Rund 38 Jahre beträgt hierzulande die durchschnittliche Lebensarbeitszeit, worauf in den meisten Fällen eine Rentenbezugsdauer von knapp 20 Jahren folgt. Die über 65-Jährigen erhalten ungefähr 60% ihrer Bezüge aus der gesetzlichen Rentenversicherung, dazu spart laut Statista jeder zweite Staatsbürger für seine Altersvorsorge.
Trotz dieser Bemühungen reicht das Geld für viele im letzten Lebensdrittel – darunter zunehmend auch Normalverdiener – hinten und vorne nicht aus. Hohe Fixkosten, beispielsweise bedingt durch horrende Mieten, tun ihr Übriges. Liegt die Lösung etwa im Land von Abba, Astrid Lindgren und Co?
Ähnlich wie das deutsche Rentensystem stützt sich auch das schwedische auf drei wesentliche Pfeiler. Diese setzten sich aus der staatlichen Regelaltersrente, der vom Arbeitgeber finanzierten Betriebsrente sowie etwaigen privaten Investments zusammen.
Schwedisches Modell mit Sonderweg
Wer am Ende des Erwerbslebens wie viel von Vater Staat erwarten darf, hängt in erster Linie vom zuvor generierten Einkommen ab. Arbeitnehmende mit vergleichsweise hohem Gehalt dürfen sich also auf tendenziell üppiger ausfallende Renten beziehungsweise Pensionen freuen. So weit so gut. Natürlich wirkt sich – ähnlich wie hierzulande – auch der Zeitpunkt des Renteneintrittsalters direkt auf das Alterseinkommen aus. Hinzu kommen weitere beeinflussende Faktoren wie beispielsweise die allgemeine Lohnentwicklung. Spannend wird es nun aber bei der Aufschlüsselung der einzelnen Rentenbestandteile.
Da wäre zum einen die gewöhnliche einkommensbasierte Rente, gerade auch als staatliche Regelaltersrente eingeführt. Für sie werden jährlich 16 Prozent des rentenfähigen Einkommens sowie weiterer steuerpflichtiger Einkünfte zur Seite gelegt. Hier muss demnach alles, das aus freiberuflicher/selbstständiger Tätigkeit stammt, aus Arbeitslosen- oder Krankengeld und vielem mehr besteht, miteinberechnet werden.
Kapital fließt in den Markt
Jetzt allerdings das Besondere, das das schwedische Modell erst interessant erscheinen lässt. Vom rentenfähigen Einkommen müssen 2,5% pro anno in die sogenannte Prämienrente fließen. Dieser Prozentsatz, auch wenn er klein sein mag, wird schließlich am Kapitalmarkt angelegt. Worin genau investiert werden soll, darf individuell aus einem Angebot von 800 privaten Fonds entschieden werden. Da es in der Vergangenheit jedoch immer wieder einmal zu Betrugsfällen mit korrupten Managern kam, die das Kapital der Vorsorgenden veruntreuten, vertrauen die meisten Schweden heute auf den AP7-Fonds, der streng genommen kein Staatsfonds ist, weil sich das Volumen rein aus den Beiträgen seiner Anleger zusammensetzt. Mit großem Erfolg, wie die Performance der letzten Jahre zeigt.
Nicht umsonst schwoll der AP7 kurzzeitig sogar zu Europas volumenstärksten Fonds an. Zweistellige Renditen sind für ihn keine Ausnahme, sondern die Regel. Deutsche Sparer können von solchen Resultaten derzeit lediglich träumen. Die ausgezeichneten Ergebnisse wurden dabei zuletzt insbesondere von den florierenden Aktienmärkten getragen. Durch sein Engagement in Konzerne wie Apple, Microsoft oder Johnson&Johnson partizipiert der Schweden-Fonds zumindest mittelbar am weltweiten Wirtschaftswachstum.
Aktien vs. Anleihen
Übrigens erfolgen die Investitionen der Beitragszahler bis zum 55.Lebensjahr ausschließlich in Aktien. Erst danach wird zugunsten sichererer Anlagen wie etwa Anleihen umgeschichtet, um etwaig auftretenden Kursstürzen an den Börsen vorzubeugen. Gut zu wissen: Selbst im Krisenjahr 2008, als das globale Finanzsystem am Zusammenbruch vorbeischlitterte, erwirtschaftete der AP7 einen Gewinn für seine Anleger.
Neben der staatlichen Regelaltersrente existiert nun zusätzlich noch die Möglichkeit, Zuschüsse des Arbeitgebers in Form einer Betriebsrente zu erhalten. Wer im Laufe seines Erwerbslebens häufig wechselte, hat unter Umständen Anspruch auf die jeweiligen Zahlungen der unterschiedlichen Arbeitgeber.
Natürlich ist es darüber hinaus denkbar, privat für den Ruhestand zu sparen und sich somit einen gewissen finanziellen Spielraum für später zu ermöglichen. Angefangen bei der Tilgung von Hypotheken oder Immobiliendarlehen bis zu Investitionen in Lebensversicherungen ist quasi alles möglich.
Es wird sich zeigen, ob Deutschland künftig in Sachen Altersvorsorge von Schweden lernt oder lieber dem gegenwärtigen, renditeärmeren Weg treu bleibt.