Die Goldman Sachs Group hat kürzlich eine Umfrage durchgeführt, an der mehr als 150 Family Offices weltweit teilnahmen, mit denen die Bank Geschäfte macht. Der Umfrage zufolge setzen diese Firmen, die das Vermögen und die persönlichen Angelegenheiten der Superreichen verwalten, offenbar zunehmend auf Kryptowährungen.
Die Bank berichtet, dass 15 Prozent der Family Offices bereits in Kryptowährungen investiert sind und dass weitere 45 Prozent von ihnen daran interessiert sind, in diesen Bereich zu investieren, um sich gegen höhere Inflation, anhaltend niedrige Zinsen und andere makroökonomische Entwicklungen abzusichern, die nach einem Jahr beispielloser globaler monetärer und fiskalischer Stimulierung zu erwarten sind.
Diese Unternehmen sind durchaus ein Faktor auf den Finanzmärkten. So hatten 22 Prozent der von Goldman befragten Family Offices ein verwaltetes Vermögen von jeweils mindestens 5 Milliarden Dollar. Weitere 45 Prozent der befragten Unternehmen verwalteten immerhin ein Vermögen von mindestens 1 Milliarde Dollar.
Einige Family Offices sind seit langem Investoren in Private Equity und Immobilien, waren aber in letzter Zeit einer der größten Treiber des Booms von Special Purpose Acquisition Companies. Genau wie dieser SPAC-Boom so haben auch Kryptowährungen im letzten Jahr auch traditionelle Finanzinstitute, Sportler und Prominente angelockt.
"Die Mehrheit der Family Offices will mit uns über Blockchain und Digital-Ledger-Technologie sprechen", zitiert Bloomberg Meena Flynn, die bei Goldman das Private Wealth Management leitet. Viele würden glauben, dass "diese Technologie im Hinblick auf Effizienz und Produktivität so einflussreich sein wird, wie es das Internet war".
Andere Umfrageteilnehmer gaben jedoch an, dass sie immer noch grundsätzliche Bedenken bezüglich des langfristigen Wertes digitaler Währungen haben. Der Bitcoin-Kurs liegt derzeit mehr als 50 Prozent unter seinem Rekordhoch von Mitte April von 65.000 Dollar. Allerdings liegt der Kurs mit aktuell rund 31.000 Dollar immer noch rund 240 Prozent höher als vor einem Jahr.
Die Zahl der Family Offices ist seit der Jahrtausendwende stark angestiegen, was teilweise auf den Boom der Tech-Milliardäre zurückzuführen ist. Mehr als 10.000 Family Offices weltweit verwalten das Vermögen jeweils einer einzelnen Familie, wobei mindestens die Hälfte in diesem Jahrhundert gegründet wurde, so Daten des Beratungsunternehmens EY.
Eine Schätzung des Marktforschungsunternehmens Campden Wealth aus dem Jahr 2019 beziffert das Vermögen von Family Offices auf fast 6 Billionen Dollar weltweit, was größer ist als die gesamte Hedgefonds-Branche. Die Family Offices variieren jedoch stark in ihrer Größe. Einige verwalten nur einige hundert Millionen Dollar, während andere das Vermögen von Multimilliardären betreuen.
Viele Family Offices wählen obskure Namen, um nicht das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken. So heißt das Family Office von Google-Gründer Sergey Brin nach dem Standort des Firmensitzes Bayshore Global Management. Charles und David Koch benannten ihr Family Office nach dem Jahr, in dem ihr Großvater nach Amerika auswanderte: 1888.
Auch in Asien ist die Zahl der Family Offices gestiegen. Der chinesische Milliardär Jack Ma und der Immobilienmilliardär Wu Yajun haben im vergangenen Jahrzehnt ihre eigenen Family Offices gegründet. Zudem errichten ultrareichen Personen, die außerhalb Asiens ansässig sind, wie der Gründer von Bridgewater Associates, Ray Dalio, zunehmend Niederlassungen ihrer Family Offices in der Region.