Die Aktienkultur in Deutschland wächst weiter: Der Deutsche Geldanlage-Index des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVAX-GA) ist im Januar 2025 auf einen neuen Höchstwert von 35,5 Punkten gestiegen – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 30,7 Punkten im Sommer 2024. Noch vor vier Jahren lag der Wert bei 24,9 Punkten.
Wirtschaftsboom und politische Veränderungen als Treiber
Laut Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA, gibt es mehrere Gründe für diese Entwicklung: „2024 war ein außergewöhnlich starkes Börsenjahr, und viele Anleger blicken optimistisch in die Zukunft. Der KI-Hype bleibt ein zentraler Wachstumstreiber, und auch die politische Lage trägt ihren Teil dazu bei. Zum Zeitpunkt der Befragung war Donald Trump bereits als wirtschaftsfreundlicher US-Präsident gewählt, und in Deutschland hatte die umstrittene Ampelkoalition abgelöst werden müssen.“
Politik hinkt dem Trend hinterher
Während immer mehr Deutsche Aktien als Anlagemöglichkeit entdecken, spiegelt sich dieser Trend laut DIVA in der Politik kaum wider. „Nur eine Partei erkennt diese Entwicklung an und setzt sich für eine stärkere Förderung von Aktieninvestments ein – die FDP“, so Dr. Helge Lach, Vorsitzender des BDV Bundesverband Deutscher Vermögensberater. Während die FDP höhere Freibeträge für Kursgewinne und ein staatlich gefördertes Altersvorsorgedepot plant, erwägen andere Parteien sogar eine Verpflichtung zum Aktiensparen oder lehnen Aktien generell ab.
Geringverdiener und ältere Anleger zeigen größeres Interesse
Besonders bemerkenswert ist der starke Anstieg des Geldanlage-Indexes bei Geringverdienern: Ihr Wert stieg in nur sechs Monaten von 15,2 auf 22,5 Punkte. Laut Heuser liegt das unter anderem daran, dass immer mehr Menschen mit niedrigem Einkommen auf die Rekordstände der Börse aufmerksam werden. Neobroker, die Investitionen mit kleinen Beträgen ermöglichen, spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Gleichzeitig steigt jedoch die Zahl der Menschen, die fehlendes Geld als Hinderungsgrund für eine Investition angeben – mittlerweile sind es 47 Prozent, vor vier Jahren waren es noch 39 Prozent.
Auch bei der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen ist das Interesse an Aktien gewachsen. Hier stieg der Index in nur einem halben Jahr von 22,8 auf 29,7 Punkte. „Viele in dieser Generation erkennen die aktuelle Hausse als Gelegenheit, ihre Altersvorsorge aufzustocken“, erklärt Heuser.
Trotz Aktienboom bleiben Zinsanlagen beliebt
Bei der konkreten Geldanlage bevorzugen die Deutschen nach wie vor Zinspapiere: 47,1 Prozent der Befragten investieren in Termingelder oder Festgeldkonten, während Aktien mit 31,6 Prozent auf Platz zwei liegen. Kryptowährungen haben mit 15,8 Prozent bereits Immobilien (15,5 Prozent) überholt.
Heuser sieht den Trend zu Zinspapieren als rational an: „Die Zinsen liegen mittlerweile wieder über der Inflationsrate, was sichere Anlagen attraktiv macht. Gleichzeitig bleibt das Risiko von Rücksetzern an der Börse bestehen.“
Kritischer sieht er die wachsende Beliebtheit von Kryptowährungen. „Vier große Krypto-Handelsplattformen sind seit 2022 insolvent gegangen und haben Anleger um Milliarden gebracht. Viele unterschätzen die Risiken“, warnt er. Sein Fazit: „Wer investieren will, braucht Sachverstand – andernfalls kann man sowohl unnötige Verluste als auch entgangene Renditen riskieren.“