Dax-Anleger haben zum Wochenstart zeitweise an die jüngste Rekordjagd angeknüpft und den deutschen Leitindex auf ein frisches Allzeithoch von 17.460,53 Zählern getrieben. "Keine Katerstimmung nach der Party", kommentierte Konstantin Oldenburger, Analyst beim Broker CMC Markets. Gewinnmitnahmen seien ausgeblieben. Aus dem Handel ging der Dax dann stabil mit 17.423 Punkten. Dagegen gab der EuroStoxx um 0,2 Prozent auf 4865 Punkte nach. Auch an der Wall Street legten Investoren nach dem Börsenhype um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) eine Verschnaufpause ein.
"Nichtsdestotrotz wollen die Marktteilnehmer nichts von einer Korrektur wissen", sagte Christian Henke vom Broker IG. "Ein Rücksetzer wäre aber kein Beinbruch und könnte von noch nicht investierten Anlegern zum Einstieg genutzt werden." Seit Jahresbeginn hat der Dax rund vier Prozent zugelegt. Auch für den amerikanischen Dow-Jones-Index und die japanische Börse Nikkei geht es seit Wochen steil bergauf. Der Börsenhype um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) hat nach starken Zahlen des US-Chip-Konzerns Nvidia die Börsen zuletzt angetrieben. Nvidia selbst konnte im Tagesverlauf jedoch nur 0,3 Prozent zulegen. Der KI-Vorreiter war am Freitag an der Börse erstmals mehr als zwei Billionen Dollar schwer.
Gemischtes Bild bei den US-Bluechips
Bei den Einzelwerten sprangen die Titel von Chiphersteller Micron um rund vier Prozent nach oben, nachdem der Konzern mit der Massenproduktion seiner Speicherchips für den Einsatz bei Nvidias neuestem KI-Chip begonnen hat. Gefragt waren auch Nvidia-Aktien, die um 0,3 Prozent anzogen.
Dagegen büßte die Google-Muttergesellschaft Alphabet mehr als vier Prozent ein und blieb damit hinter anderen Tech-Werten zurück. Analysten wiesen auf Bedenken aufgrund von Problemen beim KI-Tool Gemini hin, das Bilder von Menschen erstellt. Wegen Ungenauigkeiten in einigen historischen Darstellungen setzte Google die Anwendung aus und plant einen Relaunch in den nächsten Wochen.
Unterdessen büßte das Firmenkonglomerat Berkshire Hathaway des legendären US-Investors Warren Buffett nach einem Rekordgewinn anfängliche Gewinne wieder ein. Anleger zeigten sich vorsichtig, nachdem die US-Regierung vor einer Klage gegen den Energiekonzern PacifiCorp gewarnt hatte. Berkshire teilte mit, dass ein Gerichtsverfahren gegen das Unternehmen drohe, weil es angeblich die Kosten in Höhe von 356 Millionen Dollar im Zusammenhang mit dem Slater-Wildfeuer 2020 in Süd-Oregon und Nord-Kalifornien nicht gedeckt hat. Die Muttergesellschaft von PacifiCorp ist eines der größten Unternehmen von Berkshire außerhalb des Versicherungssektors.
Warten auf PCE-Indikator
Gespannt blicken die Investoren nun auf die zweite Wochenhälfte, wenn in den USA der Preisindex für persönliche Konsumausgaben (PCE) für Januar auf der Agenda steht - ein Maß, das aus Sicht der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) am besten geeignet ist, um Preisstabilität zu messen. Zudem werden die Verbraucherpreise im Euro-Raum veröffentlicht.
Viele Anleger setzen zudem darauf, dass die großen Notenbanken Fed und Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen senken und der Konjunktur damit neuen Schwung verleihen werden. Allerdings erwarten viele Marktteilnehmer den Startschuss für eine erste Lockerung der Fed nun nicht mehr im Mai, sondern im Juni. Weitere Hinweise erhoffen sie sich von neuen Inflationsdaten in der zweiten Wochenhälfte. Der Euro notierte im Vorfeld der Daten um bis zu 0,4 Prozent fester bei 1,0859 Dollar, der Dollar-Index gab in der Spitze um 0,3 Prozent auf 103,70 Punkte nach.
Am Rohölmarkt machten die Preise anfängliche Verluste wieder wett. Die Sorten Brent und WTI verteuerten sich jeweils um knapp ein Prozent auf 82,14 eziehungsweise 77,18 Dollar je Fass. Angriffe der Huthi-Rebellen schürten erneut Ängste vor Versorgungsunterbrechungen, sagten Analysten. Die mit dem Iran verbündeten Huthi-Rebellen im Jemen haben es am Samstag nur knapp verpasst, einen unter US-Flagge fahrenden Tanker zu treffen, teilte das US-Zentralkommando mit. Zunächst hatten Spekulationen, dass eine stärker als erwartete Inflation die Senkung der hohen Zinssätze verzögern und die Nachfrage nach Kraftstoff begrenzen könnte, die Preise gedrückt.
Dagegen verbilligte sich das Industriemetall Kupfer um mehr als ein Prozent auf bis zu 8454,50 Dollar je Tonne. Auch der Goldpreis notierte mit 2025 Dollar je Feinunze um bis zu 0,5 Prozent schwächer.
Minenaktien auf der Verliererseite
Auf der Unternehmensseite gaben unterdessen Aktien aus dem Bergbausektor nach. Der entsprechende europäische Branchenindex "STOXX® Europe 600 Basic Resources" musste zwei Prozent federn lassen. Gefragt waren dagegen Rüstungswerte, die weiter von der Aussicht auf steigende Rüstungsausgaben profitierten. Rheinmetall-Aktien kletterten in der Spitze um drei Prozent auf ein frisches Rekordhoch von 423,20 Euro und führten damit die Dax-Gewinner an. Die Papiere des Konkurrenten Hensoldt legten im MDax rund sieben Prozent zu, nachdem sie am Freitag nach der Bilanzvorlage einen Kursrücksetzer hatten hinnehmen müssen.
Aus den Depots flogen unterdessen die Anteilsscheine von Hellofresh, nachdem Analysten der UBS auf die Risiken für die Prognose des Kochbox-Lieferdienstes hingewiesen hatten. Insbesondere das normalerweise starke erste Quartal leide immer noch unter einem schwierigen Marktumfeld, argumentierten die Experten. Der Kursverlust von in der Spitze 13,4 Prozent war der größte seit viereinhalb Jahren. (rtr)