Wahlkampf und Zinspolitik prägen Marktentwicklung
Aktuell fehlen Donald Trump noch 22 Wahldelegierte zum Wahlsieg, während Harris 56 Stimmen benötigt, um sich durchzusetzen. Doch wie das Sprichwort sagt, haben „politische Börsen kurze Beine“: Der jüngste Rückgang des Goldpreises sollte daher nicht überbewertet werden. Weder Trump noch Harris haben die drängende Frage der Staatsverschuldung als wichtiges Wahlkampfthema besetzt, was vielen Anlegern weiterhin Kopfzerbrechen bereitet. Ein Wahlsieg Trumps würde wohl höhere Importzölle und damit eine mögliche Beschleunigung der Inflation nach sich ziehen – Faktoren, die in der Regel Goldinvestoren anziehen.
Zusätzlich verstärkt die US-Notenbank Fed die Spannung an den Märkten. Eine für morgen erwartete Zinssenkung um 25 Basispunkte gilt unter Experten als nahezu sicher. Marktbeobachter blicken dabei vor allem auf die anschließende Pressekonferenz mit Fed-Chef Jerome Powell, dessen Aussagen entscheidend für die zukünftige Geldpolitik sein könnten. Wie die deutschen Wirtschaftsnachrichten bereits berichteten, steht der Goldpreis unter Druck, wenn Donald Trump erneut US-Präsident ist. Mehr zu den Hintergründen erfahren Sie im DWN-Artikel Wie die US-Präsidentschaftswahlen 2024 die Märkte beeinflussen.
Goldpreis und seine Rolle als sicherer Hafen für europäische Investoren
Der Rücksetzer des Goldpreises auf unter 2.720 US-Dollar pro Feinunze am Mittwochmorgen – einem Rückgang von mehr als 30 Dollar – hat vor allem europäische Investoren nicht abgeschreckt. „Wenn die US-Wahl die Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen beeinflusst hat, dann hat sie europäische Privatanleger stärker verunsichert als die Amerikaner“, erläutert Adrian Ash, Research Director bei BullionVault.
Im Oktober stieg der Goldpreis in Euro auf ein neues Allzeithoch und schloss den Monat mit einem Plus von 6,9 Prozent bei 2.517 Euro. Am vergangenen Mittwoch erreichte das Edelmetall mit 2.578 Euro pro Feinunze zum 44. Mal in diesem Jahr ein Rekordhoch. Allein im Oktober durchbrach der Goldpreis in 14 Fällen die bisherigen Höchststände – eine Entwicklung, die sowohl Privatanleger als auch institutionelle Investoren anspricht.
Edelmetalle als Schutz vor Krisen und Inflation
„Die anhaltende Hausse bei Gold spricht spekulative Investoren an, die auf weitere Preisanstiege setzen“, erklärt Ash. „Jedoch wäre es zu kurz gedacht, den Zuwachs neuer Goldkäufer allein auf FOMO, die Angst, etwas zu verpassen, zu reduzieren.“
Die anhaltende Unsicherheit, wachsende geopolitische Risiken und Inflationsängste treiben Goldkäufer nach wie vor an – nicht zuletzt durch die potenziellen Folgen der US-Wahl und die Handelspolitik Trumps. Edelmetalle bleiben für Anleger eine Absicherung gegen Verluste in anderen Anlageklassen und gewinnen gerade in Krisenzeiten an Attraktivität. Für Neueinsteiger zählt weniger, ob sie beim Einstieg einen bestimmten Preis verpasst haben; vielmehr steht die Resilienz von Gold als Krisenschutz im Vordergrund.
Rekordhohe Zahlen bei Erstkäufern von Edelmetallen
BullionVault meldet weltweit eine Verdopplung der neuen Edelmetallkäufer im Oktober gegenüber dem 12-Monats-Durchschnitt und eine Zunahme von 49,9 Prozent im Vergleich zum September. Seit der russischen Invasion in der Ukraine im März 2022 erreichte die Plattform die höchste Zahl neuer Nutzer, besonders in Großbritannien und der Eurozone.
Deutschland verzeichnete einen sprunghaften Anstieg der Erstkäufe von Goldbarren: Die Zahl stieg um 100,4 Prozent gegenüber dem Vormonat und lag 95,6 Prozent über dem Durchschnitt der letzten zwölf Monate. Das markiert den höchsten Wert seit April 2022. Während die USA eine Erholung bei den Erstinvestoren um 54,8 Prozent über dem 12-Monats-Durchschnitt zeigten, blieb sie dennoch um 17,2 Prozent unter dem Vormonat und um 36,8 Prozent unter dem Höchststand vom Mai.
"Trumps Wahlsieg könnte die Nachfrage nach US-Goldmünzen und -barren dämpfen", meint Ash. "Amerikanische Anleger tendieren dazu, mehr Gold zu kaufen, wenn ein Demokrat im Weißen Haus sitzt. Wie sich die Politik Trumps konkret auf die Goldpreise auswirken wird, bleibt jedoch abzuwarten."
Steigende Nachfrage lässt Gold-Investor-Index in Deutschland steigen
Ein Blick auf den deutschen Gold-Investor-Index (GII DE) verdeutlicht die Entwicklung: Die Anzahl der Anleger, die auf BullionVault ihren Goldbestand aufstockten oder neu investierten, stieg im letzten Monat gegenüber September um 21,5 Prozent und erreichte den höchsten Stand seit Oktober des Vorjahres. Die Zahl der Verkäufer sank um 2,1 Prozent und fiel damit auf den niedrigsten Stand seit August. Der GII DE stieg um 1,5 Punkte auf 54,5 – den höchsten Wert seit vier Monaten und der stärkste Anstieg seit Mai.