Trotz einer Entlastung für etwa 6,2 Millionen Beschäftigte mit geringem Einkommen kritisieren Wissenschaftler die seit Jahresanfang ausgeweitete Förderung von sogenannten Midijobs. "Die Ausweitung der Midijobs soll vor Altersarmut schützen, die Reform ist aber nicht zielgenau", erklärte Hermann Buslei vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch. Die Reform sei etwa eine Milliarde Euro teuer, trage aber nicht zum Ziel der Armutsvermeidung bei. Stattdessen sei es besser, die Förderung anhand der Grundrente auszubauen. Dann würden nur Haushalte mit niedrigem Einkommen erreicht. Die Midijob-Förderung komme indes auch Geringverdienern mit hohen Stundenlöhnen ohne Prüfung ihrer Finanzsituation zugute.
Seit Jahresanfang werden für Beschäftigungsverhältnisse mit Brutto-Monatseinkommen zwischen 520 Euro und 2000 Euro geringere Sozialbeiträge fällig. Das soll Beschäftigte mit geringen Einkommen entlasten. Bisher lag die Grenze bei 1600 Euro. Den Sozialversicherungen entgehen damit laut Gesetzesbeschluss Beiträge in Höhe von etwa 1,3 Milliarden Euro. Einbußen bei der späteren Rente haben die Betroffenen dadurch nicht. Beim Rentenanspruch werden sie so gestellt, als ob sie den vollen Beitragssatz entrichtet hätten.
Von der Ausweitung profitieren laut DIW 6,2 Millionen Menschen, darunter viele Frauen, Alleinerziehende und Teilzeiterwerbstätige. Sie entlaste aber auch Beschäftigte mit hohen Stundenlöhnen, deren Altersarmutsrisiko deutlich geringer sei. Die Reform sei zudem nicht gegenfinanziert. Der Bundeszuschuss zur Rentenversicherung müsse daher erhöht werden, zumal in Zukunft Kostensteigerungen zu erwarten seien.