Vorsorge

Familienunternehmen fürchten die drohende Erbschaftssteuer

Lesezeit: 3 min
03.09.2021 17:15  Aktualisiert: 03.09.2021 17:15
Mehrere Parteien versprechen im Wahlkampf eine Erhöhung der Erbschaftsteuer. Der BDI zeigt auf, was vielen Familienunternehmen konkret droht.
Familienunternehmen fürchten die drohende Erbschaftssteuer
Es wird eng. Viele Familienunternehmen werden die drohende Erbschaftssteuer wenn überhaupt nur mithilfe von neuen Krediten zahlen können. (Foto: Pixabay)

Eine höhere Erbschaftsteuer würde Familienunternehmen in Deutschland aus Sicht des Industrie-Branchenverbands BDI ungewollt an den Kapitalmarkt treiben.

"Ich kenne mehrere Familienunternehmer, denen klar ist, dass weder die Firma noch die Eigentümer beim nächsten Generationswechsel die fällige Erbschaftsteuer bestreiten können", sagte Verbandspräsident Siegfried Russwurm der Deutschen Presse-Agentur. "Denen bleibt gar nichts anderes übrig, als Anteile an der Firma zu verkaufen, um daraus die Erbschaftsteuer zu zahlen." Das treffe besonders langfristig orientierte, standorttreue Familienunternehmen hart - genau solche Unternehmen, die die Politik sonst immer hervorhebe und lobe.

Mehrere Parteien versprechen in ihren Programmen für die Bundestagswahl am 26. September Reformen der Erbschaftsteuer. Mit dem bisherigen Steuermodell machen Erbschaften Studien zufolge die Vermögenden noch reicher, unter anderem, weil für Betriebsvermögen großzügige Sonderregelungen gelten. SPD, Grüne und Linke haben sich deshalb Reformen vorgenommen und wollen hohe Erbschaften stärker besteuern.

Union und FDP dagegen lehnen eine schärfere Erbschaftsteuer ab, weil sie dadurch Unternehmen und Arbeitsplätze gefährdet sehen. Diese Einschätzung teilt auch der BDI. Das Geld für Erbschaft- oder Vermögensteuern fehle den Unternehmen dann für Innovationen und Investitionen, warnte Russwurm. "Dann blutet Substanz aus." Er sehe "eine echte Gefahr" für Unternehmen, die diese Steuer nicht zahlen und deshalb weniger investieren könnten.

Russwurm kritisierte auch die bestehenden Sonderregelungen für das Erben von Betrieben. Steuernachlässe würden Unternehmen nur gewährt, wenn sie sieben Jahre lang ihre unternehmerischen Entscheidungen daran ausrichten, wie viel Löhne und Gehälter sie zahlten. "Dann droht die Erbschaftsteuer notwendigem unternehmerischen Handeln im Weg zu stehen", warnte Russwurm.

Wie viel in Deutschland jedes Jahr vererbt wurde, ist nicht bekannt: Die meisten Erbschaften und Schenkungen liegen nach Angaben des Statistischen Bundesamts unterhalb der hohen Freibeträge. So können Ehepartner bis zu 500.000 Euro, die eigenen Kinder bis zu 400.000 Euro erben, ohne dafür Steuern zu zahlen. Erben oberhalb der Freibeträge zahlten im vergangenen Jahr auf Erbschaften und Schenkungen in Höhe von 84,4 Milliarden Euro insgesamt 8,5 Milliarden Euro Steuern - deutlich mehr als im Vorjahr.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Vorsorge
Vorsorge SPD lehnt FDP-Vorstoß für Nachbesserung an Rentenpaket ab
06.05.2024

Die Diskussion über das Rentenpaket der Ampel-Koalition spitzt sich zu, nachdem die SPD Forderungen der FDP-Fraktion abgewiesen hat....

ANG
Geldanlage
Geldanlage Bitcoin als Geldanlage — Das Risiko ist so hoch wie ein Besuch im Casino
06.05.2024

Trotz neuer Kursrekorde spaltet Bitcoin die Anlegergemeinschaft weiterhin. Während einige dem Coin großen Wert beimessen, sehen andere...

ANG
Börse
Börse Platzt die ETF-Blase? Die Argumente dafür und dagegen
06.05.2024

In den vergangenen Jahren hat kaum eine Anlageform die Begeisterung der Anleger so sehr geweckt wie Exchange Traded Funds, kurz ETFs....

ANG
Karriere
Karriere Arbeiten in Betrieben mit Tarifvertrag zahlt sich für Beschäftigte aus
06.05.2024

Laut einer Studie des gewerkschaftsnahen Instituts WSI bieten Betriebe mit Tarifvertrag ihren Mitarbeitern deutlich bessere...

ANG
Karriere
Karriere Lohngefälle in Deutschland sinkt durch höheren Mindestlohn
06.05.2024

Die Kluft zwischen Gering- und Topverdienern in Deutschland hat sich dank einer deutlichen Anhebung des Mindestlohns verringert. Laut dem...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Alterseinkünfte von Frauen um über ein Viertel niedriger als die von Männern
06.05.2024

Frauen in Deutschland stehen bei den Alterseinkünften im Vergleich zu Männern klar im Nachteil. Die Ursachen für dieses Gefälle sind...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Lebensversicherer können bald wieder Produkte mit höheren Garantiezinsen anbieten
29.04.2024

Ab 2025 dürfen Lebensversicherer angesichts des veränderten Zinsumfelds wieder Finanzprodukte mit höheren Garantiezinsen anbieten. So...

ANG
Börse
Börse Rekordhoch oder Absturz: Wie geht es mit dem Bitcoin weiter?
22.04.2024

Der Bitcoin erlebt derzeit eine bemerkenswerte Phase mit rekordverdächtigen Kursen. Doch trotz dieser positiven Entwicklung sorgten...