„Grün“ liegt im Trend und das ist auch gut so! Der Nachhaltigkeitsgedanke nimmt bereits auf verschiedene Lebensbereiche Einfluss und prägt unseren Alltag. Aber nachhaltig zu leben und zu handeln ist nicht immer nur mit Umweltschutz gleichzu- setzen. Neben dem oftmals ökologischen Aspekt, in dem es um die Wahrung von natürlichen Ressourcen und der Umwelt geht, können auch die ökonomische sowie soziale Nachhaltigkeit ins Feld geführt werden. Viele Unternehmen sind sich ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst und realisieren dies in Form von sogenannten „Corporate Social Responsibility (CSR)“-Projekten.
Ein Beispiel: Die Volksbanken und Raiffeisenbanken engagieren sich für den Schutz und Erhalt der Waldökosysteme, indem sie für das Jahr 2022 rund 570.000 Bäume bundesweit pflanzen möchten. Auch große Discounter gehören zu den Vorreitern in Sachen nachhaltige Unternehmensphilosophie. So wird heutzutage sehr viel mehr Wert auf fairen Handel und angemessene Bezahlung in den Erzeugerländern gelegt, als dass das noch vor 20 Jahren der Fall war.
Sinnvolle Geldanlagen werden wichtiger
Gerade in der letzten zwei Jahren, in denen aufgrund der Niedrigzinsphase immer mehr Menschen in den Aktienmarkt investierten, beherrschte vor allem ein Thema die Schlagzeilen der Finanzbranche: Nachhaltige Fonds. Laut dem Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) wurden im Vergleich zu 2020 dreimal so viele Neuzuflüsse in „grüne“ Fonds verbucht – insgesamt waren dies 60 Millionen Euro. Die Gründe für die hohe Nachfrage geht auf die selbstbewusste Haltung vieler Bankkunden zurück, die ihr Geld nicht nur anlegen, sondern auch ein Zeichen setzen möchten. Denn grüne Anlagen investieren vor allem in zukunftsträchtige Märkte, wie beispielsweise die Wind- und Solarenergie und schließen moralisch verwerfliche Branchen nach festgelegten Negativkriterien aus (z. B. Atomkraft, fossile Brennstoffe, Rüstungsindustrie, Massentierhaltung, Tabak, Pornografie, Glücksspiel, Menschen- / Arbeitsrechtsverletzungen).
Während grüne Geldanlagen weiter durch die stetige Berichterstattung von bekannten Verbrauchermagazinen an Bekanntheit gewinnen, fristen dagegen ganzheitliche, nachhaltige Bankinstitute oft ein Schattendasein. Um zu verstehen, worin sich eine sogenannte „Ökobank“ von einer konventionellen Bank unterscheidet, muss der Blick auf die grundlegenden Funktionen eines Geldinstituts gerichtet werden: Dazu zählen laut Kreditwesengesetz (KWG) beispielsweise das Einlagengeschäft, das Kreditgeschäft sowie das Wertpapiergeschäft. In welche Märkte konventionelle Banken das Geld ihrer Kundinnen und Kunden investieren, bleibt aber oftmals unklar.
Charakteristika nachhaltiger Banken
Genau an dieser Schnittstelle setzen nachhaltig agierende Banken (auch Ökobanken, Social Banks genannt) an, da sie das Ersparte ihrer Kunden, das auf Giro-, Tages- oder Festgeldkonten liegt, nicht an x-beliebige Geschäftspartner vergeben. Stattdessen agieren sie nach klaren Prinzipien und verfolgen eine sozialökologische Anlagepolitik. So kommt der Bank beispielsweise bei der Bekämpfung des Klimawandels eine nicht unerhebliche Schlüsselrolle zu. Während sie durch ihre vielfältigen Geschäftsbeziehungen zu Kunden und Investoren dem Klimawandel ausgesetzt ist, kann sie durch gezielte Geldvergabe und Finanzierungslösungen nicht nur maßgeblich Impulse zum nachhaltigen Wirtschaften setzen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zu einer erhöhten Transparenz (z. B. bei Kreditvergaben) beitragen.
Im Gegensatz zu konventionellen Banken verpflichten sich die ökologisch handelnden Bankinstitute daher, die Gelder nach sogenannten ESG-Kriterien zu verwalten. Hinter dieser unscheinbaren Buchstabenkombination verbergen sich die drei Bereiche der Nachhaltigkeit: die Umwelt (Ecological), das Soziale (Social) und die Grundsätze guter Unternehmensführung (Governance). Die Abwicklung der Geldgeschäfte erfolgt also ökologisch, fair und ethisch.
Die Historie der ethischen Banken in Deutschland geht auf die Idee der Genossenschaftsbanken zurück, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts um die Gründer Hermann Schulze Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen entstanden sind. Im Zuge der Bürgerrechts- und Umweltschutzbewegungen in den 60er und 70er sowie durch die Folgen des Doppelbeschlusses der NATO im Jahr 1979 erlangte das ethische Bankwesen zunehmend weiter an Bedeutung, da die Anleger in keinem Fall die Rüstungsindustrie unterstützen wollten.
Wer sich für eine ethische Bank als Geldinstitut entscheidet, wählt diesen Schritt ganz bewusst. Die Fülle der Bankinstitute in Deutschland macht die Suche aber mitunter zu einem aufwendigen Unterfangen. Abhilfe verspricht hier der Verein „Fair Finance Guide“. Die gleichnamige Internetadresse (www.fairfinanceguide.de) hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein eigenes Nachhaltigskeits-Ranking deutscher Banken zu erstellen. Die Bewertungen ergaben sich ausschließlich aus den Richtlinien der Banken, die in öffentlichen Dokumenten (z. B. Nachhaltigkeitsberichten) dargestellt wurden. Einziges Manko dieser Übersicht: Ein Praxis-Check bleibt aufseiten von „Fair Finance Guide“ aus.
Der Fair Finance Guide Deutschland ist Teil der Initiative „Fair Finance Guide International“, einem Zusammenschluss von Organisationen in zehn Ländern, die eine Methodik zur Bewertung für die Kredit- und Anlagepolitik von Banken, Versicherungen und Pensionsfonds entwickelt hat. Eine ebenfalls gut strukturierte Übersicht über die verschiedenen Nachhaltigkeitsstandards bietet das PDF der Verbraucherzentrale, das unter t1p.de/z0c8 abgerufen werden kann.
Als älteste Nachhaltigkeitsbank Deutschlands gilt die im Jahr 1974 gegründete GLS Bank (Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken). Diese setzte sich bereits sehr früh für ökologische Werte ein und finanzierte 1988 eines der ersten Windkrafträder in der Nähe von Hamburg.