Immer mehr Menschen haben ihr Leben lang geschuftet und müssen dennoch im Rentenalter weiter arbeiten. Nur so können sie einigermaßen über die Runden kommen - insbesondere in teuren Großstädten. Wie schwierig es sein kann, den gewohnten Lebensstandard halbwegs zu halten, zeigt die Reportage "Rente? Reicht nicht!" aus der ZDF-Reihe "37 Grad". Sie läuft an diesem Dienstag um 22.15 Uhr im Zweiten.
Vanessa (85) ist selbständige Fußpflegerin, lebt mit ihrem kleinen Hund in einer Frankfurter Sozialwohnung. Sie ist froh, dass sie noch arbeiten kann. Denn wenn sie krank ist, fehlt am Monatsende einfach das Geld.
Ihre meist ältere Kundschaft kommt aus dem Viertel, in dem Vanessa seit 50 Jahren wohnt. Sie hat drei Söhne allein großgezogen, ein Kinderzimmer dient heute als Salon. Als Friseurin und später bei der Arbeiterwohlfahrt hat sie gearbeitet, 25 Jahre in Vollzeit. Heute unterrichtet sie auch Sitztanz im Seniorenheim. "Ich bin sparsam, aber das Geld würde nie langen", sagt Vanessa. Finanzielle Unterstützung von ihren Kindern lehnt sie ab.
Sie war früher mit einem reichen Mann verheiratet
Angelika (75) wohnt in Berlin und arbeitet in Spätschicht. Sie nimmt einen weiten Arbeitsweg in Kauf, um Regale in einem Supermarkt einzuräumen - für den gesetzlichen Mindestlohn pro Stunde. Das ist sichtlich eine körperlich schwere Arbeit für sie, was sie insbesondere in den Knien und im Rücken spürt.
Von ihrem vermögenden Mann hat sie sich scheiden lassen, ihre Tochter lebt heute in den USA. Insgesamt war sie 28 Jahre berufstätig, doch die Rente reicht einfach nicht. Ablenkung und Erholung findet sie bei vielen Spaziergängen mit ihrem Hund.
Er hat nie in die Rentenversicherung eingezahlt
Ebi (72) aus Hamburg liebt seine Arbeit als Deutschlehrer bei den Maltesern, er unterrichtet Migrantinnen und Migranten. Dabei hatte er gar nicht vor, mal Lehrer zu werden. Seine wohlhabende Familie im Iran schickte ihn auf ein Internat nach Deutschland, später zum Studium in die Schweiz.
Danach arbeitete er erfolgreich als selbständiger Geschäftsmann und hat nie in die Rentenversicherung einbezahlt. Durch einen Bandscheibenvorfall war plötzlich alles vorbei, die Geldrücklagen waren irgendwann aufgebraucht. Er liebt seinen Job und fährt stets mit dem Motorrad zur Arbeit.
Die Sorge, jemandem zur Last zu fallen
Autor Gregor Eppinger (48, "Unterm Glanz") hat seine ebenso optimistischen wie rüstigen und kämpferischen Protagonisten regelmäßig begleitet. Sie arbeiten auch, um Beschäftigung zu haben und sogar ein wenig Erfüllung zu finden.
Alle drei haben die Sorge, dass sie länger krank werden oder überhaupt nicht mehr arbeiten können - und schließlich anderen zur Last fallen. Trotz ihres teils harten Alltags blicken sie voller Energie und Zuversicht in die Zukunft - was einem gehörigen Respekt abverlangen sollte.