Die Ratingagentur Scope hat den Markt für ELTIF noch einmal untersucht, indem sie die Anbieter umfassend befragt hat. Das Ergebnis: Das Kapital, das dort investiert worden ist, beläuft sich auf rund 7,5 Milliarden Euro. Der Markt ist damit signifikant größer als bislang angenommen: Die jüngste Schätzung ging per Ende April 2021 noch von 2,4 Milliarden Euro aus. Das teile die Agentur in einer Erklärung mit.
Seit 2015 ermöglichen ELTIFs (European Long Term Investment Funds) vermögenden Privatanlegern den Zugang zu illiquiden Anlageklassen wie Infrastruktur. Nach einem verhaltenen Marktstart haben Angebot und Nachfrage nach den Produkten in den vergangenen anderthalb Jahren deutlich angezogen.
Am häufigsten vertreten ist die Assetklasse Private Debt: ELTIFs, die in private Kreditfinanzierung investieren, vereinen 36 Prozent des platzierten Volumens. Zweitstärkstes Anlagesegment ist mit 31 Prozent Infrastruktur. In Private-Equity-ELTIFs sind rund 26 Prozent des Vermögens angelegt. Die restlichen 7 Prozent stecken in ELTIFs, die sich in mehreren Assetklassen engagieren.
Nahezu die Hälfte des ELTIF-Kapitals (46 Prozent) ist in Produkten platziert, die professionellen Investoren vorbehalten sind. 54 Prozent stecken in Produkten, die sowohl für private als auch für professionelle Kunden zugelassen sind. Zu den aktivsten Asset Managern, die ihre Produkte auch Privatanlegern anbieten, gehören Amundi, Azimut, BlackRock, Commerz Real, Muzinich und Partners Group. Die meisten ELTIFs wurden bei der Luxemburger Aufsichtsbehörde registriert.
Italien und Frankreich vorn – Deutschland holt auf
Die regional größten Märkte in Europa in Bezug auf den Vertrieb sind Italien und Frankreich. Der italienische ELTIF-Markt wird von Privatanlegern dominiert, die unter bestimmten Bedingungen von steuerlichen Anreizen profitieren können. Das französische Pendant ist vor allem ein Markt für professionelle Investoren und hat die längste Historie in Europa.
Die Entwicklung in Deutschland hängt hinterher. Einer der Gründe ist, dass es nach den schlechten Erfahrungen mit geschlossenen Beteiligungen in der Finanzkrise gerade hierzulande lange eine Skepsis gegenüber geschlossenen Produkten gab. Zudem behindert die komplexe Abwicklung mit teilweise hohem manuellem Aufwand den Vertrieb im fragmentierten deutschen Bankenmarkt mit zusätzlich vielen unterschiedlichen Fondsplattformen. ELTIFs wurden deshalb in Deutschland bislang vor allem in Private-Wealth-Einheiten von Großbanken erfolgreich platziert, die die Abwicklung im eigenen Haus durchführen.
Nach Startschwierigkeiten gibt es in jüngster Vergangenheit allerdings positive Beispiele dafür, dass der ELTIF auch abseits der Großbanken in Deutschland ankommt. Sowohl im Vertrieb der Private-Banking-Einheiten als auch bei den Abwicklungsplattformen setzen Lernprozesse ein.