Geldanlage

Europas Anleger treten vor EZB-Zinsentscheid auf die Bremse

Lesezeit: 2 min
25.01.2024 12:24  Aktualisiert: 25.01.2024 12:24
Europas Anleger ziehen vor dem ersten Zinsentscheid der EZB in diesem Jahr die Köpfe ein. Nach dem freundlichen Wochenstart drehte der deutsche Leitindex DAX am Dienstagvormittag ins Minus und notierte 0,2 Prozent schwächer bei 16.650 Punkten. Auch der EuroStoxx50 gab anfängliche Gewinne wieder ab und verlor 0,4 Prozent auf 4.463 Zähler.

Die positiven Impulse durch die Tech-Rally an der Wall Street ebbten Marktteilnehmern zufolge damit ab. Zum Wochenstart hatte der KI getriebene Technologie-Boom den breit gefassten S&P-500-Index auf einen frischen Rekordschluss getrieben. "Doch hierzulande kommt diese Euphorie nur sehr bedingt an", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners. "Die meisten warten aktuell lieber ab, welche Botschaften die EZB am Donnerstag bereithält."

EZB UND CHINA-BÖRSEN IM FOKUS

Von der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank an diesem Donnerstag erhoffen sich Anleger Hinweise auf den Zeitpunkt möglicher Zinssenkungen. Experten gehen davon aus, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde versuchen wird, die an den Börsen weit vorausgeeilten Erwartungen an baldige geldpolitische Lockerungen zu dämpfen. "Wir erwarten, dass Lagarde darauf hinweisen wird, dass es verfrüht ist, über Zinssenkungen zu sprechen", sagte Mohit Kumar, Chefvolkswirt Europa bei Jefferies. "Sie dürfte jedoch auch betonen, dass die EZB ihre Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung trifft und von den Daten abhängig ist."

Aufsehen erregte an den Märkten auch ein Rettungspaket für die unter Druck geratenen chinesischen Börsen. Das Abrutschen auf ein Fünf-Jahres-Tief rief in der Volksrepublik nun die Politik auf den Plan. Auf einer Kabinettssitzung unter Vorsitz von Ministerpräsident Li Qiang wurden weitere Geldspritzen in den Kapitalmarkt in Aussicht gestellt. Einem Bericht der Agentur Bloomberg zufolge erwägen politische Entscheidungsträger zudem, etwa zwei Billionen Yuan (255 Milliarden Euro) zu mobilisieren, um den Aktienmarkt weiter zu stützen. Dabei sollen Chinas Staatsbetriebe im Ausland liegendes Geld nutzen, um über die Hongkonger Börse chinesische Aktien zu kaufen.

Die neuen Stützungsmaßnahmen aus Peking zeigten deutlich, wie alarmiert die Politik über den anhaltenden Abschwung am chinesischen Aktienmarkt ist, konstatierte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. "Solange aber die weltweiten Investoren einen Bogen um Chinas Aktien machen, droht eine Fortsetzung des Abwärtstrends, wenn sich an den fundamentalen Rahmenbedingungen nichts ändert." Die Sorge um die chinesische Wirtschaft und vor allem den kriselnden Immobilienmarkt hat in den vergangenen Jahren zu einem Rückzug ausländischer Investoren geführt.

BÖRSEN-HILFSPAKET IN CHINA TREIBT METALL

Die Aussicht auf kräftige Finanzspritzen für Chinas Aktienmarkt ließ unterdessen Anleger bei Basismetallen und Eisenerz zugreifen. Eine Tonne Kupfer verteuerte sich um bis zu 0,9 Prozent auf 8420 Dollar. Der Zinnpreis zog um rund zwei Prozent an. Für Zuversicht sorgte im wichtigsten Verbraucherland neben der Aussicht auf eine Stabilisierung der Börsen auch ein stärkerer Yuan, der die Kaufkraft chinesischer Währungsinhaber erhöht. Da es allerdings kein Konjunkturpaket gebe, das den Metallverbrauch direkt ankurbeln würde, rechnete ein Händler nicht damit, dass die Metallpreisrally anhält.

Die Verluste am europäischen Aktienmarkt wurden durch Zuwächse bei Bergbaufirmen begrenzt. Der Branchenindex zog rund 1,5 Prozent an. Bei den Einzelwerten war zudem Campari gefragt. Die Titel des Spirituosenherstellers stiegen nach einer Hochstufung durch die Citigroup in der Spitze um 2,3 Prozent. Die Analysten verwiesen auf das begrenzte Engagement des italienischen Konzerns auf dem unsicheren chinesischen Markt. Zudem erwarteten die Citi-Analysten, dass Campari größter Nutznießer der Fußball-Europameisterschaft sowie der Olympischen Sommerspiele sein werde.

Den größten Kurssprung seit mehr als einem halben Jahr verschaffte ein positiver Analystenkommentar Hellofresh. Der Kochbox-Versender schoss um mehr als neun Prozent an die Spitze des MDax. Die Analysten von Morgan Stanley stuften die Aktie auf "Overweight" hoch und verwiesen dabei auf das Wachstumspotenzial des Geschäfts mit Fertiggerichten. (/Reuters)

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Unter 1.200 Euro Rente für jeden fünften lange Versicherten
23.07.2024

In Deutschland erhalten Menschen nach 45 Versicherungsjahren im Schnitt 1.604 Euro Rente, doch jeder Fünfte bekommt weniger als 1.200...

ANG
Börse
Börse Zielsenkung schickt Porsche gegen Rekordtief - Holding leidet mit
23.07.2024

Die Porsche-Aktien stürzen ab, nachdem das Unternehmen seine Jahresprognosen gesenkt hat. Analysten sind überrascht über die Warnung,...

ANG
Börse
Börse Bondmarkt-Analyse: Wie ein Trump-Sieg die Märkte beeinflusst
12.07.2024

Die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl verspricht ein enges Rennen zwischen Amtsinhaber Joe Biden und seinem Herausforderer Donald...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Pflege im Heim noch teurer - Druck für Reform
15.07.2024

Die Kosten für die Pflege im Heim steigen weiter an. Eine aktuelle Auswertung des Verbands der Ersatzkassen zeigt, dass trotz erhöhter...

ANG
Börse
Börse Aktien Frankfurt: Dax nach drei Gewinntagen knapp im Minus
15.07.2024

Nach einem dreitägigen Höhenflug lassen es die Anleger bei deutschen Aktien am Montag ruhiger angehen. Der DAX verlor gegen Mittag 0,09...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Goldskandal: Fälschungen und Unsicherheiten für Anleger
12.07.2024

Im aktuellen Goldskandal um die Swiss Gold Treuhand AG (SGT) stehen Anleger möglicherweise vor erheblichen Verlusten. Das Unternehmen hat...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Bundesbank-Chef: Rentenalter an Lebenserwartung anpassen
15.07.2024

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel fordert eine Anpassung des gesetzlichen Rentenalters an die steigende Lebenserwartung. Im Gespräch mit...

ANG
Geldanlage
Geldanlage 200 Millionen Euro Kosten: Sparkassen bereiten sich auf digitalen Euro vor
15.07.2024

Die Implementierung des digitalen Euro dürfte für die Sparkassen-Finanzgruppe teuer werden. Doch die Kosten sind nicht das Hauptproblem....