030 müssten mindestens zwei Millionen Sozialmietwohnungen zusätzlich entstehen, forderte das Bündnis. Jede zehnte Sozialwohnung müsse barrierefrei werden. Generell brauche es angesichts einer alternden Bevölkerung viel mehr barrierefreie Wohnungen. Städte und Gemeinden sollten Härtefall-Kommissionen bilden, die ein Zehntel der verfügbaren Wohnungen an besonders Bedürftige vergeben könnten. Schließlich müsse der Wohnungsneubau steuerlich stärker begünstigt werden.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Geldanlage
Geldanlage Börse Frankfurt-News: ETFs: Jetzt "America first"
01.07.2025

Lieber europäische als US-amerikanische Aktien? Das ist vorbei. Im Moment kommen US-Werte besser an. Außerdem bleiben Rüstungs-ETFs...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Experten fordern: Ältere Menschen besser vor Hitze schützen
01.07.2025

Ältere Menschen sind bei starker Hitze besonders gefährdet. Beim Schutz dieser Gruppe hat Deutschland einer Analyse zufolge deutlichen...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Koste

ANG
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
30.06.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

ANG
Börse
Börse Northvolt-Insolvenz: Staatliche Förderung im Fokus des Haushaltsausschusses
24.06.2025

Die Insolvenz des schwedischen Batterieherstellers Northvolt hat nun auch politische Konsequenzen auf Bundesebene: Am Mittwoch befasst sich...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Deutschlands herrenlose Konten: Bundesregierung will auf Gelder von Privatkonten zugreifen
24.06.2025

Union und SPD möchten jetzt an die Ersparnisse ran: Guthaben von inaktiven Konten sollen dem Staat zugeschlagen werden, um einen Fonds...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Neuer Tarifvertrag stärkt Altersvorsorge für Filmschaffende
23.06.2025

Nach jahrelangen Verhandlungen wurde nun ein entscheidender Fortschritt erzielt: Die Gewerkschaft Verdi, die Schauspielergewerkschaft BFFS...

ANG
Geldanlage
Geldanlage 10.000 Euro investieren: Wie man mit Strategie ein stabiles Anlageportfolio aufbaut
17.06.2025

Mit 10.000 Euro Vermögen starten? Experten raten zu Diversifikation, ETF-Strategien, Anleihen und Zukunftsthemen wie KI, Verteidigung,...