Immobilien

Immobilienblase: „Miete statt Zins bestimmt wieder den Preis“

Lesezeit: 1 min
08.08.2022 12:22  Aktualisiert: 08.08.2022 12:22
Laut dem Berliner Forschungsinstitut Empirica beginnt gerade das Ende des Immobilienbooms. Der bundesweite Blasenindex stagnierte im zweiten Quartal.
Immobilienblase: „Miete statt Zins bestimmt wieder den Preis“
Experten rechnen nicht mit einem plötzlichen Platzen der Immobilienblase, sondern einem langsamen Entweichen der Luft im Innern. (Foto: iStock.com/AndreyPopov)
Foto: AndreyPopov

Laut Experten ist die Zeit stark steigender Immobilienpreise vorbei. Der Blasenindex des Berliner Forschungsinstituts Empirica stagnierte im zweiten Quartal. Das Verhältnis von Kaufpreis zu Jahresnettokaltmieten (der sogenannte Vervielfältiger) und das Verhältnis von Kaufpreis zum Durchschnittseinkommen sei bundesweit bloß leicht gestiegen. Die Baukredite und die Zahl der Fertigstellungen sei sogar stagniert, teilte das Institut mit.

„Die Blasengefahr dürfte bald sinken“, vermutet denn Empirica. Die Nachfrage breche nicht ein und werde voraussichtlich hoch bleiben, solange keine Rezession einsetze. Gleichzeitig würden aber steigende Zinsen und Materialengpässe den Neubau abwürgen. „Wenn aber das Angebot langsamer wächst und die Nachfrage nicht einbricht, dann steigen die Knappheit und mit ihr im Durchschnitt auch die Mieten“, erklärt das Institut und fügt hinzu: „ Miete (statt Zins) bestimmt wieder den Preis.“

Allerdings werde es zu einer Ausdifferenzierung der Mieten kommen: Je besser die Lage, Ausstattung und der energetische Zustand, desto eher lege die Kaltmiete zu und der Preis sinke nicht. Allenfalls die hohen ausstehenden Baukredite könnten bei einer Rezession zu einer Gefahr werden: „Die hierzulande typischerweise langfristige Zinsfestschreibung mit im Zeitablauf zunehmender Tilgungsleistung liefert jedoch das Vertrauen, dass es nochmal gut geht und keine Kreditblase platzt.“

Blasengefahr in 60 Prozent der Kreise und Städte

Laut dem Blasenindex besteht in 21 Prozent der deutschen Städte und Landkreise eine hohe Blasengefahr und in 39 Prozent eine eher hohe Gefahr. Insbesondere in den Top-12-Metropolen gibt es eine Blase: Etwa kostet ein Haus oder eine Wohnung in München im Schnitt 49 Jahresnettokaltmieten. Danach folgen Stuttgart (44,9), Düsseldorf (44,6) und Hamburg (44,3). Empirica misst Immobilienblasen an den vier Indikatoren Vervielfältiger, Einkommen-Preis-Verhältnis, Zahl der Fertigstellungen und Entwicklung der Baukredite.

Als Blase bezeichnet Empirica „einen spekulativen Preisauftrieb, der durch den fundamentalen Zusammenhang von Angebot und Nachfrage nicht mehr zu rechtfertigen ist“. Das Schädliche daran seien weniger die hohen Preise selbst, sondern die überzeichnete Knappheit. Diese führe zu einer Fehlleitung von Ressourcen in den Wohnungsbau. Dieser werde „über Gebühr angekurbelt“. Dagegen werde Kapital für andere Anlageinvestitionen knapp.

Gefährlich werde eine Immobilienblase aber erst, wenn sie platze. „Dann wird Vermögen vernichtet, weil die Buchwerte der Immobilien an Wert verlieren“, erklärt Empirica und fügt hinzu: „Es entstehen Leerstände und im schlimmsten Fall kommt es zu einer Bankenkrise, weil die Kreditausfälle überhandnehmen.“

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Geldanlage
Geldanlage Börse Frankfurt-News: ETFs: Jetzt "America first"
01.07.2025

Lieber europäische als US-amerikanische Aktien? Das ist vorbei. Im Moment kommen US-Werte besser an. Außerdem bleiben Rüstungs-ETFs...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Experten fordern: Ältere Menschen besser vor Hitze schützen
01.07.2025

Ältere Menschen sind bei starker Hitze besonders gefährdet. Beim Schutz dieser Gruppe hat Deutschland einer Analyse zufolge deutlichen...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Koste

ANG
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
30.06.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

ANG
Börse
Börse Northvolt-Insolvenz: Staatliche Förderung im Fokus des Haushaltsausschusses
24.06.2025

Die Insolvenz des schwedischen Batterieherstellers Northvolt hat nun auch politische Konsequenzen auf Bundesebene: Am Mittwoch befasst sich...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Deutschlands herrenlose Konten: Bundesregierung will auf Gelder von Privatkonten zugreifen
24.06.2025

Union und SPD möchten jetzt an die Ersparnisse ran: Guthaben von inaktiven Konten sollen dem Staat zugeschlagen werden, um einen Fonds...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Neuer Tarifvertrag stärkt Altersvorsorge für Filmschaffende
23.06.2025

Nach jahrelangen Verhandlungen wurde nun ein entscheidender Fortschritt erzielt: Die Gewerkschaft Verdi, die Schauspielergewerkschaft BFFS...

ANG
Geldanlage
Geldanlage 10.000 Euro investieren: Wie man mit Strategie ein stabiles Anlageportfolio aufbaut
17.06.2025

Mit 10.000 Euro Vermögen starten? Experten raten zu Diversifikation, ETF-Strategien, Anleihen und Zukunftsthemen wie KI, Verteidigung,...