Börse

Börse Frankfurt-News: "Was steht uns im Herbst an den Märkten bevor?"

Lesezeit: 2 min
09.09.2024 13:26
Einschätzung von einem, den es direkt betrifft: Fondsmanager Peeters überlegt, welche Faktoren den unsicheren Herbst und dessen Auswirkungen auf die Börsenpreise weltweit über alle Segmente bestimmen könnten.
Börse Frankfurt-News: "Was steht uns im Herbst an den Märkten bevor?"
Der für das dritte Quartal typische Rückgang trat auch im Jahr 2024 ein, insbesondere Anfang August. Der Marktrückgang war dabei ausgesprochen stark und rapide. (Foto: dpa)
Foto: Helmut Fricke

Im Arbeits- und Schulleben ist die momentane Situation klar: Mittlerweile sind in fast allen Bundesländern die Sommerferien vorbei und der "normale Alltag" ist zurück. Übrigens auch im Leben eines Stock-Pickers ist der Kalender nach zwei Monaten mit weniger solcher Events nun wieder voll mit Konferenzen, Road Shows und Webcasts, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann.

Ob die Märkte hingegen wieder in der normalen Spur sind, ist ungleich schwerer zu sagen. Hier ist der Sommer natürlich nicht von Strand und Erholung geprägt, aber bildlich gesprochen durchaus von plötzlichen Unwettern. Der im dritten Quartal so typische Einbruch fand auch 2024 statt, konkret Anfang August. Der Marktabschwung war durchaus intensiv und steil. Allerdings war er vom Ausmaß überschaubar und auch vergleichsweise schnell vorbei. Genau deshalb stellt sich die Frage, ob es das nun gewesen ist oder ob wir nur eine Art "Vorbeben" gesehen haben und uns etwa im traditionell ebenfalls sehr unruhigen September noch der eigentliche Einbruch bevorsteht.

Zwei Aspekte machen die Analyse der Situation diffus und komplex:

Erstens: Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die auf die Märkte einwirken, ohne dass einer davon sich als extrem relevant hervortut: die Zinswende, die US-Wahlen, die Konjunktur, die unklare Rolle Chinas in vielen Wettbewerbssituationen, die unverändert recht wirtschaftsfeindliche Politik in Europa, speziell Deutschland, die Geopolitik mit der Ukraine, Nahost und natürlich auch die Dauerbedrohung von Taiwan. Der Hype um KI-Werte sollte ebenso erwähnt sein wie die sich nun seit drei Jahren weitende Schere zwischen großen und kleinen Werten gemessen an der Performance.

Zweitens: Viele dieser Trends sind unklar in ihrer Fortführung und Auswirkung.

Beispiel Zinswende: Eingepreist dürfte sein, dass wir nun erste Senkungen in den USA und noch eine kurze Fortführung der Senkungen in "Euroland" sehen. Aber was folgt dann? Weitere deutliche Senkungen, weil die Konjunktur weiter erlahmt oder eine schnelle Rückkehr zu einer "hawkishen" Vorgehensweise, weil die Inflation etwa von Zweitrundeneffekten getrieben wird? Ursächlich könnten hier weitere hohe Lohnabschlüsse sein oder auch Preisdruck durch den Staat (sei es über Steuern oder andere Abgaben etwa mit der Motivation des Umweltschutzes).

Beispiel US-Wahlen: Nicht nur, dass das Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump durchaus noch offen scheint. Einen klaren Favoriten der Märkte wie bei der ersten Kandidatur des Immobilien-Tycoons 2016 scheint es nicht zu geben. Seinerzeit sorgte seine Wahl für einen Absturz der Märkte zur Eröffnung, was sich aber bereits im Tagesverlauf geglättet hat. Gerade in der (wohlgemerkt angekündigten) Wirtschaftspolitik sind die Unterschiede zwischen den Lagern nicht so groß, wie das krasse Schwarz-Weiß-Bild von den beiden etwa in der hiesigen Presse suggeriert.

Bei den Trends auf dem Parkett hin zu US-Werten, zu Großkonzernen und zu Big Tech ist zumindest die momentane Richtung noch recht klar. Aber gerade bei den sich weitenden Unterschieden in der Bewertung ähnlicher Unternehmen (von denen z.B. eins in Europa notiert ist und eins in den USA) wird mit jeder Vergrößerung des Ungleichgewichts die Wahrscheinlichkeit, dass es einen Mean-Reversion-Effekt gibt, immer größer. Indes: Solche Trendwenden, etwa bei einer anstehenden Bewertungsaufholung der Small Caps, werden seit Jahren (verfrüht) ausgerufen, aber es sagt nun mal auch niemand Bescheid, wenn es sich wirklich umkehrt.

Sicher ist: Es wird auch im Herbst 2024 nicht langweilig auf dem Parkett. Diese Unstetigkeit und Launigkeit der Märkte sind nun mal feste Bestandteile des Anlagedaseins. Daraus folgen aus meiner Sicht die Konsequenzen, sich einerseits gegenüber "Mr. Market" demütig zu geben und sich zudem idealerweise auf eine zyklusübergreifende Strategie zu fokussieren.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Neue Impulse für die Rente: Bundesregierung plant attraktiveres Modell für die betriebliche Altersvorsorge
19.09.2024

Die betriebliche Altersvorsorge in Deutschland soll durch ein neues Gesetz attraktiver gestaltet werden. Die Bundesregierung hat am...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Rentenalarm in Deutschland: Millionen steuern auf Rente unter 1300 Euro zu
19.09.2024

Millionen von Arbeitnehmern in Deutschland stehen trotz jahrzehntelanger Beitragszahlungen in die Rentenkasse vor dem Problem, im Alter...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Scholz verspricht jungen Menschen eine stabile Rente
18.09.2024

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sichert jungen Menschen in Deutschland eine stabile Rente zu. „Ein stabiles Rentenniveau zu garantieren,...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Bundesbank: Geschäftsumfeld für Banken trübt sich ein
18.09.2024

Wirtschaftskrise, Kriege und Gefahren wie Klimawandel oder Cyberrisiken: Die Lage für deutsche Geldhäuser wird schwieriger, so die...

ANG
Börse
Börse Wochenausblick Börse Frankfurt: US-Zinsen senken sich, DAX und Gold im Fokus
16.09.2024

Die kommende Woche bringt bedeutende Notenbanksitzungen: Am Mittwoch senkt die US-Notenbank voraussichtlich die Leitzinsen, erstmals seit...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Unicredit-Chef Orcel wirbt für Übernahme der Commerzbank
16.09.2024

Andrea Orcel sieht Vorteile im Zusammenschluss beider Banken für Privatkunden und den Mittelstand. Zugleich müsse die Commerzbank...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Sparbuch statt Aktien: Deutsche setzen weiter auf sichere Geldanlagen
16.09.2024

Trotz der großen Bedeutung von Aktien für den langfristigen Vermögensaufbau investieren die meisten Deutschen nach wie vor nicht in...

ANG
Börse
Börse Derivate: Treiber des Finanzmarkts oder tickende Zeitbombe?
09.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen und Swaps sind unverzichtbare Instrumente auf den Finanzmärkten. Dennoch stehen sie aufgrund ihrer oft...