Die positiven Impulse durch die Tech-Rally an der Wall Street ebbten Marktteilnehmern zufolge damit ab. Zum Wochenstart hatte der KI getriebene Technologie-Boom den breit gefassten S&P-500-Index auf einen frischen Rekordschluss getrieben. "Doch hierzulande kommt diese Euphorie nur sehr bedingt an", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners. "Die meisten warten aktuell lieber ab, welche Botschaften die EZB am Donnerstag bereithält."
EZB UND CHINA-BÖRSEN IM FOKUS
Von der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank an diesem Donnerstag erhoffen sich Anleger Hinweise auf den Zeitpunkt möglicher Zinssenkungen. Experten gehen davon aus, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde versuchen wird, die an den Börsen weit vorausgeeilten Erwartungen an baldige geldpolitische Lockerungen zu dämpfen. "Wir erwarten, dass Lagarde darauf hinweisen wird, dass es verfrüht ist, über Zinssenkungen zu sprechen", sagte Mohit Kumar, Chefvolkswirt Europa bei Jefferies. "Sie dürfte jedoch auch betonen, dass die EZB ihre Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung trifft und von den Daten abhängig ist."
Aufsehen erregte an den Märkten auch ein Rettungspaket für die unter Druck geratenen chinesischen Börsen. Das Abrutschen auf ein Fünf-Jahres-Tief rief in der Volksrepublik nun die Politik auf den Plan. Auf einer Kabinettssitzung unter Vorsitz von Ministerpräsident Li Qiang wurden weitere Geldspritzen in den Kapitalmarkt in Aussicht gestellt. Einem Bericht der Agentur Bloomberg zufolge erwägen politische Entscheidungsträger zudem, etwa zwei Billionen Yuan (255 Milliarden Euro) zu mobilisieren, um den Aktienmarkt weiter zu stützen. Dabei sollen Chinas Staatsbetriebe im Ausland liegendes Geld nutzen, um über die Hongkonger Börse chinesische Aktien zu kaufen.
Die neuen Stützungsmaßnahmen aus Peking zeigten deutlich, wie alarmiert die Politik über den anhaltenden Abschwung am chinesischen Aktienmarkt ist, konstatierte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. "Solange aber die weltweiten Investoren einen Bogen um Chinas Aktien machen, droht eine Fortsetzung des Abwärtstrends, wenn sich an den fundamentalen Rahmenbedingungen nichts ändert." Die Sorge um die chinesische Wirtschaft und vor allem den kriselnden Immobilienmarkt hat in den vergangenen Jahren zu einem Rückzug ausländischer Investoren geführt.
BÖRSEN-HILFSPAKET IN CHINA TREIBT METALL
Die Aussicht auf kräftige Finanzspritzen für Chinas Aktienmarkt ließ unterdessen Anleger bei Basismetallen und Eisenerz zugreifen. Eine Tonne Kupfer verteuerte sich um bis zu 0,9 Prozent auf 8420 Dollar. Der Zinnpreis zog um rund zwei Prozent an. Für Zuversicht sorgte im wichtigsten Verbraucherland neben der Aussicht auf eine Stabilisierung der Börsen auch ein stärkerer Yuan, der die Kaufkraft chinesischer Währungsinhaber erhöht. Da es allerdings kein Konjunkturpaket gebe, das den Metallverbrauch direkt ankurbeln würde, rechnete ein Händler nicht damit, dass die Metallpreisrally anhält.
Die Verluste am europäischen Aktienmarkt wurden durch Zuwächse bei Bergbaufirmen begrenzt. Der Branchenindex zog rund 1,5 Prozent an. Bei den Einzelwerten war zudem Campari gefragt. Die Titel des Spirituosenherstellers stiegen nach einer Hochstufung durch die Citigroup in der Spitze um 2,3 Prozent. Die Analysten verwiesen auf das begrenzte Engagement des italienischen Konzerns auf dem unsicheren chinesischen Markt. Zudem erwarteten die Citi-Analysten, dass Campari größter Nutznießer der Fußball-Europameisterschaft sowie der Olympischen Sommerspiele sein werde.
Den größten Kurssprung seit mehr als einem halben Jahr verschaffte ein positiver Analystenkommentar Hellofresh. Der Kochbox-Versender schoss um mehr als neun Prozent an die Spitze des MDax. Die Analysten von Morgan Stanley stuften die Aktie auf "Overweight" hoch und verwiesen dabei auf das Wachstumspotenzial des Geschäfts mit Fertiggerichten. (/Reuters)