Wäre das nicht fein: Nur ein Fonds – und die Altersvorsorge ist erledigt? Solche Angebote gibt es. Aber wie muss so eine Ein-Fonds-Lösung für den Ruhestand aussehen, um zu funktionieren? Sie hat drei Bedingungen. Zwei an den Fonds und eine an Sie:
1. Der Fonds muss günstig sein: Kosten mindern Ihr Anlagevermögen. Es entwickelt sich schon bei geringen Unterschieden der Fondsgebühren ganz unterschiedlich.
Die meisten Mischfonds mit aktiven Managern bewegen sich bei den jährlichen Gebühren zwischen 1,2 und 2 Prozent der Anlagesumme. Günstiger sind passive, börsengehandelte Fonds: sogenannte Indexfonds/ETFs (Exchange Traded Funds).
2. Der Fonds muss breit streuen/diversifizieren: Und das in mindestens zwei Anlageklassen/Assets, nämlich Aktien und Anleihen. „Nicht alle Eier in einen Korb legen“, lautet eine Regel der Geldanlage. Wenn es rumst, zerbrechen sonst alle. Man kann sein Risiko mindern, indem man es streut. Wenn Sie etwa in Aktien, Immobilien und Anleihen investieren, dann entwickeln sich diese Assets verschieden und sollen das auch. Denn Ihr Portfolio bildet ein Team. Es soll eine möglichst hohe Rendite bei möglichst geringem Risiko erwirtschaften. Harry Markowitz hat mit seiner Modernen Portfoliotheorie diese Grundsätze bewiesen und dafür den Nobelpreis erhalten.
3. Der Fonds braucht Zeit, um sich zu entwickeln: Dann entfaltet sich die Macht des Zinseszinses. Nur bei Abschwüngen nicht hektisch werden und verkaufen. Mögen die Medien schreien: „Zinswende! Inflation! China! Corona!“ – Ihr Portfolio ist stabil. Ihre Assets sind ein Team und decken sich gegenseitig. Bleiben Sie stark!
Günstig, diversifiziert und geeignet zur langfristigen Vorsorge: eine Auswahl
Es gibt günstige ETFs/Indexfonds, die uns helfen, unser Vermögen breit und über mehrere Anlageklassen zu streuen. Stark und geduldig sein müssen wir aber selbst. Dann entwickelt sich unser Vermögen langfristig wie ein Schneeball, der rollt und immer größer wird.
Welche Ein-Fonds-Lösungen kommen für die Altersvorsorge in Betracht? Hier eine Auswahl geeigneter Portfolio- oder Multi-Asset-Fonds:
Die Reihe Vanguard Life Strategy
Die Portfolios dieser Fonds investieren global in Aktien und Anleihen aus Industrie- und Schwellenländern. Die (Staats- und Unternehmens-)Anleihen notieren in Euro oder sind währungsgesichert. Diese Produkte streuen also sehr breit. Günstig sind sie auch: Die jährliche Gesamtkostenquote beträgt 0,25 Prozent.
Die US-amerikanische Vanguard Group geht auf John Bogle zurück, der als Erfinder der Indexfonds gilt. Vanguard bietet in Deutschland acht Portfolio-ETFs an. Vier schütten die Dividenden aus; vier legen sie automatisch wieder an, sind also thesaurierend. Wenn Sie langfristig Vermögen für den Ruhestand aufbauen wollen, sind Thesaurierer besonders attraktiv.
Im Übrigen unterscheiden sich die Portfolios nach dem Anteil der Aktien und Anleihen. Die Namen dieser ETFs richten sich danach, wie stark die Aktien gewichtet sind – beim „LifeStrategy 20% Equity“ also zu 20 Prozent und beim „LifeStrategy 80% Equity“ zu 80 Prozent. Mit den beiden Zwischenstufen „40 und 60 Prozent“ hat man vier Risikoklassen zur Auswahl. Je höher der Aktienanteil, desto höher das Risiko, desto höher aber auch die Chance auf Rendite, die man sich mit diesem Risiko erkauft.
Die Produktreihe besteht erst seit dem 8. Dezember 2020. Die thesaurierenden Varianten mit 60 und 80 Prozent Aktien haben aber schon ordentliche Fondsgrößen: jeweils rund 138 Millionen Euro (per 31. Dezember 2021). Das bedeutet, dass sie sich schon nach kurzer Zeit am Markt bewährt haben und für eine langfristige Altersvorsorge geeignet sind.
ARERO – Der Weltfonds
Das Akronym steht für Aktien, Renten und Rohstoffe. Denn in diese Assets investiert der Fonds, und zwar zu 60 Prozent in globale Aktien, zu 25 Prozent in Euro-Staatsanleihen/Renten und zu 15 Prozent in einen globalen Rohstoff-Korb. Aktien und Rohstoffe umfassen Industrie- und Schwellenländer. Der ARERO diversifiziert damit sehr breit. Die jährlichen Gesamtkosten betragen 0,5 Prozent. Das ist mehr als bei den Produkten von Vanguard, aber immer noch günstig.
Der ARERO geht zurück auf Prof. Martin Weber und sein Team an der Universität Mannheim. Auf der Homepage des Fonds können Sie unter anderem kostenlos Webers Bestseller „Genial einfach investieren“ herunterladen. Betrieben wird der ARERO von der DWS, einem Vermögensverwalter der Deutschen Bank. Der Fonds ist stets und überall transparent.
Der ARERO thesauriert, was der langfristigen Vermögensbildung zugutekommt. Auf der Seite findet sich ein eigener Punkt zur Altersvorsorge mit ARERO, der auf fondsgebundene Versicherungen mit verschiedenen Anbietern verweist.
Den „klassischen“ ARERO gibt es seit dem 20. Oktober 2008. Er hat ein Vermögen von fast 1,5 Milliarden Euro, hat sich also am Markt behauptet und eignet sich zur langfristigen Altersvorsorge.
Seit dem 30. Juni 2020 ist außerdem der ARERO – Nachhaltig auf dem Markt. Er beruht ebenso wie sein „Bruder“ auf den Grundsätzen: hohe Diversifikation, niedrige Kosten, passive Anlagephilosophie. Hier entfernt ein Filter unerwünschte Unternehmen und Rohstoffe, um ein nachhaltiges Portfolio zu erzeugen. Die jährlichen Gesamtkosten betragen 0,53 Prozent.
Ein einziger Fonds hat auch Kostenvorteile
Warum nur ein Fonds? Neben der Bequemlichkeit sprechen auch Kosten dafür. Zwar kann man ein Depot aus ETFs auch mit niedrigeren Gesamtkosten erstellen, etwa aus je einem ETF auf Aktien, Rohstoffe und Anleihen. Drei ETFs sind aber auf die Dauer teurer als einer, wenn man sie als Portfolio pflegt. Bei einem Sparplan zahlen Sie für einen Fonds nur einmal pro Rate die Gebühren. Außerdem sind Orderkosten meist anteilig höher, je niedriger die Ordergrößen sind.
Und Sie sparen Steuern: Nehmen wir an, Sie wollen 60 Prozent Aktien im Depot. In einem Jahr entwickeln sich die Aktien so stark, dass sie am Jahresende 75 Prozent ausmachen. Wenn Sie die Gewichtung wiederherstellen und einen Teil der Aktien-ETFs verkaufen, zahlen Sie Steuern auf den Gewinn. Ein Portfolio-Fods übernimmt das Rebalancing steuerfrei für Sie und stellt die Gewichtung der Assets von selbst wieder her. Der ARERO etwa macht das zwei Mal im Jahr.
Das Wichtigste ist nicht Ihr konkretes Produkt zur Altersvorsorge, solange es günstig und breit streuend ist. Die eigentliche Tugend bei der Geldanlage besteht darin, langfristig nichts zu tun. Die Investmentgesellschaft Fidelity erstellte 2015 eine Studie mit der Frage: Welche unserer Kunden sind am erfolgreichsten beim Investieren? Die überraschende Antwort: Die Kunden mit der besten Performance waren a) tot oder hatten b) vergessen, dass sie ein Depot bei Fidelity hatten.