"Der Markt hat eine Phase der Bodenbildung erreicht", fassten die IW-Experten um Michael Voigtländer die Ergebnisse ihres neuen Wohnindexes zusammen. Die Phase stärkerer Preisreduktionen sei in der zweiten Jahreshälfte 2023 beendet worden, eine Kehrtwende scheine erreicht zu sein. Gemessen am Preisniveau im ersten Quartal 2022 sei es aber immer noch zu Rückgängen von jeweils mehr als acht Prozent sowohl bei Eigentumswohnungen als auch bei Ein- und Zweifamilienhäusern gekommen. Besonders Wohnungen und Häuser mit schlechter Energiebilanz sind demnach billiger geworden.
"Auch vor dem Hintergrund der für das Jahr 2024 erwarteten weiteren Zinssenkungen für Immobiliendarlehen, starken Mietpreisanstiegen und positiven Einkommensentwicklungen privater Haushalte ist damit zu rechnen, dass der Kaufmarkt in eine Phase der Normalisierung eintritt", sagt das IW voraus. Die Transaktionszahlen dürften sich wieder erhöhen. Mit einer sprunghaften Rückkehr zu den sehr hohen Transaktionsvolumina bis zum Jahr 2021 sei gleichwohl nicht zu rechnen. "Vielmehr ist der Markt auf dem Weg, eine schrittweise Erholung zu vollziehen."
MIETEN STEIGEN WEITER
Teurer geworden ist das Mieten. "Seit dem Beginn der Hochinflationsphase im ersten Quartal 2022 und den Anstiegen der Zinsen für Immobiliendarlehen lässt sich eine verstärkte Dynamik bei den Neuvertragsmieten feststellen", stellte das IW fest. "Diese scheint zum Jahresende 2023 noch einmal gestiegen zu sein." Demnach waren die Neuvertragsmieten im vierten Quartal um 5,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor und 1,6 Prozent teurer als im Vorquartal. Innerhalb von zwei Jahren seien die Neuvertragsmieten im bundesweiten Schnitt um 8,7 Prozent gestiegen.
In den größten deutschen Städten legten die Mietpreise innerhalb kurzer Zeit deutlich zu. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten sie sich in Berlin mit 9,2 Prozent am stärksten, gefolgt von Leipzig mit 7,8 Prozent und München mit 7,3 Prozent. Seit Anfang 2022 waren die Mietpreisanstiege in diesen drei Städten mit 17 Prozent in Berlin, 12,2 Prozent in Leipzig und 10,5 Prozent in München ebenfalls am höchsten. In Köln fiel das Plus mit 9,5 Prozent ähnlich hoch aus.
"Die Knappheiten auf dem Mietwohnungsmarkt werden auch im Jahr 2024 nicht abgebaut werden", warnte das IW. "Im Gegenteil, es ist mit geringeren Fertigstellungszahlen zu rechnen." Angesichts eines immer engeren Mietwohnungsmarktes mit steigenden Preisen dürften insbesondere junge Familien wieder stärker nach Kaufchancen suchen. Dadurch könne die Preisentwicklung schrittweise auf einen moderaten Wachstumspfad zurückkehren.
Das IW Köln will seinen Wohnindex künftig jedes Quartal erheben. Er fußt auf den Daten verschiedener Immobilienplattformen. (/Reuters)