Vorsorge

Umfrage: Große Mehrheit für Bundeszuschuss zur Pflege

Lesezeit: 2 min
17.06.2024 13:40
Als Antwort auf weiter steigende Kosten für die Pflege ist laut einer Umfrage eine große Mehrheit für eine zusätzliche Finanzspritze des Bundes. Einen Zuschuss für die Pflegeversicherung aus dem Bundeshaushalt befürworten 79 Prozent, wie die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab. Voll und ganz dafür sind 33 Prozent und eher dafür 46 Prozent. Voll und ganz oder eher ablehnend äußerten sich 12 Prozent.
Umfrage: Große Mehrheit für Bundeszuschuss zur Pflege
Bereits beschlossene Reformen der Ampel-Koalition sollen die Pflegefinanzen bis 2025 stabilisieren und Entlastungen für Pflegebedürftige bringen. (Foto: iStock.com, Stadtratte)
Foto: Stadtratte

Die Debatte über eine stärkere finanzielle Stabilisierung der Pflege hat wieder Fahrt aufgenommen, nachdem Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf einen „explosionsartigen“ Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen hingewiesen hatte. Kanzler Olaf Scholz (SPD) machte danach deutlich, dass eine Pflegereform angegangen werden soll. Dabei gehe es um gute Arbeitsbedingungen und die Gewinnung von Personal, aber auch die Finanzierung und die Beitragshöhe.

Der Sozialverband Deutschland erklärte mit Blick auf die Zustimmung zu einem Bundeszuschuss, es sei systematisch völlig richtig, gerade versicherungsfremde Leistungen ausschließlich über Steuermittel zu finanzieren. „Hier dürfen nicht die Beitragszahlenden allein die Zeche zahlen“, sagte Verbandschefin Michaela Engelmeier. Klar sei aber auch, dass die Länder endlich ihrer Verantwortung bei den Investitionskosten in den Einrichtungen der Langzeitpflege nachkommen müssten.

Erhöhungen der Pflegebeiträge stoßen der Umfrage zufolge mehrheitlich auf Ablehnung. Tendenziell zustimmend zu einer Erhöhung für alle Beitragszahler äußerten sich 39 Prozent - 9 Prozent waren voll und ganz dafür, weitere 30 Prozent würden es zumindest eher befürworten. Dass sie dies voll und ganz ablehnen, sagten dagegen 21 Prozent, eher ablehnend äußerten sich weitere 31 Prozent.

Auch eine Erhöhung nur für Beitragszahler ohne Kinder lehnten 53 Prozent der Befragten tendenziell ab, tendenziell zustimmend äußerten sich 37 Prozent. Einen größeren Anteil an finanzieller Selbstbeteiligung für Pflegebedürftige befürworten der Umfrage zufolge 21 Prozent, tendenziell ablehnend äußerten sich 68 Prozent.

Auf mehr private Vorsorge für die Pflege zu setzen, befürworteten in der Umfrage 12 Prozent der Befragten voll und ganz, weitere 36 Prozent würden es zumindest eher befürworten. Eher ablehnend äußerten sich 24 Prozent, voll und ganz lehnten es demnach 14 Prozent ab. Mit „weiß nicht/keine Angabe“ antworteten 13 Prozent. Befragt wurden vom 31. Mai bis 5. Juni insgesamt 2295 Menschen ab 18 Jahren.

Die gesetzlichen Krankenversicherungen erklärten, die Versorgung von Pflegebedürftigen koste derzeit mehr, als die Pflegeversicherung über Beiträge einnimmt. „Das kann auf Dauer nicht gutgehen“, sagte der Sprecher des Spitzenverbands, Florian Lanz. Es sei ein gutes Signal, dass der große Handlungsbedarf in der Breite der Bevölkerung gesehen werde. Dies müsste für die Politik Rückenwind sein, die offene Finanzierungsfrage entschlossen zu klären.

Der Verband der Privaten Krankenversicherung erklärte, immer mehr Menschen erkennten, dass in der alternden Gesellschaft mehr finanzielle Eigenvorsorge für die Pflege erforderlich sei. „Wir können die Pflege in der Zukunft nur mit zusätzlicher kapitalgedeckter Vorsorge sichern“, sagte Direktor Florian Reuther.

Zur Stabilisierung der Pflegeversicherung hatte der Bundestag bereits eine Reform der Ampel-Koalition beschlossen, die auch Entlastungen für Pflegebedürftige einführte. Sie soll pro Jahr 6,6 Milliarden Euro zusätzlich mobilisieren und die Finanzen eigentlich vorerst bis 2025 absichern. Dazu wurde auch der Pflegebeitrag erhöht. Ein von der Vorgängerregierung eingeführter Bundeszuschuss von jährlich einer Milliarde Euro war im Zuge der Etatsanierung 2024 gestrichen worden.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Frühstart-Rente für Kinder: Neue Regierung setzt auf Kapitalmarkt fürs Alter
11.04.2025

Die Ampeln stehen auf Zukunft – zumindest wenn es nach dem neuen Rentenmodell der frisch verhandelten Koalition aus Union und SPD geht....

ANG
Vorsorge
Vorsorge Müttersterblichkeit stark gesunken –allerdings droht eine Trendwende
08.04.2025

Schwangerschaft, Geburt und die Tage danach sind für viele Frauen eine gefährliche Phase. Nach langem Rückgang der Todeszahlen deutet...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Versteckte Rentenkürzung? Gewerkschaften gegen CDU-Vorstoß
04.04.2025

Inmitten der laufenden Koalitionsverhandlungen sorgt ein Vorschlag der Union zur Rentenreform für scharfen Gegenwind. DGB-Chefin Yasmin...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Ärzte fordern: Bis zu 100 Euro Strafe für Terminschwänzer
01.04.2025

Für gesetzlich Versicherte ist es mitunter sehr schwer, einen Facharzttermin zu bekommen. Manche hingegen nehmen gebuchte Termine nicht...

ANG
Börse
Börse Aktien Europa Schluss: Verluste vor Ankündigung neuer US-Zölle
01.04.2025

Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Montag weiter nachgegeben.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Zahl der Empfänger staatlicher Grundsicherung steigt
28.03.2025

Immer mehr Menschen in Deutschland beziehen Grundsicherung. Besonders im Alter steigt der Bedarf.

ANG
Börse
Börse Wall Street weiter volatil: Unsicherheit an den US-Börsen hält an
26.03.2025

Die US-Börsen bleiben in Bewegung. Während sich der Dow Jones Industrial, der S&P 500 und der Nasdaq 100 nur minimal veränderten,...