Die Ungerechtigkeit trifft vor allem viele arme Rentnerinnen, die keinen Anspruch auf die Grundrente haben, weil ihnen Beitragsjahre fehlen, heißt es in einer Studie des Max-Planck-Instituts für Sozialrecht und Sozialpolitik (MPISOC) in München. Auf der anderen Seite haben demnach viele wohlhabende Menschen Anspruch, deren Vermögen nicht angerechnet wird – beispielsweise das eigene Heim oder eine Lebensversicherung.
„Die Grundrente schafft auf zwei Arten neue Ungerechtigkeiten“, kritisiert Rentenfachmann Axel Börsch-Supan, der das „Center for the Economics of Aging“ an dem Münchner Forschungsinstitut leitet. Demnach hat knapp ein Viertel der als arm eingestuften Rentnerinnen und Rentner keinen Anspruch auf die Grundrente.
Auf der anderen Seite aber können laut Studie viele Menschen Grundrente beziehen, die keineswegs arm sind: Fast 70 Prozent der Empfänger hätte demnach keinen Anspruch auf die Grundrente, wenn das eigene Vermögen angerechnet würde.
Ein gutes Fünftel der Berechtigten gehört demnach zur reicheren Hälfte der deutschen Rentnerschaft. Fast zehn Prozent der Grundrentenempfänger sind laut Max-Planck-Studie sogar so wohlhabend, dass ihr Einkommen den Medianwert um das Doppelte übersteigt – also die Einkommensschwelle exakt in der Mitte, die die reichere von der ärmeren Hälfte trennt. Das Fazit der Wissenschaftler: „Das neue Gesetz erreicht zu wenige Personen, die Unterstützung benötigen, und gewährt zu vielen Personen Leistungen, die keine Hilfe benötigen.“
Die Grundrente gibt es offiziell seit 1. Januar, Rund 1,3 Millionen Menschen können mit dem Zuschlag rechnen – darunter 70 Prozent Frauen.
Die Grundrente war eines der Hauptprojekte der SPD in der großen Koalition. Gut 1,3 Millionen Menschen sollen davon profitieren, allerdings hatte die Rentenversicherung angekündigt, dass die Auszahlung nicht zum Jahresbeginn starten kann. Die Empfänger müssen mindestens 33 Jahre Beiträge eingezahlt haben – ein Grund, warum nach Analyse der Max-Planck-Wissenschaftler so viele Frauen herausfallen.