Immobilien

Gegen den Platzmangel: Traditionswerft setzt auf Schwimmobilien

Lesezeit: 4 min
14.03.2022 15:17  Aktualisiert: 14.03.2022 15:17
Bürohäuser, Krankenhäuser oder Rechenzentren als schwimmende Immobilien auf dem Wasser? Die jahrhundertealte Mayer-Werft will dies in die Tat umsetzen. So könnte auch der Mangel an Wohnraum in großen Städten bekämpft werden.
Gegen den Platzmangel: Traditionswerft setzt auf Schwimmobilien
In Amsterdam gehören Hausboote schon längst ins Stadtbild, eine deutsche Traditionswerft will jetzt riesige, schwimmende Einheiten bauen, die auch ein ganzes Krankenhaus beherbergen können. (Foto: iStock.com/DutchScenery)
Foto: DutchScenery

Wer demnächst einen schwimmenden Hotelbau oder eine Villa über die Ems fahren sieht oder eine Feuerwehrwache auf Pontons über die Ostsee, der darf sich nicht wundern. Die 227 Jahre alte Meyer-Werft in Papenburg bleibt zwar dem Schiffbau treu, erweitert aber ihr Portfolio und setzt auf „Floating Real Estate“, also schwimmende Immobilien. „Es gibt dafür einen Markt, und es ist hochspannend“, sagte Geschäftsführer und Seniorchef Bernard Meyer. „Wir reden nicht über Hausboote, sondern über richtig große Einheiten.“

Um das Projekt anzugehen, hat Meyer einen Partner gesucht und im finnischen Turku gefunden, wo Meyer selbst eine Werft hat. Zusammen mit dem Unternehmen Admares Marine (Turku) gründete die Meyer Gruppe ein Joint-Venture, das unter dem neuen Namen Meyer Floating Solutions firmiert. Die Papenburger halten die knappe Mehrheit an der Gesellschaft. Noch ist die Truppe mit einem Kernteam von 20 Mitarbeitern überschaubar.

Großes Potenzial in Metropolen

Aber Meyer hat 7000 Mitarbeiter, darunter 1000 Ingenieure und viel Erfahrung im Bau komplexer, schlüsselfertiger und versorgungsautarker Einheiten. Nichts anderes ist ein Kreuzfahrtschiff. Und mit der Projektentwicklungsgruppe Admares Marine holte sich die Werft den nach eigenen Angaben Weltmarktführer im Segment „Floating Real Estate“ an Bord. Admares baute unter anderem in Dubai den künstlichen Strand für das Luxushotel Burj Al Arab.

Der auch für Forschung und Entwicklung zuständige Meyer-Geschäftsführer, Thomas Weigend, sieht das Potenzial vor allem in großen Städten am Wasser und im Ausland. Hotels in der Karibik, Wohn- oder Bürohäuser in New York oder Rio, eine schwimmende Feuerwache in Rotterdam, Krankenhäuser oder Rechenzentren. „Das Spektrum ist breit“, sagte er. Das bevorzugte Material auf der Werft sei Stahl, nicht Stein und Zement. Grüner, Co2-freier Stahl sei im Kommen. „Und die Umstellung bei Stahl dürfte leichter sein als bei Zement“, so Weigend.

Corona-Folgen abfedern

Mit der Produkterweiterung reagiert die Meyer Werft auch auf die coronabedingt schwierige Lage im Kreuzfahrtschiffbau. Die Folgen der Pandemie stürzten den größten deutschen Schiffbaubetrieb in die schlimmste Krise seiner Geschichte. Die Werft an der Ems ist spezialisiert auf die Serienfertigung gigantischer Kreuzfahrtschiffe, nur brauchen die Reedereien derzeit kaum neue Schiffe. Kreuzfahrten kommen erst langsam wieder in Gang.

Der Schiffbau werde das Kerngeschäft bleiben und auch im Kreuzschifffahrtbau werde man mittelfristig wieder auf Erfolgskurs kommen, ist Weigend überzeugt. Aber ein neues Geschäftsfeld wie die neue Floating-Sparte könnte auf derzeit nicht genutzte Kapazitäten in den Meyer-Werftenstandorten in Papenburg, Rostock und Turku zurückgreifen. „Alle drei Standorte sind dafür geeignet“, so Senior-Chef Meyer. Für die ersten Aufträge sei man im Gespräch. Auf dem Weltmarkt seien kleine Projekte und auch Mega-Projekte, die von einem Volumen von 60 Millionen bis vier Milliarden Dollar reichen.

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