Die Auftragsbücher der deutschen Industrie sind ungeachtet der sich abzeichnenden Rezession so dick wie noch nie. Der Bestand an Bestellungen sei im August um 0,3 Prozent zum Vormonat gestiegen, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es einen Zuwachs von 11,1 Prozent. „Das Verarbeitenden Gewerbe verzeichnete damit seit Februar 2022 jeden Monat einen neuen Höchststand an offenen Aufträgen“, wie das Bundesamt zu der seit 2015 geführten Statistik erklärte. Auch ein Grund für den immer länger werdenden Auftragsstau wird genannt: „Neben hohen Energiekosten für die Industriebetriebe führt die anhaltende Knappheit an Vorprodukten nach wie vor zu Problemen beim Abarbeiten der Aufträge“.
Klare Branchenunterschiede
Die offenen Aufträge aus dem Inland erhöhten sich im August um 0,1 Prozent zum Vormonat, die aus dem Ausland um 0,5 Prozent. Bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen, Anlagen und Fahrzeugen nahm der Bestand um 0,3 Prozent zu, bei den Konsumgüter-Produzenten sogar um 1,8 Prozent. Dagegen schrumpfte er bei den Herstellern von Vorleistungsgütern um 0,1 Prozent.
Die Reichweite des Auftragsbestands stagnierte den Angaben zufolge bei 8,0 Monaten. Sie gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten. Bei den Herstellern von Investitionsgütern ist die Reichweite mit 11,8 Monaten überdurchschnittlich hoch.
Probleme noch nicht behoben
Die Lieferengpässe in der deutschen Industrie nahmen zuletzt wieder zu. Im September berichteten 65,8 Prozent der befragten Firmen über Materialknappheit, nach 62,0 Prozent im August, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner monatlichen Umfrage herausfand. „Die erhoffte nachhaltige Entspannung ist leider ausgeblieben“, sagte dazu Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Eine Stützung der Wirtschaft in der Rezession fällt somit erst einmal aus.“