Im Dickicht vermeintlich "grüner" Geldanlagen sind viele Anleger in Deutschland einer Umfrage zufolge nach wie vor verloren. Gerade einmal knapp die Hälfte (49 Prozent) vom 1300 befragten Erwachsenen können einer Erhebung des Marktforschungsinstituts Kantar für den Bundesverband deutscher Banken (BdB) zufolge mit dem Begriff "nachhaltige Geldanlage" etwas anfangen. Bei der Umfrage im Jahr zuvor waren es 50 Prozent.
"Vor allem Wissenslücken und fehlende Informationen halten viele Anlegerinnen und Anleger von nachhaltigen Geldanlagen ab. Leider stagniert auch der Wissensstand darüber, was das überhaupt ist. Dabei ist die Bereitschaft hoch, künftig nachhaltig zu investieren", ordnete BdB-Hauptgeschäftsführer Heiner Herkenhoff die Daten ein, die im Rahmen einer Online-Umfrage vom 22. August bis 4. September unter 1300 Menschen erhoben wurden. "Hier sollten alle Beteiligten ansetzen und - etwa durch weniger Bürokratie - die Hürden für Kundinnen und Kunden senken."
Die meisten Befragten, die den Begriff "nachhaltige Geldanlagen" kennen, verbinden damit Investitionen in umweltfreundliche Produkte und erneuerbare Energien. Von 471 Befragten, die nachhaltige Geldanlagen kennen, bisher aber nicht nutzen, gab die Mehrheit an, sich ein Investment in diese Anlageklasse künftig "sehr gut" (12 Prozent) oder "eher ja" (43 Prozent) vorstellen zu können.
Umwelt und Soziales als Kriterien für die Geldanlage
Die EU-Kommission will mehr Geld in "grüne" Anlagen lenken, um den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft zu beschleunigen. Bankberater und Versicherungsvermittler müssen daher inzwischen bei der Anlageberatung die Vorstellungen der Kundschaft beim Thema Nachhaltigkeit abfragen. Bei der Geldanlage soll es nicht mehr nur um Renditechancen und Risiko gehen, sondern auch um Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung: Die Abkürzung ESG (englisch für: Environmental Social Governance) hat Einzug gehalten.
"2023 investieren bereits über sechs Millionen Deutsche in nachhaltige Geldanlagen. Damit hat sich ihre Zahl seit 2019 mehr als verdoppelt", bilanzierte Herkenhoff. Es sei aber "noch deutlich Luft nach oben". Nach einem Anstieg in den Vorjahren sank der Anteil privater Besitzer nachhaltiger Geldanlagen unter den Umfrageteilnehmern von elf Prozent 2022 auf zehn Prozent in der aktuellen Erhebung.
Branson warnt
Nach Ansicht von Bafin-Präsident Mark Branson brauchen die Deutschen dringend mehr Durchblick. "Anlegerinnen und Anleger können immer noch nicht klar und schnell genug erkennen, wie nachhaltig ein Produkt wirklich ist. Sie bekommen zu viele Informationen, zu komplexe Informationen", sagte der Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) am Mittwoch bei einem Bundesbank-Symposium in Frankfurt.
"Anlegerinnen und Anleger ertrinken fast in Transparenz, aber haben teilweise keine Klarheit, was sie kaufen, wenn es um Nachhaltigkeit geht", sagte Branson. Es brauche weniger und dafür verständlichere Informationen. Zum Beispiel müssten Kundinnen und Kunden einfach erkennen können, ob ein Produkt in Unternehmen investiert, die bereits "grün" sind oder in Unternehmen, die gerade dabei sind, "grün" zu werden.
Der Bafin-Präsident warnte zugleich davor, dass Produkte und Dienstleistungen als nachhaltig verkauft werden, die es in Wirklichkeit gar nicht seien: "Greenwashing zerstört Vertrauen. Das ist eines der größten Risiken der Transformationsfinanzierung."
*****
Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.