Vorsorge

Experte zu Altersvorsorge: Ohne Aktienfonds geht es nicht

Lesezeit: 2 min
03.04.2024 10:20  Aktualisiert: 03.04.2024 10:20
Experten zufolge lässt sich ohne Aktien eine auskömmliche Altersvorsorge in der Regel nicht erreichen. Dazu ist dringend mehr Finanzbildung in Deutsch­land nötig. Das Do-it-yourself-Spekulieren fürs Alter ist für die wenigsten empfehlenswert.

Die Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Wirtschaftsweise“), Monika Schnitzer, fordert eine verstärkte private Altersvorsorge. Zuvor hatte die Bundesregierung bereits angekündigt, künftig einen Teil der Renten über den Kapitalmarkt finanzieren zu wollen; Experten sprechen vom Generationenkapital. „Ohne Aktien lässt sich eine auskömmliche Altersvorsorge in der Regel nicht erreichen“, stellt Heiko Hauser, Geschäftsführer der Finanzberatungsgruppe Plansecur, dazu fest. Er ergänzt: „Wenn schon die Rentenpolitik der Regierung vom Einzelnen nicht beeinfluss­bar ist, sollte man sich umso sorgfältiger um die eigenen Geldanlagen als Teil seiner persönlichen Altersvorsorge kümmern.“ Im Jahr 2023 besaßen laut Deutschem Aktieninstitut lediglich knapp 18 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ab 14 Jahren Anteilsscheine von Unternehmen oder Aktienfonds. Das entspricht rund 12,3 Millionen Bundesbürgern – „viel zu wenig“, meint Hauser.

Von Investitionen in einzelne Aktientitel, für die man „ein gutes Gefühl“ hat, rät diese Finanzberatungsgruppe allerdings ab. Bei der Balance zwischen Rendite durch erhoffte Kursentwicklungen und langfristiger Sicherheit der Kapitalanlage werde der Risikofaktor meistens unterschätzt, wissen die Beraterinnen und Berater aus zahlreichen Kundengesprächen. Besser für die Altersvorsorge sind daher Anlagen mit einem Aktienanteil. Wie hoch dieser gegenüber anderen Bestandteilen ist, lässt sich in einem individuellen Beratungsgespräch anhand des persönlichen Sicherheits­bedürfnisses festlegen. Wer weniger risikoaffin ist, sollte höchstens 50 Prozent seines gesamten Anlagekapitals in Aktien investieren. Chancenorientierte Anleger hingegen können bis zu 90 Prozent Aktienanteil haben – neben sehr sicheren Zinsanlagen.

Es mangelt an Finanzbildung in Deutschland

Vom Do-it-yourself am Aktienmarkt ist angesichts des relativ geringen Finanz-Know-hows in Deutschland in der Breite abzuraten. In ihrem aktuellen Gutachten des Jahres 2023 fordern die Wirtschaftsweisen ausdrücklich eine „systematische und unabhängige Finanzbildung an Schulen und am Arbeitsplatz“. „Die Politik rät den Menschen dringend zu einer privaten Altersvorsorge, weil die staatliche Rente bei weitem nicht ausreicht, aber sie unterlässt es bislang, den Weg für die dafür notwendige Wissensvermittlung in der Breite der Bevölkerung freizumachen“, moniert Hauser. Er fügt hinzu: „Deshalb ist es besonders wichtig, sich in der Beratung ausreichend Zeit zu nehmen, um die Finanzplanung mit dem Sicherheitsbedürfnis und letztlich der Lebensplanung des Anlegers in Einklang zu bringen. Es geht schließlich darum, auf Jahrzehnte im Voraus zu planen.“

Hauser verweist darauf, dass das Thema Finanzbildung nicht neu ist, aber immer drängender wird. Er erinnert daran, dass der Sachverständigenrat bereits in seinem Gutachten von 2001 formuliert hatte: „Die Finanzbildung der Bevölkerung ist in Deutschland unzureichend. Dies zeigt sich in einer Reihe von Studien, die belegen, dass viele Menschen über grund­legende finanzielle Zusammenhänge und Risiken nicht ausreichend informiert sind. Dies kann zu Fehl­entscheidungen im Umgang mit Geld führen, die sich negativ auf die persönliche finanzielle Situation auswirken können.“

Pflichtfach Finanzbildung in der Schule

„Hoffentlich fällt die Mahnung dieses Mal auf fruchtbaren Boden“, sagt Hauser. Er appelliert an die Kultusministerkonferenz, der wiederholten Empfehlung der Wirtschaft­sweisen zur Einführung eines Pflichtfachs „Finanzbildung“ in der Schule zu folgen. Nach Ansicht des Sachverständigenrates sollte dies bereits in der Grundschule beginnen und sich im Laufe der Schulzeit auf komplexere Themen wie Anlagestrategien oder Altersvorsorge ausweiten. Darüber hinaus regt das Gremium an, dass außerschulische Bildungsangebote in der Finanzbildung von öffentlichen Stellen gefördert werden sollten, um insbesondere Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien zu erreichen.

„Die Vorschläge liegen auf dem Tisch, jetzt kommt es auf eine zügige Umsetzung an“, drängt Hauser die Politik zum Handeln. Er verweist einmal mehr auf den Sachverständigenrat, der eine direkte Verbindung zwischen einer besseren finanziellen Bildung und einer höheren finanziellen Stabilität der Bevölkerung zieht.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Börse
Börse US-Börsen stabilisieren sich: Technologieaktien führen Erholung an
24.12.2024

Nach einem turbulenten Start erholen sich die US-Börsen: Der Dow Jones steigt leicht, während Technologieaktien wie Broadcom und Qualcomm...

ANG
Immobilien
Immobilien Zinswende und Wirtschaftslage: Wie es 2025 für Bausparverträge weitergeht
24.12.2024

Die Bausparbranche erlebt einen Rückgang: 2024 wurden weniger Verträge abgeschlossen, die Summen schrumpften. Nach starken Vorjahren...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Unicredit und Commerzbank: Die Jagd nach der Übernahme geht weiter
20.12.2024

Die Unicredit intensiviert ihre Übernahmeambitionen der Commerzbank. Die italienische Großbank hat nun rund 28 Prozent der Anteile am...

ANG
Geldanlage
Geldanlage DAX vs. MDAX: Globale Chancen gegen lokale Herausforderungen im deutschen Aktienmarkt
17.12.2024

Der DAX hat in den letzten Wochen Rekordmarken erreicht, während der MDAX mit einem Rückgang von über 25 Prozent zu kämpfen hat. Die...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Entwurf der Grünen: Bürgerfonds soll Rente stabilisieren
17.12.2024

Die Grünen setzen auf den Kapitalmarkt zur Stabilisierung der Rentenkasse und wollen Beitragssteigerungen begrenzen. Ein Bürgerfonds soll...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Wagenknecht fordert 120 Euro mehr Rente für alle
09.12.2024

BSW-Chefin Sahra Wagenknecht fordert eine sofortige Rentenerhöhung um 120 Euro für alle Rentner in Deutschland. Sie argumentiert, dass...

ANG
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt - Trübe Aussichten für Häuser mit Öl- und Gasheizung
09.12.2024

Die Zukunft des Immobilienmarkts gehört energieeffizienten Gebäuden. Häuser mit Öl- oder Gasheizung verlieren zunehmend an Wert,...

ANG
Börse
Börse Dax knackt nächsten Rekord - erstmals über 20.000 Punkten
03.12.2024

Inmitten globaler Krisen erobert der Leitindex die nächste Rekordmarke, auch Bitcoin und Gold sind begehrt. Wie passt die Euphorie...