Die Zahl der Menschen im Rentenalter in Deutschland wird bis zum Jahr 2035 deutlich anwachsen. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte, steigt die Altersgruppe 67plus um 22 Prozent – also von etwa 16 Millionen auf voraussichtlich 20 Millionen.
Laut den Angaben erwarten die Statistiker zugleich, dass es bis 2035 deutlich weniger Menschen im Erwerbsalter gibt. So wird in den westlichen Flächenländern mit einem Rückgang der Anzahl der 20-bis-66-Jährigen um 7 bis 11 Prozent gerechnet, in den östlichen Flächenländern könnten es demnach sogar 12 bis 15 Prozent sein. Lediglich in den Stadtstaaten würden die Zahlen weitgehend stabil bleiben, hieß es.
„Der erwartete Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter ist darauf zurückzuführen, dass die großen Baby-Boom-Jahrgänge in den 2020er-Jahren aus dem Erwerbsalter ausscheiden und viel schwächer besetzte jüngere Jahrgänge aufrücken werden“, erklärte Olga Pötzsch, Demografie-Expertin im Statistischen Bundesamt.
Vertrauen schrumpft auf Rekordwert
Der aktuelle Altersvorsorge-Index setzt seinen Abwärts-Trend weiter fort. Der Index wird seit einem Jahr halbjährlich vom Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) erhoben. Aus einer Befragung von rund 2.000 Bürgerinnen und Bürgern zur aktuellen Lage sowie zu künftigen Erwartungen ermittelt der Index die Grundstimmung in der deutschen Bevölkerung zur Altersvorsorge insgesamt. Mit möglichen Werten zwischen -100 und 100 ist der Index mit -0,4 nun erstmals in den negativen Bereich abgerutscht und zeugt von weiter abnehmendem Vertrauen. Vor einem Jahr lag er noch bei 3,8 Punkten, war aber im Frühjahr 2021 bereits auf 1,7 gefallen.
Am eklatantesten fiel der Vertrauensschwund bei der gesetzlichen Altersvorsorge aus: 58,5 Prozent der Befragten und damit knapp fünf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr gehen davon aus, dass sich das Versorgungsniveau in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren verschlechtern wird.
„Bei den Bürgern steigt das Bewusstsein, dass die gesetzliche Rente ohne schmerzhafte Anpassungen bei Eintrittsalter, Rentenhöhe und Beitragssatz nicht länger finanzierbar sein wird“, bewertet Professor Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA, die Ergebnisse. „Dazu hat sicher auch die massive Medienpräsenz des Themas Rente in der heißen Phase des Wahlkampfs beigetragen.“
Rentengeschenke rückgängig machen
Laut Heuser zeigen sich die Bürger mit Blick auf die Entwicklung des Altersvorsorge-Index realistischer als die Politik: „Anstelle von unvermeidlichen Einschnitten haben die Wahlprogramme teilweise Stabilität der gesetzlichen Rente suggeriert, die mit der demographischen Entwicklung nicht in Einklang zu bringen ist – wohl aus Sorge um den Verlust von Wählerstimmen bei den Älteren.“
Die Altersgruppe der 50- bis 65-Jährigen ist seit Beginn der Indexberechnung durchgängig am pessimistischsten eingestellt. In der aktuellen Erhebung spitzt sich deren negative Beurteilung nochmals deutlich zu. „Überraschend ist das nicht – schließlich handelt es sich bei dieser Altersgruppe um die Baby-Boomer, die bald zahlreich das Renteneintrittsalter erreichen werden und sich berechtigterweise um die Finanzierung ihrer Rente sorgen“, sagt Dr. Helge Lach, Vorstand des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV).
Die größten Sorgen müssten sich aber weniger die Baby-Boomer selbst machen. Vielmehr seien es deren Kinder, die mit erheblichen Zusatzbelastungen zur Finanzierung der Renten ihrer Eltern rechnen müssten – sei es durch höhere Beiträge oder Steuerzuschüsse.
Für Lach ergibt sich hieraus ein klarer Handlungsbedarf: „Wir sind nun an einem Punkt angelangt, an dem die Rentengeschenke der zurückliegenden Legislatur auf den Prüfstand gestellt werden müssen. Ohne Einschnitte bei den Renten der geburtenstarken Jahrgänge wird es nicht gehen, wenn der Anspruch auf Generationengerechtigkeit halbwegs ernst genommen wird. Die Bevölkerung scheint das zu wissen, die Politik hingegen scheut sich vor notwendigen Reformen“, so Lach.