Geldanlage

Vermögensarme Menschen und der Armutsnachteil bei Geldanlagen

Lesezeit: 1 min
28.01.2025 13:01
Eine neue Studie zeigt, wie strukturelle Nachteile Menschen mit wenig Vermögen bei Geldanlagen treffen. Geringe Startkapitalbeträge und schwache Renditen sorgen dafür, dass der Abstand zwischen Arm und Reich weiter wächst. Besonders betroffen sind Ostdeutsche, Menschen mit Migrationshintergrund und Alleinerziehende.
Vermögensarme Menschen und der Armutsnachteil bei Geldanlagen
Die Studie zeigt: Geringe Vermögen und hohe Kosten verhindern den Aufbau von Wohlstand. (Foto: iStock.com/hyejin kang)
Foto: hyejin kang

Menschen mit wenig Vermögen sind bei der Geldanlage strukturell im Nachteil und können diesen aus eigener Kraft kaum überwinden. Das zeigt eine Studie von Finanzwende Recherche, gefördert von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.

„Unterschiedliche Renditen und vor allem das niedrigere Startkapital von vermögensarmen Menschen sorgen dafür, dass der Graben zwischen den Vermögensgruppen immer weiter wächst“, sagt Moritz Czygan, Co-Autor der Studie und Referent bei Finanzwende Recherche, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Bürgerbewegung Finanzwende.

Wer nur wenige Tausend Euro besitzt, brauche eine eiserne Reserve, etwa falls die Waschmaschine kaputtgehe, sagte Britta Langenberg, Leiterin des Bereichs Verbraucherschutz bei Finanzwende Recherche. Investments in Aktien kämen für sie kaum infrage.

Vermögensarme Hälfte besitzt nur wenige Tausend Euro

Für die Studie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozioökonomie der Universität Duisburg-Essen wurden die Vermögen von Erwachsenen per Umfrage auf Basis des sozio-ökonomischen Panels von 2019 erhoben und analysiert: Die erste Gruppe war die vermögensarme Hälfte der Bevölkerung mit einem Bruttovermögen von im Schnitt 6.000 Euro; Schulden wurden nicht berücksichtigt. Es folgte die wohlhabendere Vermögensmitte mit einem Anteil von 40 Prozent und einem durchschnittlichen Bruttovermögen von 149.000 Euro. Auf die oberen 10 Prozent entfielen im Mittel 925.000 Euro.

Für die Gruppen wurden durchschnittliche Vermögens-Portfolios gebildet und mit langfristigen Renditedaten der Bundesbank verknüpft. Daraus wurde ein Armutsnachteil errechnet: Er lag der Studie zufolge 2024 bei 525 Euro. Er beziffert, wie viel Geld den rund 35 Millionen Erwachsenen aus der unteren Vermögenshälfte im Vergleich zur Vermögensmitte jährlich entgeht. 280 Euro davon entstehen, da die Portfolios vermögensarmer Menschen renditeschwächer sind. Dazu kommen bei ihnen höhere Produktkosten, weil sich die Kosten etwa für ein Girokonto oder eine Lebensversicherung bei geringerem Vermögen stärker bemerkbar machen.

Vermögensmitte profitiert von Immobilienbesitz

Der mit Abstand wichtigste Besitz der vermögensarmen Hälfte sei das eigene Auto, das aber über die Jahre an Wert verliere, schrieben die Autoren. Dazu kämen sichere, aber renditeschwache Anlagen wie Spareinlagen oder Lebensversicherungen.

Bei Menschen aus der Vermögensmitte mache dagegen die eigene Immobilie den Großteil des Vermögens aus - und Eigentümer hätten vom langen Immobilienboom profitiert. Die Vermögensmitte komme daher im Schnitt auf 5,9 Prozent Rendite pro Jahr, bei den Vermögensarmen wuchs der Besitz nur um 1,9 Prozent.

Zur vermögensarmen Hälfte der Bevölkerung gehören demnach besonders viele Ostdeutsche, Menschen mit Migrationshintergrund sowie Alleinerziehende. Die Perspektive von Menschen mit wenig Geld spiele in der öffentlichen Diskussion keine Rolle, kritisierte Langenberg. „Über Geld spricht man in Deutschland nicht, über wenig Geld erst recht nicht.“ Nötig seien ein besserer Verbraucherschutz und mehr Finanzbildung.

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Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
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