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Globale Konjunkturerholung: Schlechtes Krisenmanagement wirft Europa zurück

Lesezeit: 2 min
31.03.2021 18:00
Die Wachstumsperspektiven in Europa sind im Vergleich zu jenen in den USA und China sehr verhalten. Höhere Inflationserwartungen führen zu erheblich steigenden Zinsen.
Globale Konjunkturerholung: Schlechtes Krisenmanagement wirft Europa zurück
Europa verliert den Anschluss. (Foto: Pixabay)

Während die Erholung der Weltwirtschaft Fahrt aufnimmt, verliert Europa immer mehr den Anschluss. China hat wie erwartet zu einem soliden Wachstum zurückgefunden, und die Aussichten für die USA haben sich seit dem Herbst dank der zusätzlichen Konjunkturhilfen von fast 3 Billionen US-Dollar deutlich verbessert. Mit 6,5 Prozent Wachstum rechnet das Investmenthaus FERI im laufenden Jahr. „Die Voraussetzungen für den Neustart der globalen Wirtschaft nach Corona sind regional sehr unterschiedlich. Während die USA und China beim Impfen aufs Tempo drücken und die fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen in den USA Wirkung zeigen, hinkt Europa aufgrund der Fehler im Umgang mit der Pandemie hinterher“, sagte Carsten Hermann, Geschäftsführer FERI Trust GmbH und Moderator der digitalen FERI-Frühjahrstagung, die in diesem Jahr unter dem Motto „Gelingt der Re-Start? Perspektiven für Wirtschaft und Märkte bei komplexer Corona-Dynamik und veränderter US-Politik“ stattfand.

In seinem Vortrag zum globalen Konjunkturaufschwung 2021 stellte Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der FERI-Gruppe fest, dass mit einer schnellen Rückkehr zur Normalität insbesondere in Deutschland vorerst nicht zu rechnen sei: „Der andauernde Lockdown und die fehlende Perspektive für substanzielle Öffnungen belasten den privaten Konsum in Deutschland erheblich. Die Industrie zeigt sich dank der höheren Exportnachfrage aus den USA und China relativ robust. Insgesamt hat sich unsere im November getroffene Einschätzung, dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland 2021 unter der 3%-Marke liegen wird, bestätigt“.

Steigende Inflations- und Zinsanstiegsrisiken

Auch die Erwartung, dass die Inflationsentwicklung zu einem der beherrschenden Themen des Jahres wird, hat sich inzwischen als richtig erwiesen. Das gilt in besonderem Maße für die USA, wo eine höhere Preisdynamik inzwischen sehr wahrscheinlich ist. „Aufgrund schneller Impffortschritte erholt sich die US-Wirtschaft zügig. Sinkende Arbeitslosigkeit und ein Rückgang der zuletzt sehr hohen Sparquote tragen ihren Teil dazu bei. In diesem Umfeld bewirken die enormen fiskalischen Hilfen einen zusätzlichen Nachfrageschub, der auf begrenzte Kapazitäten trifft und potenziell Preissteigerungen auslöst“, führte Angermann aus. Spannend sei nun vor allem, wie die US-Notenbank vor diesem Hintergrund agieren werde. Dass die FED an ihrem Plan festhalte, bis 2023 keine Zinserhöhungen vorzunehmen, sei zwar grundsätzlich positiv für die Aktienmärkte, führe aber wahrscheinlich zu weiter steigenden Zinsen, die ihrerseits zu einem Risikofaktor für die Aktienmärkte würden. Zu erwarten sei, dass die Märkte weiterhin die Reaktionen der Fed testen werden. Dies hätte eine stärkere Unruhe und Volatilität an den Märkten zur Folge.

Marktumfeld unverändert positiv

Vor diesem Hintergrund kommt es aus Sicht der FERI-Experten in den nächsten Monaten entscheidend auf die Selektion der richtigen Segmente innerhalb der einzelnen Anlageklassen an. „Inflation und Zinsen sind momentan die alles beherrschenden Themen. Die Anleihemärkte sind bereits unter Druck geraten, vor allem bei Staatsanleihen ist mit weiteren Kursverlusten zu rechnen. Bei Aktien sind zyklische Werte gegenüber Wachstumswerten zu bevorzugen, speziell der Technologiesektor könnte die im Zuge der Zinssteigerungen bereits eingesetzten Korrekturen ausweiten“, sagte Marcus Zasada, Head Portfolio Management bei FERI Trust. In den USA rückten deshalb unter anderem Small-Caps in den Fokus, die zum einen weniger zinsanfällig sind als etwa die großen Wachstumswerte, zum anderen aber auch relativ stark von dem angelaufenen Konjunkturpaket profitieren. Darüber hinaus sei wegen der steileren US-Zinsstrukturkurve auch eine bessere Performance von Finanzwerten zu erwarten. Die asiatischen Emerging Markets dürften dagegen unter einem temporär stärkeren Dollar und einer tendenziell nachlassenden Wachstumsdynamik Chinas leiden. „In Europa dämpfen die anhaltenden Probleme mit der Bekämpfung der Pandemie ebenfalls die Erwartungen an die Aktienperformance“, so Zasada.

FERI ist bereits seit 1987 als unabhängiges Investmenthaus tätig, mit den Schwerpunkten Investment Research, Investment Management und Investment Consulting. Der Name FERI steht für „Financial & Economic Research International“.

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