BlackRock verwaltet mehr als 10 Billionen Dollar und ist damit der größte Vermögensverwalter der Welt. In diesem Jahr veranstaltete BlackRock die 6. Auflage seiner „Megatrends Convention“, bei der Webinar-Teilnehmer viel über die laut BlackRock alles bestimmenden Investmenttrends der nächsten Jahre erfahren konnten.
Megatrends sind langfristige Entwicklungen und haben nichts zu tun mit kurzfristigen Hypes. Mancher wird sich vielleicht noch an das Computerspiel „Pokemon Go“ erinnern, das einen kurzfristigen Trend auf der Welt verursachte. Ausgelöst durch technologische Fortschritte bei Augmented Reality (AR) und Geolocation wurde das Spiel zu einem weltweiten Hit. Der Hype um „Pokemon Go“ hielt jedoch nicht lange an. Der dahinter liegende Megatrend dagegen war Konnektivität, also das Bedürfnis der Konsumenten, eine Verbundenheit durch digitale Medien zu erleben, und dieser Megatrend wirkt nach wie vor auf unsere Gesellschaft.
Laut Dr. Stephanie Lang, Leiterin der Portfoliostrategie bei BlackRock, sind Megatrends „Lawinen in Zeitlupe“. Es handelt sich also um langfristige Entwicklungen, die teilweise über Jahrzehnte hinweg stattfinden und die Gesellschaft transformieren. Dabei „verschieben sich wirklich die Prioritäten der Menschen und es verändert sich dadurch auch das politische Handeln, was wiederum die Weltwirtschaft beeinflusst“, so Lang. BlackRock hat fünf Megatrends identifiziert und dazu 21 Themenfonds aufgelegt, die auf diese Trends ausgerichtet sind, um sie für Anleger investierbar zu machen.
Megatrend Nr. 1: Technologischer Durchbruch
Der technologische Fortschritt wird weiterhin ein wichtiger Treiber für die Weltwirtschaft bleiben. Das sah auch Trend- und Zukunftsforscher Tristan Horx so, der auf der Megatrends Convention einen Vortrag dazu hielt. „Anders als Moden und Hypes nehmen Megatrends zwar auch auf Produkte Einfluss, sie erstrecken sich jedoch global über Märkte und Gesellschaft, haben eine Laufzeit von 50 Jahren und sind in allen Lebensbereichen messbar“, so Horx.
Die Corona-Pandemie habe die Themen Konnektivität, Digitalisierung und New Work nochmals verstärkt. Dazu gehöre laut Horx auch die Künstliche Intelligenz, die zukünftig erheblichem Maß auf das Herstellen von Waren, Landwirtschaft und Handel einwirken werde. Auch die Digitalisierung lässt sich als Unterkategorie des Megatrends Technologischer Durchbruch begreifen und hat durch die Pandemie einen neuen Schub erhalten. So könnten sich etwa laut einer von Horx angeführten Studie 23 Prozent der Befragten zwischen 16 und 34 Jahren bei dauerhafter Home-Office-Möglichkeit einen Umzug vorstellen. Durch die voranschreitende Digitalisierung und Automatisierung wird in den nächsten Jahren auch das Thema Cybersicherheit immer mehr an Wichtigkeit gewinnen.
Megatrend Nr. 2: Demografischer & sozialer Wandel
Die Lebenserwartung der Menschen nimmt weiter kontinuierlich zu. In zehn Jahren sollen 45 Prozent der Weltbevölkerung über 60 Jahre alt sein. Das spiegele sich etwa in aktuellen Trends wider, wie das „40 ist das neue 30“ sei, meint Stephanie Lang von BlackRock. Dieser demografische Wandel beeinflusst die gesamte Gesellschaft und verändert die Verhaltens- und Konsumweisen der Menschen. Als Zielgruppe für Unternehmen wird diese Bevölkerungsgruppe eine immer wichtigere Rolle spielen. Aber auch die Politik wird dadurch stark beeinflusst, wenn der Großteil der Gesellschaft aus Rentnern und Pensionären besteht. Das zunehmende Alter der Bevölkerung vor allem in westlichen und einigen asiatischen Gesellschaften (allen voran Japan) stellt auch die Rentensysteme dieser Gesellschaften vor große Herausforderungen. Die Rentensysteme sind nicht für die steigende Lebenserwartung konzipiert und haben Reformbedarf. Gleichzeitig ist in den entsprechenden Ländern die Wählergruppe der Rentner die größte, sodass Politiker nötige Reformen aufschieben.
Megatrend Nr. 3: Klimawandel & Ressourcenknappheit
Dieser Megatrend ist kein neues Phänomen, sondern wirkt bereits seit mehreren Jahrzehnten. Der erste autofreie Sonntag in Deutschland fand bereits 1973 aufgrund der Ölkrise statt. Heute formt sich zunehmend das, was BlackRock-Managerin Lang das „grüne Bewusstsein“ nennt. Der Klimawandel hat dabei Ressourcenknappheit und Umweltschutz als Haupttreiber des Trends abgelöst – mit weitreichenden Folgen für die Weltwirtschaft. Inzwischen wird selbst die Finanzindustrie davon beeinflusst, etwa durch den Vormarsch des ESG-Investing oder durch zahlreiche ETFs, die auf Nachhaltigkeit setzen und fossile Brennstoffe aus ihren Portfolios verbannen. Auf politischer Ebene verpflichten sich immer mehr Staaten zur Reduktion ihrer CO2-Emissionen, was wiederum weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft haben wird. Unternehmen mit regenerativen Energie- und Transportlösungen werden wichtiger (etwa zu sehen am Aufstieg Teslas), während der Transformationsdruck auf die Hersteller fossiler Energieträger steigen wird.
Megatrend Nr. 4: Rasante Urbanisierung
Der Megatrend läuft ebenfalls bereits seit einigen Jahrzehnten und beschreibt die anhaltende Landflucht. Städte sind und bleiben ein Motor für Interessen, Austausch und Innovationen. Anfang des 21. Jahrhunderts lebt erstmals mehr als die Hälfte aller Menschen weltweit in Städten. In Europa und den USA ist der Prozess der Urbanisierung schon sehr weit vorangeschritten, aber vor allem in Schwellenländern nimmt er gerade erst so richtig an Fahrt auf. Dementsprechend geht es in Europa und den USA bei der Urbanisierung vor allem um Optimierung. Wie lassen sich Städte effizienter und ressourcenschonender gestalten? Wie lassen sich technologische Fortschritte dafür nutzen? Einer der Untertrends ist hierbei etwa das Konzept der Smart City, einer Stadt, die zunehmend auf die Einbettung von Technologie und modernen Städtebaukonzepten setzt, um begrenzten Platz und Ressourcen effizient zu nutzen. In den Schwellenländern und Drittweltländern dagegen wachsen Städte in rasantem Tempo zu Multimillionen-Metropolen heran und stellen die Gesellschaft damit vor enorme Herausforderungen.
Megatrend Nr. 5: Globale Wachstumsmärkte
Der letzte Megatrend läuft auch bereits seit einigen Jahrzehnten und hängt eng zusammen mit der rasanten Urbanisierung der Schwellenländer. Die Globalisierung hat in den letzten 30 Jahren dazu geführt, dass ein steigender Teil des Weltwirtschaftswachstums nicht länger im Westen, sondern in Asien zu finden war. Auch wenn die Corona-Pandemie und auch die protektionistischen Maßnahmen einiger Politiker die Globalisierung etwas ausgebremst haben, sieht Stephanie Lang von BlackRock diesen Megatrend ungebrochen. „In den nächsten 30 Jahren werden einige Schwellenländer unter den sieben größten Volkswirtschaften der Welt sein“, so die BlackRock-Managerin. Dementsprechend wichtig werden politische und wirtschaftliche Entwicklungen in Ländern wie China, Indien, Brasilien, Südafrika und der Türkei für die Weltwirtschaft sein.