Vorsorge

Inflation unter acht Prozent - Nahrungsmittel aber deutlich teurer

Lesezeit: 4 min
14.04.2023 06:20
Der Anstieg der Energiepreise schwächt sich im März ab. Das dämpft die Inflation insgesamt. Für Verbraucher ist dies aber nicht mehr als ein Hoffnungsschimmer.
Inflation unter acht Prozent - Nahrungsmittel aber deutlich teurer
Für Lebensmittel muss man im Supermarkt weiterhin tief in die Tasche greifen. (Foto: Pixabay)

Trotz einer Abschwächung im März bekommen die Menschen in Deutschland die hohe Inflation im Alltag weiter deutlich zu spüren. Zwar verlor der Anstieg der Energiepreise an Tempo, für Nahrungsmittel müssen Verbraucher aber immer tiefer in die Tasche greifen. Insgesamt stiegen die Verbraucherpreise im März gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,4 Prozent. Das Statistische Bundesamt bestätigte am Donnerstag eine erste Schätzung. Im Januar und Februar war jeweils noch eine Rate von 8,7 Prozent verzeichnet worden.

„Für die privaten Haushalte fielen im März die erneut höheren Preise für Nahrungsmittel besonders ins Gewicht“, erläuterte Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes. Gegenüber dem Vorjahresmonat verteuerten sich Nahrungsmittel um 22,3 Prozent. Der Preisauftrieb verstärkte sich damit nach 21,8 Prozent im Februar und 20,2 Prozent im Januar. Deutlich teurer wurden unter anderem Molkereiprodukte und Eier (plus 34,6 Prozent), Gemüse (plus 27,3 Prozent) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (plus 23,8 Prozent).

Der Anstieg der Energiepreise schwächte sich im März dagegen deutlich ab. Energie verteuerte sich insgesamt gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,5 Prozent nach einem Zuwachs von noch 19,1 Prozent im Februar. Dabei machte sich der Effekt bemerkbar, dass die Energiepreise vor einem Jahr nach dem russischen Angriffskrieg sprunghaft in die Höhe geschossen waren. Auch die staatlichen Preisbremsen für Gas und Strom, die seit 1. März rückwirkend zum 1. Januar 2023 gelten, beeinflussten die Preise.

Die Preise für Erdgas kletterten 39,5 Prozent. Strom verteuerte sich innerhalb eines Jahres um 17,1 Prozent und Fernwärme um 16,4 Prozent. Leichtes Heizöl verbilligte sich hingegen um 35,7 Prozent und der Besuch an der Tankstelle um 16,1 Prozent.

Insgesamt lag die Inflationsrate erstmals seit August 2022 wieder unter der 8-Prozent-Marke. Damals war eine Jahresrate von 7,0 Prozent verzeichnet worden. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbraucher, denn sie können sich dann für einen Euro weniger leisten.

Gegenüber dem Vormonat Februar stiegen die Verbraucherpreise im März um 0,8 Prozent.

Weil immer weniger Firmen ihre Preise erhöhen wollen, erwartet das Ifo-Institut einen Rückgang der Inflation. „Die Unternehmen haben einen Großteil ihrer gestiegenen Kosten bereits an die Kunden weitergegeben, gleichzeitig hat die Nachfrage nachgelassen“, erklärte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser jüngst. „Damit dürfte die Inflation in den kommenden Monaten langsam zurückgehen.“

Auf eine durchgreifende Entspannung bei den Preisen können die Menschen in Deutschland nach Einschätzung von Volkswirten in diesem Jahr aber nicht hoffen. So rechnen beispielsweise führende Wirtschaftsforschungsinstitute mit einer Inflationsrate von 6,0 Prozent im Jahresschnitt. 2022 hatten die Verbraucherpreise nach überarbeiteten Daten des Bundesamtes um 6,9 Prozent zugelegt.

Angeschoben wurde die Inflation nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zunächst vor allem von gestiegenen Energie- und Nahrungsmittelpreisen. Inzwischen gewinnt sie zunehmend an Breite. „Die Inflation ist weiter verbreitet und potenziell hartnäckiger geworden“, sagte EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau jüngst. Der Chef der französischen Notenbank verwies auf die Kernrate der Inflation, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden.

In Deutschland lag die Rate ohne Energie- und Nahrungsmittel im März bei 5,8 Prozent nach 5,7 Prozent im Februar und 5,6 Prozent im Januar. Das zeige, dass die Teuerung auch in anderen Güterbereichen hoch sei, erläuterten die Statistiker. So verteuerten sich zum Beispiel Möbel und Leuchten um 10,3 Prozent.

Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von 2 Prozent an. Diese Zielmarke ist seit Monaten weit entfernt. Im März lag die Inflationsrate im gemeinsamen Währungsraum bei 6,9 Prozent nach 8,5 Prozent im Februar. Die Kernrate stieg von 5,6 Prozent auf 5,7 Prozent. Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die Notenbank die Zinsen im Euroraum seit vergangenem Sommer bislang sechs Mal in Folge erhöht. Steigende Zinsen können hohen Teuerungsraten entgegenwirken, weil sich Kredite verteuern und das die Nachfrage bremst.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Rente mit 70? Arbeitgeber fordern flexibles Rentenalter – Gewerkschaften protestieren
07.02.2025

Arbeitgeber fordern Rentenreform zur Stabilisierung der Sozialsysteme.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Zwischen Altersvorsorge und internationaler Sicherheit: Der Spagat im deutschen Haushalt
04.02.2025

In Deutschland sorgt derzeit eine hitzige Debatte für Schlagzeilen: Müssen Rentner wirklich Einschnitte in ihrer Altersversorgung...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Glänzende Zeiten: Warum der Goldpreis aktuell neue Höhen erreicht
04.02.2025

Die jüngsten weltwirtschaftlichen Turbulenzen und politischen Entscheidungen haben einmal mehr bewiesen, dass Gold als krisenfeste Anlage...

ANG
Geldanlage
Geldanlage EZB: Banken verschärfen Kreditvergabestandards für Unternehmen weiter
31.01.2025

Die Europäische Zentralbank (EZB) meldet eine deutliche Verschärfung der Kreditvergaberichtlinien für Unternehmen in der Eurozone. Vor...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Private Altersvorsorge stärken: FDP setzt auf steuerliche Anreize für Aktien
28.01.2025

Die FDP hat eine "Aktien-Offensive in der Altersvorsorge" beschlossen. Ziel ist eine gesetzliche Aktienrente nach schwedischem Vorbild,...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Vermögensarme Menschen und der Armutsnachteil bei Geldanlagen
28.01.2025

Eine neue Studie zeigt, wie strukturelle Nachteile Menschen mit wenig Vermögen bei Geldanlagen treffen. Geringe Startkapitalbeträge und...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Wahlkampf und Rente: Diese Rentenkonzepte schlagen die Parteien vor
24.01.2025

Vor der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 konkurrieren die Parteien mit verschiedenen Rentenkonzepten, die teils drastische Unterschiede...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Neue Trends bei der Altersvorsorge: Junge Generationen setzen auf Kryptowährungen
21.01.2025

Die Altersvorsorge junger Menschen verändert sich grundlegend: Eine neue Studie von Bitget Research zeigt, dass rund 20 Prozent der...