Geldanlage

Investieren in Rohstoffe: Darauf müssen Anleger achten

Lesezeit: 5 min
15.03.2021 18:05  Aktualisiert: 15.03.2021 18:05
Rohstoffe sind extrem wichtig für die Wirtschaft und weltweit stark gefragt. Egal, ob Automobilbranche, Energiesektor, Lebensmittelproduktion oder Elektronikindustrie: Kein Bereich kommt ohne Rohstoffe aus. Wir zeigen Ihnen, welche Rohstoffe an den Finanzmärkten gehandelt werden, wie Sie von der Preisentwicklung profitieren können und worauf Sie als Privatanleger dabei achten sollten.
Investieren in Rohstoffe: Darauf müssen Anleger achten
Rohöl ist der wichtigste Energierohstoff und das „Schmiermittel“ der Weltwirtschaft.  (Foto: iStock.com/pixinoo)
Foto: pixinoo

An den internationalen Finanzmärkten werden fast alle Rohstoffe gehandelt. Im englischsprachigen Raum werden sie unter der Bezeichnung „commodities“ zusammengefasst. Auch Privatanleger können damit fast jeden Rohstoff in der einen oder anderen Form in ihr Portfolio aufnehmen. Die gehandelten Rohstoffe an den Finanzmärkten lassen sich grob in fünf Segmente unterteilen: Energierohstoffe, Edelmetalle, Industriemetalle, kritische Metalle und Agrarrohstoffe.

Energierohstoffe und Edelmetalle

Zu den Energierohstoffen zählen im Wesentlichen alle fossilen und nuklearen Brennträger. Darunter fallen neben Rohöl etwa auch Kohle, Gas und Uran, um nur die wichtigsten zu nennen. Rohöl (Englisch: „crude oil“) ist dabei zweifelsohne der wichtigste Energierohstoff und gilt als „Schmiermittel“ der Wirtschaft. Die Finanzmärkte reagieren sehr empfindlich auf Preisschwankungen im Rohölpreis, denn viele Industrien hängen direkt oder indirekt von der Versorgung mit Rohöl ab.

Die wichtigsten Rohöl-Preise sind Brent (wichtigste europäische Ölsorte) und Western Texas Intermediate (kurz: WTI; wichtigste US-amerikanische Ölsorte). Der Preis bezieht sich immer auf ein Barrel (159 Liter). Nach Beginn der Pandemie brach der Rohölpreis dramatisch ein und lag im April 2020 sogar im negativen Bereich. Grund war der zwischenzeitliche Einbruch der Weltwirtschaft gekoppelt mit einer aufgebauten Überproduktion. Inzwischen steigen die Ölpreise wieder und haben mit rund 70 Dollar je Barrel wieder das Vorkrisenniveau erreicht.

Neben Energierohstoffen zählen Edelmetalle zu den meistgehandelten Rohstoffen. Darunter fallen allen voran Gold, Silber und Platin. Aber auch Platinmetalle wie Ruthenium, Rhodium und Palladium sowie die exotischeren Elemente Osmium und Iridium fallen unter diese Kategorie. Gold ist weltweit das am stärksten nachgefragte Edelmetall. Als Privatanleger investiert man dabei entweder in physisches Gold (Barren und Münzen) oder in Papiergold (Goldaktien und Goldfonds). Ein Vorteil von Gold liegt in seiner Eigenschaft als Krisenabsicherung, so dass es ein gutes Mittel zur Risikostreuung des Portfolios sein kann.

Industriemetalle und Kritische Metalle

Unter Industriemetallen versteht man Metalle, um deren Förderung und Verarbeitung sich eine eigene Industrie gebildet hat. In der weiteren Definition werden damit alle Metalle bezeichnet, die industriell verarbeitet werden. Dazu zählen etwa Eisen, Aluminium, Kupfer, Bronze, Nickel, Zinn und Zink. Sie sind aus der modernen Industrie nicht mehr wegzudenken und werden in vielen Schlüsselbereichen genutzt. Industriemetalle kommen unter anderem in der Automobilindustrie, Bauindustrie, Elektroindustrie, Stahlindustrie, Schmuckindustrie und im Maschinenbau zur Anwendung.

So benötigt man etwa Nickel zur Edelstahlproduktion und für Legierungen von Gasturbinen und Düsentriebwerken. Bronze wird unter anderem in der Elektronik benutzt, Zink für Oberflächenveredelung und Zinn als Korrosionsschutz von Zylinderblöcken in Autos. Aluminium wird zur Fertigung von Autos und Flugzeugen benötigt und kommt auch in der Bauwirtschaft zum Einsatz. Eisen ist wichtiger Bestandteil der Bauwirtschaft sowie zur Stahlherstellung. Und Kupfer wird vor allem als elektrischer Leiter und Wärmeaustauscher in verschiedenen Industrien gebraucht.

Zu den kritischen Metallen gehören Lithium, Kobalt, Graphit, Wolfram und Seltene Erden. Diese Rohstoffe sind extrem wichtig für alle Industriebereiche, die mit Elektronik zu tun haben. Lithium ist dabei wohl das wichtigste kritische Metall, denn es wird für

die Fertigung von Akkus in Elektroautos, Handys oder Laptops gebraucht. Ähnliches gilt für Kobalt, das ebenfalls häufig in der Batterieproduktion eingesetzt wird. Aufgrund der wichtigen Rolle von Kobalt und Lithium in der Batterieproduktion werden sie gelegentlich als „Öl der Zukunft“ bezeichnet.

Agrarrohstoffe

Agrarrohstoffe sind alle Rohstoffe, die zur Herstellung von Nahrungs- oder Futtermitteln sowie als Baustoff angebaut werden. Sie werden im englischsprachigen Raum als „soft commodities“ bezeichnet und an Terminbörsen in Form von Futures-Kontrakten und Optionen gehandelt. Dabei handelt es sich um Transaktionen, die erst in der Zukunft abgewickelt werden und mit denen sich Produzenten gegen mögliche Preisverfälle absichern wollen.

Zu den wichtigsten Agrarrohstoffen gehören alle Getreidearten (Weizen, Roggen, Hirse, Hafer, Gerste, Mais, Triticale und Reis), Ölpflanzen (Soja, Raps, Erdnuss und Ölpalme) und Hackfrüchte (Kartoffeln, Zuckerrohr, Zuckerrübe und Maniok). Daneben zählen auch nachwachsende Rohstoffe (schnellwachsende Hölzer, Chinaschilf, Baumwolle, Kautschuk) zu den Agrarrohstoffen, die beispielsweise zur Energiegewinnung aus Biomasse genutzt werden. Nicht in die Klasse der Agrarrohstoffe fallen dagegen forstwirtschaftliche Produkte wie Holz sowie alle Gemüse- und Obstarten.

Wie kann man als Privatanleger in Rohstoffe investieren?

Der Handel mit physischen Rohstoffen ist für Privatanleger – mit der Ausnahme von Edelmetallen in kleineren Mengen – ungeeignet und nur etwas für Produzenten und professionelle Trader. Physische Rohstoffe werden vor allem an Warenterminbörsen wie dem Chicago Mercantile Exchange gehandelt. Dort werden sogenannte Termingeschäfte abgeschlossen, das heißt alle möglichen Waren werden zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft gehandelt (Futures-Markt).

Um dennoch an der globalen Rohstoffnachfrage zu partizipieren, können Privatanleger in Rohstoffaktien investieren. Dabei handelt es sich um Beteiligungen an Unternehmen, die direkt oder indirekt mit der Produktion oder dem Handel der oben genannten Rohstoffe beschäftigt sind. Darunter fallen etwa Bergbauunternehmen, die Metalle und Mineralien abbauen, aber auch Unternehmen die sich auf den Handel mit Rohstoffen spezialisiert haben. Zu den bekanntesten Unternehmen gehören die Bergbaukonzerne BHP Billiton Plc., Rio Tinto, Anglo American Plc. und Mondi Plc sowie der globale Rohstoffhändler Glencore. Allerdings sind Rohstoffaktien sehr anfällig für Preisschwankungen und setzen ein hohes Maß an Investmenterfahrung voraus.

Weitere Möglichkeiten für Privatanleger, in Rohstoffe zu investieren, sind Differenzkontrakte und Zertifikate. Über Differenzkontrakte (Englisch: „contract for difference“, kurz: CFD) kann man von den Preisentwicklungen eines Rohstoffs profitieren, ohne den Rohstoff physisch zu besitzen. Es handelt sich dabei jedoch um hochspekulative und hochriskante Finanzprodukte, da hierbei die Gefahr besteht, durch eine Nachschusspflicht über den Totalverlust hinaus Geld zu verlieren. Zertifikate sind ebenfalls hochspekulative Finanzprodukte, die sich nur für erfahrene Anleger eignen. Dabei handelt es sich um Schuldverschreibungen, die über die Anleger an Erfolg und Misserfolg eines Börsengeschäfts mit fast jedem Rohstoff partizipieren können. Sie sind mit einem Emittentenrisiko verbunden sind. Das bedeutet, wenn das Finanzinstitut, die das Zertifikat ausgegeben hat, Pleite geht, ist das Zertifikat wertlos.

Was man muss bei Rohstoffinvestments beachten?

In erster Linie entscheidet die globale Wirtschaftslage über die Rohstoffpreise. Wenn sich die Weltwirtschaft im Aufschwung befindet, werden mehr Rohstoffe nachgefragt und verarbeitet. In einer Rezession geht die Nachfrage nach Rohstoffen zurück und die Preise fallen. Besonders ausschlaggebend sind hierbei die Entwicklungen in China, den USA und der EU, da sie die meisten Rohstoffe verbrauchen. Hinzu kommen Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Dürreperioden und Waldbrände, die vor allem Einfluss auf die Preisentwicklung bei Agrarrohstoffen haben.

Darüber hinaus werden die verschiedenen Rohstoffpreise jedoch durch eine Fülle an Faktoren beeinflusst. Rohstoff-Produzenten können immer nur mit Verzögerungen auf die sich ändernde Nachfrage reagieren, was sich beispielsweise an der Entwickelung des Rohölpreises zeigt. Wenn es zu Überkapazitäten am Markt kommt und der Preis dadurch fällt, dauert es einige Zeit, bis die Produktion gedrosselt werden kann und der Preis sich dementsprechend anpasst. Bei Metallpreisen ist die Verzögerung noch länger. Wenn der Preis für ein Metall steigt, wird die Fördertätigkeit ausgeweitet, was jedoch einige Jahre in Anspruch nehmen kann.

Es gibt eine Reihe von Rohstoff-Indices, die Anleger im Auge behalten sollten und die einen guten Überblick über den Rohstoffmarkt erlauben. Dazu zählt etwa der S&P GSCI, der 24 Rohstoffe enthält und dessen Zusammensetzung jedes Jahr der Fördermenge angepasst wird. Daneben gehören auch der JP Morgan Commodity Curve Index (JPMMCCI), der CRB-Index von Thompson Reuters sowie der Bloomberg Commodity Index zu den wichtigsten Indices, was die Rohstoffpreise betrifft.

Allgemein gilt: Rohstoff-Investments sind riskant und damit nichts für Anfänger. Häufig wird hier über abgeleitete Finanzprodukte wie Derivate oder Zertifikate investiert, die zu den hochspekulativen Anlageformen zählen. Auch Rohstoff-Aktien weisen eine hohe Volatilität auf und sind nichts für Investoren, die auf Sicherheit bedacht sind. Zwar können Rohstoff-Investments sich für einen langfristigen Vermögensaufbau eignen, jedoch nur als Beimischung im Depot.

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André Jasch ist freier Wirtschafts- und Finanzjournalist und lebt in Berlin.  

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