Geldanlage

Diamanten: Eine Investment-Alternative zu Gold?

Lesezeit: 5 min
07.03.2022 20:09  Aktualisiert: 07.03.2022 20:09
Als Beimischung zum eigenen Portfolio setzen manche Anleger nicht auf konventionelle Edelmetalle wie Gold und Silber, sondern auf Diamanten. Taugen die funkelnden Steine wirklich zur Spekulation? Und was ist bei ihrem Kauf zu beachten?
Diamanten: Eine Investment-Alternative zu Gold?
Die Wertbestimmung eines Diamanten hängt von vier verschiedenen Faktoren ab, die aufgrund ihrer Anfangsbuchstaben gerne als die „4C“ bezeichnet werden. (Foto: iStock.com/RHJ)
Foto: RHJ

Keine Frage: Zu Schmuckstücken verarbeitet, hat der Diamant seit jeher einen besonderen Reiz. Der härteste und in seiner Reinform wertvollste Edelstein der Welt funkelt an Ringen und Ketten ebenso wie an Königskronen. Sogar Geheimagent James Bond befand sich in einem gleichnamigen Film einst im „Diamantenfieber“. Doch wie steht es abseits des faszinierenden Mythos um dieses Juwel? Lässt sich damit für Investoren in heutigen Zeiten Geld verdienen? Der Gedanke liegt nahe, schließlich erfreut sich das begehrteste Edelmetall Gold nach wie vor großer Beliebtheit als sicherer Anlagehafen in stürmischen Zeiten. Wieso sollte dies beim begehrtesten Edelstein anders sein?

In der Tat haben Gold und Diamanten eine nicht unwichtige Gemeinsamkeit: Ihr Vorkommen in der Natur ist begrenzt, ihre Förderkapazität kann nicht erhöht werden. Das sorgt im einen wie im anderen Fall für eine gewisse Wertbeständigkeit – zumindest langfristig. Für die vergangenen fünf Jahre etwa zeigt der Polished Price Index der globalen Diamanten-Handelsplattform IDEX eine relativ konstante Preisstabilität für die meisten Gewichts-, Schliff- und Reinheitsklassen. Kurzfristig dagegen sind die Diamantenpreise mitunter stärkeren Schwankungen aufgrund akuter Entwicklungen der Wirtschaft ausgesetzt. Das war es jedoch im Prinzip mit den Parallelen zwischen Gold und Diamanten.

Erschwerter Rahmen: Steuern und Lagerungsfrage

Ein paar signifikante Unterschiede, die beim Investment zu beachten sind, lassen erahnen, dass Diamanten doch eher ein Investitionsobjekt für Liebhaber sein dürften. So fallen bereits beim Blick auf die äußeren Rahmenbedingungen zwei Aspekte ins Gewicht, die einige Anleger abschrecken werden: Im Gegensatz zu Investment-Gold, das in Deutschland aktuell noch von der Mehrwertsteuer befreit ist, wird beim Kauf von Diamanten der volle Steuersatz von derzeit 19 Prozent berechnet. Hinzu kommt, dass die Verkaufspreise der Edelsteine ohnehin schon deutlich höher liegen als ihr eigentlicher Materialwert.

Dieser Spread ist einerseits durch die relativ hohen Verarbeitungskosten zu begründen, die entstehen, wenn Rohdiamanten zu Investment-Steinen geschliffen werden. Zusätzlich kalkulieren die meisten etablierten Händler am Markt gerne mit größeren Handelsspannen, um ihren Profit auf dem umkämpften Markt zu sichern. Damit sich der Spread ausgleicht, müssen Diamanten nach dem Erwerb zunächst eine bestimmte Wertsteigerung erleben. Danach erst können sie ihren Käufern Wertzuwächse bescheren.

Neben solchen Besonderheiten in der Preisthematik spielt auch die Frage nach der Lagerung eine nicht unwesentliche Rolle beim Diamanten-Investment. Da es die Edelsteine ausschließlich als physische Anlageform gibt, müssen sich Anleger gerade beim Kauf größerer Mengen überlegen, ob sie diese noch zuhause oder in einem Bankschließfach lagern wollen. Letzteres sorgt durch seine Gebühren für eine weitere Eintrübung der Anlagefreude. Zum Vergleich: In Gold lässt sich auch bequem über Wertpapiere investieren. Beispielsweise durch börsengehandelte ETCs, welche die Entwicklung des Goldpreises abbilden und als Inhaberschuldverschreibung mit physischem Gold beim Anbieter gedeckt sind.

Die 4C bestimmen den Wert

Abgesehen von den erschwerten Rahmenbedingungen ist auch die Wertbestimmung der Diamanten selbst nicht leicht. Sie hängt von gleich vier verschiedenen Faktoren ab, die in der Fachwelt aufgrund ihrer Anfangsbuchstaben gerne als die „4C“ bezeichnet werden. Diese sind:

  • Colour: Die Farbe. Je durchsichtiger bzw. farbloser ein Stein ist, desto wertvoller ist er in der Regel. Jedoch können auch farbige Diamanten aufgrund ihrer Seltenheit mitunter einen beachtlichen Wert erzielen, sofern die Farbe eindeutig erkennbar ist.
  • Clarity: Die Reinheit. Je weniger Einschlüsse oder äußere Beeinträchtigungen der Stein aufweist, desto wertvoller ist er. Die höchste Qualitätseinstufung lautet „lupenrein“ und meint, dass auch bei zehnfacher Vergrößerung keine Mängel erkennbar sind.
  • Carat: Das Gewicht. Ein Karat entspricht 0,2 Gramm. Die Rechnung, dass ein Stein umso wertvoller ist, je höher sein Gewicht ausfällt, geht nur dann auf, wenn die anderen drei C in ausreichendem Maße erfüllt sind. Um als Investment-Objekt zu dienen, empfehlen Experten gerne ein Mindestgewicht von einem halben Karat für einen Diamanten.
  • Cut: Der Schliff. Es gibt eine Vielzahl von Schliffformen, die an den jeweiligen Steinen nach bestimmten Qualitätskriterien und Schliffgraden bewertet werden. Der für Investment-Diamanten empfohlene Schliffgrad hört auf die Bezeichnung „exzellent“ (EX) und stellt das perfekte Funkeln eines lupenreinen Steines sicher.

Für die Einstufung, welche Kombinationen einzelner 4C-Ausprägungen welchen Wert am Markt erzielen können, gibt etwa der regelmäßig aktualisierte und traditionsreiche Rapaport-Bericht eine Orientierungshilfe. Letztlich müssen die Bewertungen aber ohnehin in jedem Einzelfall von Fachleuten vor Ort vorgenommen werden, etwa von spezialisierten Juwelieren. Für einen durchschnittlichen Anleger als Laie ist die Preisermittlung nahezu unmöglich. Im Übrigen hängt der Wert eines Investment-Diamanten auch davon ab, ob seine Echtheit durch ein Zertifikat belegt werden kann. Dieses sollte von einem weltweit anerkannten, renommierten Zertifizierungsinstitut stammen ‒ vorzugsweise vom GIA, HRD, AGS oder IGI. Deren Zertifikate beinhalten auch eine Einstufung der 4C und kommen meist in Form einer Blister-Verpackung des Diamanten daher.

Widrigkeiten im Diamanten-Handel

In jedem Fall sollten Investoren auf Rohdiamanten und Diamantenschmuck zur Anlage verzichten, da hierbei die Wertbestimmung schwieriger ist und häufig zu geringe Qualitäten vorliegen. So etwas goutieren die Händler an den schnelllebigen globalen Diamanten-Haupthandelsplätzen wie Antwerpen, Tel Aviv oder New York in der Regel nicht. Viele von ihnen haben schließlich schon genug mit einem immer volatileren Dollarkurs zu kämpfen, denn die Diamantenpreise werden seit jeher in der US-Währung gehandelt. Zudem dürfte so mancher Händler sorgenvoll auf die voranschreitenden wissenschaftlichen Entwicklungen bei der Herstellung von Zuchtdiamanten blicken. Neue Technologien erzielen eine hohe Qualität der Steine sowie eine schnellere Zucht von größeren Mengen. Ob dies in fernerer Zukunft die Diamantenpreise nachhaltig drücken wird, bleibt abzuwarten. Für Gold dagegen ist nach wie vor keine Zuchttechnik in Sicht.

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Gregor Elsbeck ist gelernter Journalist und schreibt als freier Autor in Mainz über Themen aus den Bereichen Finanzen und Management.

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