Börse

Was bringt das Jahr des Büffels für chinesische Aktien?

Lesezeit: 3 min
15.02.2021 15:45
Angesichts des bevorstehenden chinesischen Neujahrsfests stellt sich die Frage, was das Jahr des Büffels nach dem Krisenjahr 2020 für China bereit hält – insbesondere auch vor dem Hintergrund der Reform des chinesischen Kapitalmarktes.
Was bringt das Jahr des Büffels für chinesische Aktien?
Das Jahr 2021 steht nach dem chinesischen Kalender im Zeichen des Büffels. (Foto: Pixabay)

Analyse von Rob Mumford, Investmentmanager für Schwellenländeraktien bei GAM Investments:

Die Kapitalmarktreform stellte einen wesentlichen Bestandteil von Chinas letztem Fünfjahresplan dar und wird auch im nächsten Fünfjahresplan eine wichtige Rolle spielen. Es war interessant zu beobachten, dass die laufenden Reformen selbst auf dem Höhepunkt des Handelskrieges zwischen den USA und China fortgesetzt wurden, einschließlich der Verbesserung des ausländischen Zugangs zu wichtigen Finanzsegmenten. Zusätzliche Unterstützung leistete die Förderung von Innovationen im Technologiesektor und Gesundheitswesen durch Einrichtung und Förderung einer Börse für Unternehmen in frühen Entwicklungsstadien (sog. STAR-Board) und in jüngerer Zeit die Genehmigung umfangreicherer Kapitalerhöhungen für Institutionen (einschließlich Versicherungsunternehmen).

Kapitalmarktreform: Politische Maßnahmen zur Abkühlung des Marktes?

Das Streben nach einem breiteren Kapitalmarkt und insbesondere nach breiteren Aktienmärkten soll dem Aufbau einer Aktienkultur dienen und der Abhängigkeit von Fremdkapital entgegenwirken. Zur Schaffung einer Aktienkultur beabsichtigen die Behörden Maßnahmen zu ergreifen, die eine Blasenbildung verhindern und eine stabile Marktentwicklung sicherstellen sollen. Mit der Verschiebung des Börsengangs der Ant Group und der Fokussierung auf eine Kartellrechtsreform mit Bezug auf die großen Internetplattformen bestätigt sich, dass China bereit ist, harte Entscheidungen zugunsten stabilerer langfristiger Aussichten zu treffen. Aus diesem Grunde wären wir auch nicht überrascht, wenn weitere Schritte zur Abkühlung des Marktes unternommen würden.

„Top-Down“-Aussichten besser denn je – Wachstum als entscheidender Faktor

Unsere optimistische Einschätzung in Bezug auf China stützt sich auf vier Säulen: erstklassige Wachstumsraten, die Schlagkraft, um das Wachstum aufrechtzuerhalten, eine sich verbessernde Qualität des Wachstums und angemessene Bewertungen. Erholungstrends, die durch anhaltende globale Impulse, die Einführung von Impfstoffen und reformorientiertes Wachstum (mit dem neuen Fünfjahresplan) unterstützt werden, lassen die „Top-Down“-Aussichten für China besser denn je erscheinen. Verstärkte Liquiditätsspritzen haben jedoch die Bewertungen in bestimmten Bereichen des Marktes auf extreme Niveaus getrieben, und das zu einem Zeitpunkt, an dem der chinesische Kreditzyklus wahrscheinlich einen Wendepunkt erreicht hat und auf kurze Sicht haushalts- und geldpolitische Klippen sowie potenziell stärkere Bestrebungen zur Einführung von Fehlanreizen am Aktienmarkt zu erwarten sind.

Mit anderen Worten: Die „Bottom-up“-Qualität des Marktes und (spezifischen) Bewertungen haben sich kurzfristig verschlechtert. Es besteht das Risiko einer Marktkonsolidierung, aber angesichts der sehr positiven „Top-Down“-Aussichten und der längerfristigen positiven Faktoren bietet dies Chancen, das Engagement in einer Reihe von spannenden Bereichen zu erhöhen – darunter nachhaltige Werte mit hohem Wachstum (Technologie zum angemessenen Preis, ausgewählte Internetplattformen), Wachstumstitel aus dem Bereich erneuerbare Energien (Selektivität innerhalb der Lieferkette für Elektrofahrzeuge, Wind- und Solarenergie), sich erholende zyklische Titel (Reisen, Casinos), zyklische Substanzwerte (Versicherungen) sowie Grundstoffe (hochwertige Rohstoffe).

Verschuldung und überschüssige Liquidität als Risikofaktoren

Anleger sind zu Zeiten attraktiver Bewertungen hinsichtlich der Risiken bei chinesischen Aktien tendenziell übermäßig besorgt. Gleichzeitig neigen sie mitunter dazu, die gleichen Herausforderungen zu vergessen, mit denen sich die Wirtschaft konfrontiert sieht, wenn die Bewertungen relativ hoch sind. Angesichts der jüngst verstärkten Virusnachbeben in China könnte der Zeitpunkt für Maßnahmen zur Verringerung des Überschwangs an den Märkten geringfügig hinausgeschoben werden. Das Problem der übermäßigen Verschuldung (und der überschüssigen Liquidität) bleibt nach unserer Auffassung eine gegenwärtige Gefahr, die es anzugehen gilt. Das Risiko von Fehlanreizen (Moral Hazard) wurde schrittweise als wesentlicher Aspekt der Kapitalmarktentwicklung an den Kreditmärkten eingeführt. Um eine nachhaltige Aktienkultur in China zu schaffen, muss ein vergleichbarer Schritt an den Aktienmärkten stattfinden. Dies würde aus unserer Sicht interessante Chancen für ein Engagement in langlaufenden fundamental begründeten Titeln (Qualitätswerte mit erstklassigem Wachstum) und Technologiewerten (verstärkte Präsenz in den globalen Aktienindizes) des Marktes bieten.

Die zweite Säule in unserer Vier-Säulen-Perspektive bleibt weitgehend bestehen. Wir sind der Ansicht, dass die Abwärtsrisiken für den Gesamtmarkt relativ begrenzt sind, da verschiedene Instrumente zur Verfügung stehen, sobald die Trends zu negativ werden. Da die Inflation jüngst erheblich gesunken ist, könnte eine potenzielle Leitzinssenkung für die Kreditvergabe der Geschäftsbanken an Unternehmen mit erstklassiger Bonität (Loan Prime Rate) den Markt stützen. Die Realzinsen sind kontinuierlich gestiegen, und obwohl die Auswirkungen von Zinsänderungen begrenzter Natur sind, würde dies sicherlich die Stimmung aufhellen.

GAM ist eine unabhängige, reine Vermögensverwaltungsgruppe. Per 30. Juni 2020 hat GAM 747 Vollzeitbeschäftigte in 14 Ländern und betreibt Anlagezentren in London, Cambridge, Zürich, Hongkong, New York, Mailand und Lugano.

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