Vorsorge

FDP fordert: Gesetzliche Rente auf Aktien umstellen

Lesezeit: 2 min
18.02.2021 12:37  Aktualisiert: 18.02.2021 12:37
Die FDP will eine umfassende Reform der gesetzlichen Rente. Künftig soll ein Teil der Beiträge in einen vollständig aktienbasierten Fonds eingezahlt werden. Die „gesetzliche Aktienrente“ kann auch freiwillig aufgestockt werden, so die Pläne.
FDP fordert: Gesetzliche Rente auf Aktien umstellen
Geht es nach den Wünschen der FDP sollen künftig Teile der Rentenbeiträge an den Märkten angelegt werden. (Foto: iStock.com/phive2015)
Foto: phive2015

Die FDP will die Finanzierung der gesetzlichen Rente umfassend reformieren. Um weniger abhängig von der demografischen Entwicklung zu werden, sollten vermehrt Aktien genutzt werden, erklärten Fraktionsvize Christian Dürr und Rentenexperte Johannes Vogel am Dienstag in Berlin. Alle Beitragszahler sollten zwei Prozent des Bruttoeinkommens in einem unabhängig verwalteten, vollständig aktienbasierten Fonds ansparen – wie üblich mit Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeitrag.

Im Gegenzug würde der Beitrag zur umlagefinanzierten gesetzlichen Rente um den gleichen Prozentsatz gesenkt. „Kein Arbeitnehmer und keine Arbeitnehmerin muss mehr Geld aufwenden als heute“, heißt es im Konzept der Abgeordneten. Die Beiträge würden nur anders genutzt, nämlich zu einem Teil in dem Fonds angespart. Auf Wunsch könne man auch eine freiwillige Aufstockung der Einzahlungen zulassen.

Derzeit wird die gesetzliche Rente nach dem Umlageprinzip finanziert: Aus den Einzahlungen der jüngeren Arbeitnehmer in die Rentenversicherung sollen die Renten der Älteren bezahlt werden. Das funktioniert aber nicht mehr so einfach, weil Deutschland immer älter wird, also auf einen Beitragszahler rechnerisch immer mehr Rentenempfänger kommen. Derzeit schießt der Bund kräftig zu, 2020 erstmals mehr als 100 Milliarden Euro.

Auf Dauer könne das nicht so weitergehen, sagte Dürr. Aber weder ein sinkendes Rentenniveau noch stark steigende Beiträge könnten die Lösung sein. Der zusätzliche Pfeiler bei der Rentenfinanzierung kann die gesetzliche Rente nach Ansicht der FDP zukunftsfest machen.

Verbraucherschützer unterstützen das Konzept. „Eine breit gestreute Aktien-Anlage sorgt für mehr Geld im Lebensalter“, erklärte der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller. Eine Aktienanlage bringe im Mittelwert eine rund dreimal so hohe Rente wie eine risikolose Anlage in Anleihen. „Die Menschen in Deutschland erwarten, dass Alterssicherung funktioniert“, betonte Müller. Mit der Idee eines staatlich organisierten Vorsorgefonds treibe die FDP die politische Debatte in die richtige Richtung.

Kritik dagegen kam von der SPD. „Rente ist mehr als die Zahlungen im Alter“, betonte Fraktionsvize Katja Mast. Es gehe auch um einen solidarischen Schutz vor Erwerbsminderung, um Hinterbliebenenversorgung und Rehaleistungen. „All das ignoriert die FDP mit ihrer Rosinenpickerrente.“ Vor allem Besserverdienende profitierten davon.

Die FDP geht davon aus, dass auf dem Aktienmarkt stabil gute Renditen für langfristige Anlagen herrschen. Außerdem müsste der Staat erst einmal noch mehr Geld zuschießen als bisher. Denn die niedrigeren Beiträge für den umlagefinanzierten Teil der Rentenversicherung führen erst einmal zu geringeren Einnahmen bei anfänglich gleichen Ausgaben. „Diese Einnahmeausfälle müssen wenigstens so lange ausgeglichen werden, bis die gesetzliche Aktienrente die Verkleinerung des umlagefinanzierten Anteils vollständig (über-)kompensiert“, heißt es im Konzept der FDP.

Es zeichnet sich durch den Vorstoß der FDP bereits jetzt schon ab, dass das Thema Rente ein entscheidendes bei der nächsten Bundestagswahl werden wird.

Lesen Sie hier mehr zum Thema:

Gewerkschaften warnen vor „Rentenkürzung durch die Hintertür“

Parteien streiten nach CDU-Vorstoß zur Streichung des einheitlichen Rentenalters

Teile der CDU wollen einheitliches Rentenalter abschaffen

So viel Geld brauchen Sie im Alter

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Geldanlage
Geldanlage Börse Frankfurt-News: ETFs: Jetzt "America first"
01.07.2025

Lieber europäische als US-amerikanische Aktien? Das ist vorbei. Im Moment kommen US-Werte besser an. Außerdem bleiben Rüstungs-ETFs...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Experten fordern: Ältere Menschen besser vor Hitze schützen
01.07.2025

Ältere Menschen sind bei starker Hitze besonders gefährdet. Beim Schutz dieser Gruppe hat Deutschland einer Analyse zufolge deutlichen...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Koste

ANG
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
30.06.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

ANG
Börse
Börse Northvolt-Insolvenz: Staatliche Förderung im Fokus des Haushaltsausschusses
24.06.2025

Die Insolvenz des schwedischen Batterieherstellers Northvolt hat nun auch politische Konsequenzen auf Bundesebene: Am Mittwoch befasst sich...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Deutschlands herrenlose Konten: Bundesregierung will auf Gelder von Privatkonten zugreifen
24.06.2025

Union und SPD möchten jetzt an die Ersparnisse ran: Guthaben von inaktiven Konten sollen dem Staat zugeschlagen werden, um einen Fonds...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Neuer Tarifvertrag stärkt Altersvorsorge für Filmschaffende
23.06.2025

Nach jahrelangen Verhandlungen wurde nun ein entscheidender Fortschritt erzielt: Die Gewerkschaft Verdi, die Schauspielergewerkschaft BFFS...

ANG
Geldanlage
Geldanlage 10.000 Euro investieren: Wie man mit Strategie ein stabiles Anlageportfolio aufbaut
17.06.2025

Mit 10.000 Euro Vermögen starten? Experten raten zu Diversifikation, ETF-Strategien, Anleihen und Zukunftsthemen wie KI, Verteidigung,...