Europa erlebt gerade einen noch nie dagewesenen Wassermangel – mit gravierenden Folgen für Haushalte, Landwirtschaft und Industrie. Die zunehmende Trockenheit zeigt: Eine effizientere Wasserinfrastruktur ist nötig. Die dafür erforderlichen Technologien liefern börsennotierte Unternehmen. Mit Wasserfonds und -ETFs können auch Privatanlegerinnen und -anleger an der wachsenden Wasserwirtschaft mitverdienen.
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Frankreich leidet in diesem Sommer besonders unter extremer Trockenheit. In vielen Regionen des Landes sind die Grundwasserstände niedrig, Flüsse wie die Loire sind teilweise ausgetrocknet. Mehr als hundert französische Gemeinden haben in den Sommermonaten bereits ihre Grundwasservorräte aufgebraucht, die Bewohner bekommen mittlerweile Wasser in Tanklastern angeliefert. Die französische Premierministerin Élisabeth Borne sprach Anfang August von der schlimmsten Dürre, die das Land je erlebt hat.
Frankreich ist kein Einzelfall – eine ungewohnte Trockenheit macht aktuell zahlreichen europäischen Ländern zu schaffen, darunter Großbritannien, Italien und Deutschland. Mit gravierenden Folgen für Haushalte, Landwirtschaft und Industrie. In weiten Teilen Englands hat die Regierung der Bevölkerung aufgrund der anhaltenden Dürre verboten, Gärten mit Wasser zu sprengen oder Autos zu waschen. In der italienischen Po-Ebene gefährdet der Wassermangel die Reisernten. Und in der Bundesrepublik macht die Trockenheit Flüsse wie den Rhein für Schiffe immer schwerer passierbar.
Bessere Wasserinfrastruktur nötig
„Die Dürre legt offen, dass viel zu wenig in den vergangenen Jahrzehnten in die Wasserinfrastruktur investiert wurde“, erklärt Walter Liebe, Leiter der Asset-Management- Abteilung von Pictet Deutschland gegenüber Altersvorsorge neu gedacht. „Mehr Trockenheit bedeutet mehr Bewässerung, künftig wahrscheinlich sogar in Deutschland, also mehr Stress für die Grundwasserspeicher.“ Es müsse an allen Fronten möglichst effizient mit Wasser umgegangen werden, so Liebe. Angefangen bei der Förderung über die Aufbereitung bis hin zum Transport über Leitungen sowie im Verbrauch bei den Haushalten. „Und all das wirkt wie ein Konjunkturprogramm für Wassertechnik-Unternehmen“, stellt der Pictet-Mitarbeiter fest.
Der Wassernotstand, den wir in Europa gerade erleben, gehört in vielen Teilen der Welt bereits zum Alltag. Rund um den Globus haben laut Schätzungen von UNICEF und WHO mehr als zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Bis zum Jahr 2050 könnten gar 40 Prozent der Weltbevölkerung unter akutem Trinkwassermangel leiden. Hinzu kommt eine Bedrohung der Wasserversorgung durch den voranschreitenden Klimawandel. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen könnten bis 2050 mehr als 200 Millionen Menschen aufgrund von Wassermangel zu Flüchtlingen werden, bedingt durch die zunehmende Wüstenbildung in ihren Heimatregionen oder steigende Meeresspiegel.
Die Versorgung der Menschheit mit sauberem Wasser gilt deshalb als eine der dringlichsten Aufgaben dieses Jahrhunderts. Doch das kostet viel Geld. Alleine um die Trinkwasserleitungen in den USA Instand zu halten und an das Bevölkerungswachstum anzupassen, sind bis 2050 Investitionen in Höhe von mehr als 1,7 Billionen US-Dollar nötig, schätzt das US-Versorgungsunternehmen American Water Works. Der Aufbau nicht-vorhandener Wasserleitungen und Klärwerke in den Schwellen- und Entwicklungsländern dürfte noch um einiges kostspieliger werden.
Wassersektor wächst weltweit
Für Pictet-Mitarbeiter Liebe ist klar: Das Wachstum des Wassersektors wird in den Industrie- und Schwellenländern gleichermaßen stattfinden. „In vielen Schwellenländern müssen wegen zunehmender Urbanisierung die Städte erstmals mit brauchbaren Wasserversorgungs- und Abwassersystemen ausgestattet werden, in den Industriestaaten sind diese häufig veraltet und marode“, sagt Liebe. „Dieser Investitionsstau sorgt für eine jahrzehntelange Nachfrage für die Wasserindustrie.“
Das macht ein Investment in das flüssige Nass äußerst lukrativ. Wer in Wasseraktien investieren möchte, kann mittlerweile aus zahlreichen nachhaltig ausgerichteten Fonds und ETFs auswählen. Sie beachten die Kriterien Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung in der Auswahl ihrer Wertpapiere, die sogenannten ESG-Kriterien. Und das bedeutet oft: Firmen, die Wasser in Plastikflaschen abfüllen und zu überhöhten Preisen verkaufen, finden sich nicht im Portfolio dieser Produkte. Genauso wenig wie Unternehmen, die für Umweltskandale verantwortlich sind oder Rüstungsgüter herstellen. Wasserfonds und -ETFs fokussieren sich anstatt dessen auf Produzenten von Wasserpumpen und -rohren, Hersteller von Meerentsalzungsanlagen oder Wasserversorger – also Unternehmen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Wasser bereitzustellen oder effizienter nutzbar zu machen. Aus diesem Grund ist ein Investment in den Wassersektor meist ein Investment mit nachhaltigem Anspruch. Doch welche Wasserfonds und -ETFs gibt es? Und welcher eignet sich am besten, um in die Wasserwirtschaft zu investieren?
Pictet-Water Fund (ISIN LU0104884860): Klassiker unter den Wasserfonds
Der Pictet-Water ist bereits mehr als 20 Jahre auf dem Markt. Fast 9 Milliarden Euro Anlegergelder stecken in dem Fonds. Damit ist er der Platzhirsch unter den Wasserfonds. Der Fonds investiert nach strengen Vorgaben: Damit das Fondsmanagement Aktien eines Unternehmens kauft, muss dieses mindestens 20 Prozent seiner Umsätze im Wassersektor erzielen. Firmen, die in schwerwiegende Kontroversen verwickelt sind, schließt der Fonds komplett aus, genauso wie Unternehmen, die Kohlekraftwerke betreiben oder in der unkonventionellen Öl- und Gasförderung aktiv sind. Umsätze mit Rüstung, Atomkraft oder fossilen Energien sind ab 5 Prozent vom Unternehmensumsatz für den Fonds tabu.
Im Bestand des Pictet-Fonds finden sich aktuell 50 Aktien. Darunter Papiere von Wasserversorgern wie American Water Works und Veolia, oder von Firmen aus dem Wassertechniksegment wie dem US-Unternehmen Xylem, das unter anderem Pumpen und Messgeräte herstellt, oder Advanced Drainage Systems, ebenfalls aus den USA, das auf die Herstellung von Wasserfiltern und Rohren spezialisiert ist.
Die Unternehmen Waste Management, Republic Services und Waste Connection, die sich allesamt unter den zehn größten Aktienpositionen des Fonds finden, haben allerdings wenig mit Wasser zu tun. Bei ihnen handelt es sich um Müllentsorger. Gemäß seinen Anlagerichtlinien darf der Fonds auch in sie investieren. Mit 2,00 Prozent sind die jährlichen Gebühren des Pictet-Fonds für einen Fonds mit aktiven Management akzeptabel. Mit einer Wertentwicklung von über 70 Prozent über die vergangenen fünf Jahre hat er sich mehr als ordentlich entwickelt.
RobecoSAM Sustainable Water Equities (ISIN LU0133061175): Fokus auf Wassertechnologie, Chemie und Baumaterialien
Der Wasserfonds des Schweizer Fondsanbieters RobecoSAM besticht ebenfalls mit einem anspruchsvollem Nachhaltigkeitsansatz. Komplett tabu für ihn sind etwa fossile Energien, Atomkraft und Rüstung, genauso wie die Verletzungen von international anerkannten Arbeitsschutzstandards oder Kinderarbeit.
Der RobecoSAM-Wasserfonds investiert vor allem in Unternehmen aus den Bereichen Wassertechnologie, Chemie und Baumaterialien. Hersteller von Messgeräten und Firmen aus dem Baustoffsektor hält das Fondsmanagement aktuell für besonders aussichtsreich. Zu den größten Aktienpositionen des Fonds gehören aktuell der US-Chemiekonzern Avantor, das Sanitärtechnikunternehmen Geberit aus der Schweiz sowie der Spezialist für Industriereinigungen Ecolab. Firmen, die in der Wasserversorgung tätig sind, machen mit etwas mehr als 5 Prozent des Depotvolumens nur einen geringen Anteil im Robeco-Fonds aus.
Die Wertentwicklung des Fonds überzeugt: Mit fast 80 Prozent Plus über die vergangenen fünf Jahre hat er sich um gut 10 Prozent besser entwickelt als der Pictet-Water. Mit 1,7 Prozent sind seine jährlichen Gebühren günstiger als beim Konkurrenzprodukt von Pictet. Mit über 3 Milliarden Fondsvolumen zählt der RobecoSAM-Fonds ebenfalls zu den Schwergewichten unter den Wasserfonds.
Swisscanto Equity Fund Sustainable Global Water (ISIN LU1663824750): Nachhaltigkeitsprimus in Sachen Wasseraktien
Der Swisscanto Equity Fund Sustainable Global Water hat umfangreiche Ausschlusskriterien: Öl, Rüstung und Gentechnik sind zusammen mit vielen weiteren kontroversen Geschäftsfeldern für den Fonds komplett tabu. Das Fondsmanagement kauft nur Aktien von Unternehmen, die mit ihren Wasser-Dienstleistungen oder -Produkten einen „gesellschaftlichen Nutzen“ bieten, wie es in den Unterlagen zum Fonds heißt. Aufgelegt hat den Fonds Swisscanto, eine Tochtergesellschaft der Züricher Kantonalbank.
In der Hauptsache investiert der Fonds in Firmen aus dem Wassertechnologiesektor. Zu seinen größten Portfoliowerten zählen etwa US-Laborausstatter Thermo Fisher, der Wasserversorger Essential Utilities sowie der US-Infrastrukturkonzern Valmot, der unter anderem Bewässerungssysteme und Wasseraufbereitungsanlagen herstellt. Wasserversorger haben aktuell mit rund 16 Prozent eine etwas höheren Gewichtung als im RobecoSAM-Wasserfonds. Der Wasserfonds von Swisscanto verlangt mit 1,85 Prozent ebenfalls etwas günstigere Gebühren als der Pictet-Water. Mit rund 70 Prozent Plus ist die Wertentwicklung in den vergangenen fünf Jahren trotzdem ähnlich gut.
Wasser-ETFs: Alternativen zu Wasserfonds?
iShares Global Water ETF (ISIN IE00B1TXK627): Investment in 50 Wasseraktien
Wer anstatt in Fonds lieber in Wasser-ETFs investieren möchte, hat mittlerweile die Qual der Wahl. ETF-Marktführer iShares bietet etwa einen Wasser-ETF an, den iShares Global Water ETF. Er ist seit mehr als 15 Jahren auf dem Markt und hat ein hohes Fondsvolumen von über 2 Milliarden US-Dollar. Der ETF bildet den S&P Global Water Index ab, der 50 Aktien aus dem Wassersektor umfasst. Indexanbieter S&P Global überprüft die Firmen auf ihren Anteil im Wassergeschäft. Mindestvorgaben zum nötigen Umsatz im Wassersektor gibt es allerdings keine. Das bedeutet: Auch Firmen mit einer kleinen Wassersparte können prinzipiell im ETF vertreten sein.
Nach Angaben von S&P Global stammen 25 der 50 Aktien in dem Index aus den Bereichen Wasserversorgung und -infrastruktur. Die restlichen 25 Aktien im ETF decken Wassertechnologieunternehmen ab sowie Zulieferer der Wasserbranche. Zusätzliche Nachhaltigkeitsvorgaben, die die Faktoren Umwelt, Soziales oder Unternehmensführung betreffen, beachtet dieser ETF nicht.
Unter den zehn größten Positionen im ETF finden sich bekannte Wasseraktien wie des Wasserversorgers American Water Works, des Wassertechnologieunternehmens Xylem oder des britischen Sanitärspezialisten Ferguson. Mit 0,65 Prozent fallen die jährlichen Gebühren des iShares-ETFs deutlich niedriger aus als bei Wasserfonds mit aktivem Management. Nichtsdestotrotz: Mit 60 Prozent Plus über die vergangenen fünf Jahre bleibt er in seiner Wertentwicklung hinter den oben vorgestellten Fonds zurück.
L&G Clean Water ETF (ISIN IE00BK5BC891): Anspruchsvoller Wasser-ETF
Der L&G-ETF investiert vor allem in Wasseraktien aus den USA sowie aus Großbritannien, Frankreich und Japan. Der Anbieter der ETFs ist eine Tochtergesellschaft der britischen Versicherung Legal & General. Der ETF ist erst seit Juli 2019 für deutsche Anleger handelbar. Das Fondsvolumen liegt aktuell bereits bei über 330 Millionen US-Dollar und ist damit ausreichend hoch, damit sich der ETF für den Anbieter lohnt. Im Gegensatz zum iShares-ETF hat dieser ETF klare Vorgaben für den Umsatz im Wassersektor. Versorger müssen 90 Prozent ihrer Umsätze im Wassergeschäft erzielen, Wassertechnologieunternehmen 50 Prozent. Für IT-Unternehmen gilt eine niedrige Umsatzschwelle: sie müssen nur 5 Prozent mit Wasser erwirtschaften.
Der L&G-ETF hat Ausschlusskriterien: Tabu sind Kohleförderer und Hersteller kontroverser Waffen. Ausgeschlossen sind auch Firmen, die in drei aufeinander folgenden Jahren eines der Prinzipien des UN Global Compact verletzt haben. Der Normenkatalog des UN Global Compact verlangt die Einhaltung grundlegender Menschen-, Umwelt- und Arbeitsstandards sowie die Vermeidung von Korruption.
Der ETF hält ein breites Spektrum an Aktien. Etwa von Wasserversorgern wie American Water Works oder Severn Trent, Herstellern von Meerentsalzungsanlagen wie Metawater oder Firmen wie Pentair, einem Spezialisten für Bewässerungssysteme. Mit 0,49 Prozent pro Jahr sind die Gebühren des L&G-ETF sehr günstig, und das obwohl er einen relativ anspruchsvollen Aktienauswahlprozess verfolgt.