Zuerst einmal zu den Basics: ETFs werden auch passive Fonds oder börsengehandelte Indexfonds genannt. Der Name setzt sich aus Exchange Traded Funds zusammen und bedeutet, dass ETFs – wie etwa auch eine Aktie – über die Börse gehandelt werden.
ETFs bilden immer ganz starr eins zu eins einen Marktindex ab, wie den Dax oder Dow Jones (umfassen jeweils 30 verschiedene Aktien) oder etwa den MSCI World, der sogar mehr als 1.600 Unternehmen beinhaltet. Die Titel eines ETFs werden immer vom Index vorgegeben. Das unterscheidet sie von aktiven Fonds, die ein (aktives) Fondsmanagement haben, das ein Anlageuniversum bestimmt und dann aufgrund eigener Vorgaben die Titel selektiv aussucht.
Gewichtet wird der ETF genauso, wie sich der jeweilige Index zusammensetzt. Das lässt sich einfach am Beispiel des Dax erklären: Im Dax sind die 30 größten Aktiengesellschaften Deutschlands enthalten, gewichtet werden sie nach ihrer Marktkapitalisierung, auch Börsenwert genannt. Dazu wird der Wert aller in Umlauf befindlichen Aktien dieses Unternehmens zusammengerechnet. Für den Dax ergibt sich daraus Folgendes: Aktuell ist das Industrieunternehmen Linde mit 10,1 Prozent das stärkste Indexgewicht im deutschen Leitindex, BMW liegt mit 2,3 Prozent im Mittelfeld und das Chemie-Unternehmen Covestro bildet mit 0,9 Prozent eines der Schlusslichter (Stand: 21. März 2021).
ETFs werden regelmäßig angepasst
Da sich die Werte eines Index stetig ändern (können), wird der ETF in regelmäßigen Abständen durch Zu- und Verkäufe dem aktuellen Index wieder angepasst. Die ETFs selber werden von verschiedenen Emittenten ausgegeben, etwa iShares (BlackRock), Lyxor oder x-Trackers, der Name des ETFs setzt sich in der Regel aus Emittent und dem zugrunde liegenden Index zusammen. Da hinter einem ETFs kein aktives Fondsmanagement steht, fallen die Gebühren deutlich geringer aus als bei aktiven Fonds. In der Regel machen sie zwischen 0,3 und 0,5 Prozent pro Jahr aus.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Investition in den ETF ist transparent, weil der Blick auf den Index zeigt, in welche Titel investiert wird. Es ist kostengünstig, weil kein Fondsmanagement bezahlt wird, sondern nur geringe Transaktionskosten entstehen (der Emittent muss schließlich die Aktien handeln, um den ETF zusammenzustellen). Und ein ETF ist diversifiziert – also breit gestreut –, weil in viele verschiedene Titel investiert wird. Als Grundregel gilt: Je mehr Titel, desto weniger Risiko. Außerdem gibt es mit diesem Investitionsvehikel einen Schutz vor Insolvenz des Emittenten, da das Vermögen als „Sondervermögen“ gilt und im Falle einer Pleite des Ausgebers nicht in die Insolvenzmasse fließt (das gilt übrigens auch für aktive Fonds). Wird der Emittent zahlungsunfähig, ist das Geld des ETFs-Anlegers trotzdem sicher.
Gefahren von Indexfonds
Die Ur-Idee hinter den ETFs ist der Gedanke, dass niemand den Markt dauerhaft schlagen kann. Deswegen wurde 1975 mit dem ersten Indexfonds einfach der Markt selbst abgebildet. Mittlerweile erfreuen sich ETFs jedoch so großer Beliebtheit, dass es mehr Indizes als Aktien gibt, wie Bloomberg bereits 2016 festgestellt hat. Diese Entwicklung hat sich seither noch verschärft. Dadurch, dass täglich mehr als eine Milliarde Dollar ins ETFs fließen, blähen sie den Index noch weiter auf. Zudem halten die ETF-Emittenten noch größere Anteile an dem jeweiligen Unternehmen, somit konzentriert sich die Eigentümer-Struktur gerade der großen Unternehmen stetig.
Der Herdentrieb in ETFs hat noch einen anderen Beigeschmack, und zwar, sobald es zu einer Änderung im Index kommt, wenn ein Unternehmen etwa den Dax verlassen muss und dafür ein anderes in den Index aufsteigt. Meistens ist so eine Indexanpassung schon im Vorfeld absehbar und wird Wochen vorher angekündigt. Die ETFs dürfen ihren Bestand jedoch meistens dann erst anpassen, sobald der Indexwechsel tatsächlich stattgefunden hat. Andere Marktteilnehmer, die nicht an diese Regeln gebunden sind, können sich schon viel früher positionieren und Aktien jenes Unternehmens kaufen, dass erst später in den Index aufsteigt, oder Titel von Unternehmen verkaufen, die den Index verlassen müssen. Das hat erhebliche Auswirkungen auf den Preis der Aktien. Die ETF-Anbieter können dann nicht auf einen besseren Zeitpunkt warten, sondern müssen den Titel dann auch zu einem ungünstigen Preis kaufen.
Schwere Verluste am „Black Monday“
Weiters sollte man bedenken, dass das letzte Börsenjahrzehnt eigentlich nur gute Zeiten kannte. Doch gehen die Märkte nach unten, schmieren die ETFs genauso ab – schließlich bilden sie ja den Markt ab. Hier kann ein eigentlicher Vorteil des ETFs – die tägliche Handelbarkeit an der Börse – auch nach hinten losgehen und diesen Effekt verstärken.
Ein Beispiel ist der „Black Monday“ aus dem August 2015. Der unheilvolle Tag begann mit Einbrüchen an der Börse in China. In der Folge waren auch US-Anleger verunsichert und platzierten bereits zahlreiche Handelsorder, bevor die Börsen in den USA öffneten. Das wiederum sorgte dafür, dass ein internes Sicherheitssystem aktiviert wurde, das Anleger eigentlich schützen sollte: Wenn der Wert eines Titels zu sehr schwankt – also die Volatilität hoch ist – werden die Verkaufsorder kurzfristig ausgesetzt. Das war an diesem Montag mehrfach der Fall (mehr als 10 Prozent Gewinn oder Verlust eines Titels innerhalb von fünf Minuten).
Die Börsenaufsicht in New York setzte daraufhin den Handel von Futures in Verbindung mit dem S&P 500 aus und der Kauf dieser Papiere war nicht mehr möglich. Mit Futures kann man fallende Kurse absichern, doch dieser „Sicherheitsmechanismus“ für ETFs wurde mit dem Handelsstopp ausgesetzt. Die ETFs schmierten deutlich ab: Die Härtefälle stellten zwei Vanguard-ETFs und einen von BlackRock dar, die sogar einen Verlust von 32 Prozent hinnehmen mussten – und das in nur wenigen Minuten. Die Indizes, auf denen diese ETFs basierten, verloren jedoch nur sechs bis zehn Prozent.
Die Indexzusammenstellung selbst kann auch noch mal für ein potenzielles Risiko sorgen, beispielsweise die extrem starke Gewichtung von Aktien aus dem Technologiebereich im S&P 500. Hier beträgt die Gewichtung von Alphabet (Google), Amazon, Facebook, Tesla und den übrigen Technologiekonzernen zusammen knapp 38 Prozent. Das Risiko ist hier also sehr stark auf einen einzigen Bereich konzentriert. Umso wichtiger ist, dass die restlichen Bausteine im eigenen Portfolio nicht mit den Branchen und Sektoren kollidieren, über die man schon über die ETFs investiert ist.
Fazit
Wichtig ist, dass ETF-Anleger in schlechten Marktphasen nicht in Panik verfallen und aus Angst vor noch größeren Verlusten ihre Anteile schnell verkaufen. Denn erst mit dem Verkauf sind die Verluste realisiert. Börsen-Anfänger sollten sich unbedingt vor Augen halten, dass Investitionen immer über einen langen Zeitraum gedacht werden sollen, alles andere ist Zockerei. Aufgrund der niedrigen Gebühren und der Teilhabe an der Marktentwicklung können ETFs jedoch einen sehr sinnvollen Baustein im Portfolio darstellen.
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