Eine Kappung der Jahresprognosen hat am Dienstag die Aktien des Sportwagenbauers Porsche auf Talfahrt geschickt. Die Erholungsgewinne seit Monatsanfang wurden nahezu ausradiert. Die Papiere der Holdinggesellschaft Porsche SE gerieten ebenfalls unter Druck und sackten kurzzeitig auf den tiefsten Stand seit Mai 2020. Dabei hatte die VW-Dachgesellschaft die eigenen Ziele bestätigt. Sie ist über einen Mehrheitsanteil von Volkswagen (VW) an der Porsche AG beteiligt und hält auch selbst einen Anteil von 12,5 Prozent. Ihr Nachsteuer-Ergebnis wird maßgeblich von den beiden Kernbeteiligungen beeinflusst.
Zur Mittagszeit büßten die Papiere der Porsche AG, die zur Wochenmitte ihren Halbjahresbericht vorlegen will, 4,2 Prozent auf 69,60 Euro ein. Damit waren sie nicht nur Dax-Schlusslicht, sondern fielen auch in Richtung des Rekordtiefs, das sie Anfang Juli bei etwas unter 66 Euro erreicht hatten.
Die Aktien der Holding gaben um 2,4 Prozent auf 41,67 Euro nach. Im bisherigen Jahresverlauf sieht es für beide Papiere düster aus: Die Verluste der Porsche AG-Aktien summieren sich nunmehr auf 13 Prozent, die von Porsche SE auf 10 Prozent.
Bisher waren Analysten davon ausgegangen, dass die Porsche AG ihre selbst gesteckten Ziele für 2024 wird erfüllen können, auch trotz der aktuellen Probleme auf dem wichtigen chinesischen Markt. Dass Porsche sie nun unter Verweis auf Probleme bei einem Aluminium-Zulieferer tiefer steckte, überraschte daher den Markt.
„Auch wenn das Management die Überschwemmungen bei einem Zulieferer als Begründung anführt, die Kursentwicklung der Aktie in Richtung Allzeittief spricht eine andere Sprache“, sagte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. „Lieferengpässe sollten nicht auch dafür verantwortlich sein, dass generell die Nachfrage nach Luxus und insbesondere die in China derzeit zu wünschen übriglässt. Während insgesamt Autos nicht gerade das angesagteste Thema sind, sind es auch die Aktien der Autobauer für Aktionäre nicht.“
Die heutige Nachricht, so sagte ein Händler, zudem sei dagegen zwar auf „höhere Gewalt“ zurückzuführen, „aber was hilft das, wenn der neue Ausblick die Konsensschätzungen deutlich verfehlt?“ Philippe Houchois vom Analysehaus Jefferies schrieb zudem, der neue Elektro-Macan könne überproportional von den Störungen bei den Aluminiumzulieferern betroffen sein.
Der neue Mittelwert der Prognosespanne für den Umsatz, zusammen mit der neuen operativen Ergebnismarge dürften zu einer um 15 Prozent sinkenden Konsensschätzung für die Ebit-Marge führen, schätzt Houchois. Er verwies zudem darauf, dass Porsche keine Hinweise gemacht habe auf mögliche Auswirkungen auf die am Mittwoch anstehenden Quartalsresultate.
Dass die Warnung offenbar nicht mit der Situation auf den Endmärkten zusammenhängt, beruhigt Analyst Michael Raab von Kepler Cheuvreux: „Das könnte man als positiven Aspekt inmitten der negativen Nachrichten betrachten.“ Trotzdem setzt sie seinen Worten zufolge aber der Aktien-Story zu, da die Produktionsunterbrechungen Umsätze und Margen vom Geschäftsjahr 2024 in das Jahr 2025 verschöben.
Dieses Problem können wohl nur die Zahlen für das zweite Quartal lösen. Sie müssen zeigen, dass das Unternehmen operativ auf einem guten Weg ist, insbesondere mit einer positiven Margendynamik im Quartalsvergleich, die zur Erfüllung der alten Prognose beigetragen hätte.