Die EU-Staats- und Regierungschefs wollen bei ihrem Gipfeltreffen in der nächsten Woche die seit langem angedachte Kapitalmarktunion vorantreiben und sich für eine Harmonisierung des Konkurs- und Körperschaftssteuerrechts in der Europäischen Union starkmachen. Damit soll mehr privates Kapital für die Umstellung auf erneuerbare Energien und die Digitalisierung der Wirtschaft angezogen werden, wie aus einem Entwurf für eine Gipfelerklärung hervorgeht, der der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. Zudem wollen sich die Staats- und Regierungschefs für eine rasche Verbesserung der Möglichkeiten für EU-weite Investitionen in Aktien und die Schaffung eines einfachen grenzüberschreitenden Sparprodukts für Kleinanleger einsetzen.
Die Europäische Kommission schätzt, dass die EU bis 2030 jährlich rund 650 Milliarden Euro an privaten Geldern benötigt, um den Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energiequellen zu vollziehen und die Digitalisierung in der Wirtschaft voranzutreiben. Die in dem Entwurf für das Gipfeltreffen am 17. und 18. April genannten Pläne sollen helfen, solche Geldbeträge anzuziehen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass der US-Markt für Investoren als besser organisiert, weniger komplex und liquider gilt als der in Europa.
Die Pläne sollen zur Vollendung der seit zehn Jahren geplanten Kapitalmarktunion beitragen. So wird auch die Entwicklung eines europäischen Verbriefungsmarktes und eine bessere Überwachung der Akteure an den grenzüberschreitenden Finanzmärkten angestrebt. Die Schaffung eines einheitlichen Kapitalmarktes ist bislang nur schleppend vorangekommen, da nationale Eigeninteressen der EU-27 bremsen und unterschiedlichen Rechtlagen das Vorhaben erschweren.